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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp.
Autoren: Michel Verne
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beide. Wer unter diesen Verhältnissen ein solches Anerbieten zu machen wagt, der ist entweder ein Schwindler oder ein Dummkopf. Etwas dazwischen gibt es nicht!
    – Nun aber das Thompsonsche Bureau? warf Morgan ein.
    – Das Thompsonsche Reisebureau, erklärte der Subdirektor mit scharfer Betonung, steht entweder unter der Leitung eines Possenreißers, der Dummheiten macht, oder unter der eines Dummkopfs, der sich einen Possenstreich erlaubt. Dazwischen kann man ja wählen.«
    Robert Morgan mußte unwillkürlich lachen.
    »Doch Ihre Reisenden? fragte er noch.
    – Die haben ihre Anzahlung, und um sie zu entschädigen, sogar doppelt, schon durch die Post wiedererhalten, und was Sie betrifft, wollte ich eben jetzt die Sache in Ordnung bringen«
    Robert Morgan verzichtete jedoch auf eine Entschädigung. Für eine geleistete Arbeit Bezahlung anzunehmen, das war ja selbstverständlich, irgendwie aber die Schwierigkeiten der Agentur, die ihn engagiert hatte, spekulativ auszubeuten, das verbot ihm sein Feingefühl denn doch.
    »Sehr hübsch von Ihnen, erwiderte der Subdirektor, ohne auf diese Sache weiter einzugehen. Übrigens kann ich Ihnen dafür wenigstens einen guten Rat geben.
    – Und der wäre?
    – Nun, ganz einfach der, stellen Sie sich in dem Reisebureau von Thompson und Kompagnie vor, und übernehmen Sie da die Rolle, die Ihnen bei uns zugedacht war. Ich ermächtige Sie auch, sich dort auf unsre Agentur zu berufen.
    – Das ist leider zu spät, antwortete Morgan, die Stelle ist schon besetzt.
    – Bah!… Schon?… Woher wissen Sie das?
    – Von den Plakaten. Das Thompsonsche Bureau erwähnt darauf schon einen Dolmetscher, mit dem ich mich voraussichtlich nicht messen könnte.
    – Das haben Sie also nur durch die Plakate erfahren?
    – Nur durch diese.
    – O, in diesem Falle, schloß der Subdirektor sich erhebend, versuchen Sie nur getrost Ihr Glück; es wird noch nicht zu spät sein.«
    Robert Morgan befand sich – sehr niedergeschlagen – wieder auf der Straße. Die Stelle, die er kaum erhalten hatte, war ihm ja entgangen. So schlenderte er aufs neue ziellos dahin, denn wozu sollte es dienen, dem Rate der Agentur Baker zu folgen. Der Platz würde ja doch nicht mehr frei sein. Und doch, war er nicht fast gezwungen, jeder Aussicht, die ihm zu winken schien, nachzugehen?
    In dieser Unentschlossenheit ließ er sich einfach vom Zufall führen. Der Himmel hatte ihn aber entschieden unter seinen besondern Schutz genommen, denn plötzlich, auf einem benachbarten Turme schlug es eben zehn, sah er sich vor den Bureaux von Thompson and Co. stehen.
    Ohne große Hoffnung öffnete er die Tür und gelangte dann sofort in eine geräumige, luxuriös ausgestattete Vorhalle, die durch eine halbkreisförmige Wand mit vielen Schalterfenstern – gewiß wenigstens fünfzehn – abgeschlossen war. Durch eines davon – übrigens das einzige, das offen stand – konnte man einen jungen Mann sehen, der ganz in seine Arbeit vertieft zu sein schien.
    In der Mitte des für das Publikum bestimmten Raumes ging ein Mann, der einen Prospekt las und dazu Anmerkungen niederschrieb, mit großen Schritten auf und ab. An der Hand, die den Bleistift hielt, schimmerten drei Ringe, einer am kleinen und zwei am Ringfinger, an der, die das Papier hielt, glänzte noch ein vierter. Von Mittelgröße und untersetzter Gestalt, wandelte der Mann lebhaft hin und her, so daß seine schwere goldene Kette mit vielen Anhängseln über seinem etwas hervortretenden Bauche klimperte. Bald senkte sich sein Kopf tiefer auf das Papier, bald wandte er sich der Decke der Halle zu, als wollte er dort Erleuchtung suchen. Alle seine Bewegungen waren heftig. Offenbar gehörte er zu den stets erregten, unruhigen Persönlichkeiten, die sich nur wohl fühlen, sobald ihnen etwas Ungewöhnliches zustößt oder sie größere Schwierigkeiten zu überwinden haben.
    Am auffallendsten erschien an ihm, daß er Engländer war. Nach seiner Wohlbeleibtheit, der dunkeln Färbung seiner Haut, dem pechschwarzen Schnurrbart und dem allgemeinen Eindruck von seiner, scheinbar immer unter Dampfdruck stehenden Persönlichkeit hätte man ihn weit eher für einen Italiener gehalten. Das einzelne würde den Eindruck von der ganzen Erscheinung nur bestätigt haben, die lächelnden Augen und die etwas aufgestülpte Nase ebenso, wie die unter dichten, krausen Haaren abfallende Stirn, alles verriet so etwas wie eine ein wenig vulgäre Feinheit.
    Als der Mann Robert Morgan bemerkte, machte er,
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