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Das Rote Kreuz - Geschichte einer humanitaeren Weltbewegung

Das Rote Kreuz - Geschichte einer humanitaeren Weltbewegung

Titel: Das Rote Kreuz - Geschichte einer humanitaeren Weltbewegung
Autoren: Daniel-Erasmus Khan
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die ständige Einsatzbereitschaft der Mitglieder der Bewegung zu stärken sowie ein universales Solidaritätsbewußtsein mit allen, die ihres Schutzes und ihrer Hilfe bedürfen, zu wecken und zu festigen.» (Präambel der Statuten von 1986)
    Keinesfalls indes darf man dieses Dokument als eine Art Gründungsurkunde einer internationalen Organisation missverstehen: Die Bewegung ist und bleibt ein durch gemeinsame Ideale und Aufgaben geprägter loser Verbund eigener Art. Auch ein solcher Verbund aber will organisiert sein. Und so verfügt die Bewegung denn auch bereits seit 1928 über drei Organe: die alle vier Jahre stattfindende Internationale Konferenz des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes, einen Delegiertenrat sowie schließlich eine Ständige Kommission (siehe dazu die graphische Darstellung auf der Innenseite des Einbands).
    Der
Delegiertenrat
ist die «Generalversammlung» der Rotkreuzbewegung. Alle Glieder haben hier gleiche Rechte und verfügen jeweils über eine Stimme: das Amerikanische Rote Kreuz ebenso wie dasjenige aus Andorra, das IKRK ebenso wie die Föderation. Regelmäßig alle zwei Jahre im zeitlichen Zusammenhang mit Internationaler Konferenz sowie Generalversammlung der Föderation werden hier die großen strategischen, aber auch alle internen Fragen der Bewegung diskutiert und möglichst im Konsens entschieden.
    Die aus lediglich neun Mitgliedern bestehende und mindestenszweimal im Jahr tagende
Ständige Kommission
(fünf nationale Gesellschaften sowie jeweils zwei Vertreter von IKRK und Föderation) dient der Bewegung dazu, auch zwischen den Tagungen des Delegiertenrates im kleinen Kreis über alle dringenden Fragen miteinander im Dialog zu bleiben. Das harmonische Zusammenwirken innerhalb der Bewegung kann so sichergestellt, aber auch die Durchführung der Beschlüsse der Internationalen Konferenz überwacht werden.
    Diese
Internationale Konferenz
ist die Herzkammer der gesamten Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Durch verbindliche Resolutionen weist sie dieser für ihre humanitäre Tätigkeit in Krieg und Frieden Ziel und Richtung, kann die organisatorischen Grundlagen der Bewegung (insbesondere das Statut) modifizieren und interne Meinungsverschiedenheiten verbindlich beilegen sowie schließlich Initiativen zur Weiterentwicklung des Humanitären Völkerrechts ergreifen. Dass diese Initiativen vielfach von Erfolg gekrönt sind, liegt an der einzigartigen Zusammensetzung dieser Konferenz. Sitz und Stimme haben hier nämlich nicht nur nationale Gesellschafen, IRKK und Föderation, sondern vielmehr auch alle Vertragsstaaten der Genfer Konventionen. In einer langen, bis auf das Jahr 1863 zurückgehenden Tradition entscheiden also bis heute Staaten und die nichtstaatlichen Akteure der Rotkreuzbewegung gemeinsam über Fortschritte auf dem Wege zu einer weiteren Humanisierung der Kriegführung. Natürlich haben die Staaten das letzte Wort. Aber haben sich diese, regelmäßig bereits im Vorfeld der Konferenz diplomatisch intensiv umsorgt vom IKRK, erst einmal in der von humanitärem Geist getränkten Genfer Atmosphäre zu Konzessionen bewegen lassen, dann fällt ein späteres «Nein» schwer oder steht ein solches jedenfalls unter erheblichem Begründungszwang. War das nicht auch bereits das Erfolgsrezept von Dunant, Dufour und Moynier?

VIII. Das Rote Kreuz heute: Herausforderungen und Perspektiven
    Humanitarismus – so hat Michael Walzer jüngst (2011) in der renommierten Zeitschrift «Foreign Affairs» geschrieben – sei nach dem Ende des Kommunismus und der Diskreditierung des Neoliberalismus der wohl wichtigste «Ismus» der Gegenwart. Andere mächtige Triebkräfte in der Welt der Ideen und der Politik, wie «Nationalismus» und «Rationalismus», mögen gegen die Richtigkeit dieser Aussage sprechen. Sicher aber ist: In den vergangenen 20 Jahren ist die humanitäre Welt größer und sie ist komplexer geworden. Und sie ist – und da hat Walzer sicher recht – stärker ins öffentliche Bewusstsein gedrungen als jemals zuvor.
    Allein in der Dekade von 1990 bis 2000 haben sich die weltweiten Ausgaben der öffentlichen Hand für humanitäre Hilfe verdreifacht, mit weiter steigender Tendenz. Gleichzeitig ist nicht nur die Zahl der auf diesem Gebiet tätigen privaten Akteure auf lokaler, regionaler und universeller Ebene sprunghaft angestiegen. Auch die Staaten selbst sowie von ihnen kontrollierte und finanzierte internationale Organisationen entfalten heute ein weit über das Maß traditioneller
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