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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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hätt ’ einen Vorschlag“, sagte er, zu allen gewandt. „Wir machen ab morgen wieder Unterricht und holen die Ferien nach, wenn die Quarantäne vorbei ist!“
    Unbeschreiblicher Jubel brach aus. Ganz von selbst ordnete sich das vielstimmige Durcheinander zum rhythmischen Sprechchor, mit dem die Ritterschaft den Lehrertisch förmlich bombardierte.
    „ Bit-te-mor-gen-Un-ter-richt ! Bit-te-mor-gen-Un-ter-richt ...“
    „Die sind ja erlöst, wie Dornröschen!“ flachste Klaus.
    Die Lehrer ließen sich nicht lumpen und riefen alsbald rhythmisch dagegen: „Endlich seid ihr klug geworden! Endlich seid ihr klug geworden...“
    Nachdem sich die Begeisterung halbwegs gelegt hatte, läutete Beni noch einmal mit der Kuhglocke. „Der Vorschlag scheint hiermit angenommen zu sein; der Ferienkapitän gibt sein Amt an den Schulkapitän zurück.“
    Im erneuten Beifall drückte er Ottokar die Hand.
    „Jetzt ist es wieder wie früher!“ Fritz, der Seltenfröhlich, strahlte.
    Alle atmeten auf, der alte Schwung war wieder da. Nur die vier Mini-Mienen blieben ernst.
    „Mann“, seufzte Mutbold Kuno, „lernen und gleichzeitig ein Stück schreiben — das wird’n Ding!“
    Ehrentraut Eberhard schlug undamenhaft mit der Faust auf den Tisch. „Aber wir dürfen nicht aufgeben! Auf keinen Fall.“ Ahnfried Herbert nickte vor sich hin. „An uns geht’s wieder mal raus!“
    Allein Hortwart Egon konnte sein Grinsen nicht verbergen.
    „Jetzt hab ich den Namen für die Horn-Rolle: Minnegard von Rosenfels!“ Da strahlten die Mit-Mini-Mimen. Und fielen nicht auf, was für ihre Überraschung sehr wichtig war.

Achtundvierzigstundennonstopsuperstreich

    „Jede Gemeinschaft muss ein Ziel haben!“ stand in der neuesten Ausgabe der Schulzeitung Wappenschild zu lesen. Mücke hatte den Artikel verfasst: „Ohne Quarantäne hätten wir nie erfahren, dass unser Ziel die Schule ist, das Lernen, nicht die Burg. Die ist unsere Freude und hat unsere Gemeinschaft geprägt. Unsere Ferien auf Burg Schreckenstein, beziehungsweise im Sanatorium Burg Schreckenstein, wie wir nicht zuletzt wegen Elfriedes Kochkünsten und den Zuschüssen durch Eltern und Gönner sagten, waren kurz aber lehrreich. Wir haben es mit Nichtstun versucht, mit Fressen und Selbstregierung, die wir sowieso schon hatten. Doch erst, als wir zu dem gewohnten Tageslauf zurückfanden, war der alte Schwung mit einem Mal wieder da. Der Übergang ins neue Trimester ist uns auf diese Weise völlig entgangen. Heini kam gesund zurück, die Quarantäne wurde aufgehoben. Wir können uns wieder frei bewegen, was vor allem dem Haarschnitt zugute kam. Und der Wäsche.
    Alles geht seinen gewohnten Gang, trotzdem ist es anders. Zehn freie Tage haben wir auf unserem Konto. Die können wir abrufen, aufgeteilt oder zusammen, wie es uns gefällt. Eine fundamentale Freiheit, einmalig in der Geschichte von Burg Schreckenstein!“

    Friseurmeister Bächle in Wampoldsreute hatte Hochbetrieb.
    „Wie viele Matratzenfüllungen haben Sie uns denn schon vom Kopf geschnipselt?“ fragte ihn Mücke.
    Da der Salon auch von Rosenfelser Mädchen besucht wurde, war das Ende der Quarantäne bekannt.
    „Was macht ihr denn jetzt mit euren Ferien?“ erkundigte sich Ingrid, als Dampfwalze gerade unter der Schere saß.

    „Ich bin dafür, dass wir sie an Weihnachten dranhängen“, antwortete er. „Dann können wir länger Skilaufen.“
    Das Wiedersehen mit Ingrid kam am Abend in der Folterkammer noch einmal zur Sprache. Die gesamte Ritterschaft hatte sich dort versammelt, um sich darüber zu einigen, wie sie die freien Tage nutzen wollten.
    „Die Mädchen wissen, dass wir Ferien guthaben“, erklärte der Muskelprotz. „Sie wissen aber nicht, dass wir uns auch mitten im Trimester Tage frei nehmen können.“
    Ein Raunen ging durch die Ritterschaft.
    „Hört sich erfolgversprechend an“, meinte Pummel.
    Ottokar auf dem steinernen Richtertisch hob die Hand. „Dann lasst uns mal abstimmen. Wer ist dafür, dass wir uns für einen Achtundvierzigstundennonstopsuperstreich gegen Rosenfels frei nehmen?“
    Hans-Jürgen, der wieder alles aufschrieb, sah in einen Wald von Armen. „Wer ist dagegen?“ fragte er, und der Wald verschwand. Nicht ein Stämmchen blieb stehen.
    „Hätte mich auch sehr befremdet!“ lästerte Mücke.
    „Ja“, sagte Ottokar, „dann wollen wir uns mal überlegen, was wir da machen könnten.“
    „Tag und Nacht, wohlgemerkt!“ fügte Stephan hinzu. „Da gibt’s ungeahnte Möglichkeiten!
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