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Das Rote Kreuz - Geschichte einer humanitaeren Weltbewegung

Das Rote Kreuz - Geschichte einer humanitaeren Weltbewegung

Titel: Das Rote Kreuz - Geschichte einer humanitaeren Weltbewegung
Autoren: Daniel-Erasmus Khan
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unabhängigen, neutralen und mit einem klaren völkerrechtlichen Mandat ausgestatteten Institution zu akzeptieren, wenn das Genfer Komitee der Versuchung widersteht, sich in einen beliebigen und damit letztlich austauschbaren «Hilfsmulti» zu verwandeln. Der auf internationaler Ebene mit dem Zeichen des Roten Kreuzes verbundene Kernauftrag ist zweifellos anspruchsvoll und fordernd genug in einer Welt zunehmender Unschärfe – zwischen Krieg und Frieden, zwischen Terror und Befreiungskampf, zwischen Neutralen und Kriegsparteien, zwischen legitimen und illegitimen Kämpfern, zwischen Opfern und Tätern, zwischen zulässigen und unzulässigen Gewaltmittelngegenüber Mensch und Umwelt. Und vielleicht ist es gerade in dieser neuen Welt der Grautöne, in der die Rotkreuzidee und ihre Repräsentanten mit ihren einfachen, kompromisslos allein auf die Bedürfnisse des Individuums in Not ausgerichteten Handlungsmaximen dringender benötigt werden denn je.

IX. Epilog
    Bereits auf ihrer Gründungskonferenz sah sich die noch junge humanitäre Bewegung dem Vorwurf ausgesetzt, man dürfe den Krieg nicht dauerhaft als «notwendiges Übel» akzeptieren. General Dufour konterte diese nicht ganz substanzlose Kritik damals mit dem Hinweis darauf, dass es, «solange die menschlichen Leidenschaften dauern, und das wird wohl noch lange der Fall sein, Kriege auf dieser Erde geben» werde. Und in der Tat: Bis heute werden Menschen Opfer von Kriegen und bis heute sieht sich der Mensch auch in Friedenszeiten existentiellen Bedrohungen ausgesetzt: durch Gewalt, Hunger, Krankheit, (Alters-)Armut, Obdachlosigkeit, umwelt- und menschengemachte Katastrophen. Hoffnung macht, dass der Mensch offensichtlich auch zu ganz anderen Leidenschaften fähig ist: Die Arbeit von Angehörigen der Sozialberufe und Millionen freiwilliger Helferinnen und Helfer, aber auch von Menschenrechts-, Friedens- und Umweltaktivisten belegt immer wieder aufs Neue, dass Albert Camus wohl recht hatte, als er 1942 inmitten einer der größten humanitären Katastrophen zur Erkenntnis gelangte: «Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.»
    Und so erzählt die Geschichte des Roten Kreuzes letztlich von Menschen, die sich – in den Worten von Hans Magnus Enzensberger – mit nüchterner Leidenschaft «einer Mission verschrieben haben, von der sie wissen, dass sie nie ein gutes Ende nehmen wird». Oder vielleicht doch?

Literatur (Auswahl)
Schriften aus den Anfangsjahren der Rotkreuzbewegung
    Dunant, H., Eine Erinnerung an Solferino (Schweizerisches Rotes Kreuz, Hrsg., 2009, franz. Original 1862)
    Moynier, G., La neutralité des militaires blessés et du service de santé des armées (Paris 1867)
    Moynier, G./Appia L., La guerre et la charité; traité théoretique et pratique de philantrophie appliquées aux armées en campagne (Genf 1867)
    Naundorff, J., Unter dem rothen Kreuz. Fremde und eigene Erfahrungen auf Böhmischer Erde und den Schlachtfeldern der Neuzeit (Leipzig 1867)
    Cazenove, L. de, La guerre et l’humanité au XIXe siècle (Paris 1869) –
mit den Ratifikationserklärungen zur 1. Genfer Konvention (48ff.)
    Moynier, G., Les dix premières années de la Croix Rouge (Genf 1873)
    Lueder, C., Die Genfer Convention (Erlangen 1876)
    Von großer Bedeutung ist auch die Publikationstätigkeit (der Mitglieder) des IKRK in Form von Rundschreiben, Konferenzberichten, Mitteilungen über die verschiedenen Aktivitäten der Bewegung sowie Beiträgen im seit 1869 erscheinenden Bulletin International des Sociétés de la Croix-Rouge. Die Protokolle der Sitzungen des IKRK aus den Anfangsjahren (1863–1914) sind nun veröffentlicht: Pitteloud
,
J.-F. (Hrsg.), Procès-verbaux des séances du Comité international de la Croix-Rouge (Genf 1999).
Internationales Komitee vom Roten Kreuz
    Viele Autor(inn)en sind der Rotkreuzbewegung in der einen oder anderen Weise in Sympathie verbunden. Auch eine bisher 4 Bände und den Zeitraum von 1859–1965 umfassende ausführliche Gesamtdarstellung hat zumindest semioffiziellen Charakter:
    History of the International Committee of the Red Cross/Histoire du Comité international de la Croix-Rouge: Boissier, P., Vol. I: From Solferino to Tsushima (Genf 1985, franz. Original 1963) – Durand, A., Vol. II: From Sarajevo to Hiroshima (Genf 1984, franz. Original 1978) – Rey-Schyrr, C., Vol. III: De Yalta à Dien Bien Phu, 1945–1955 (Genf 2007) – Perret,
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