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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp.
Autoren: Michel Verne
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so verstehe ich seine Verpflichtungen auch.«
    Der Subdirektor nahm wieder das Wort.
    »Kommen wir auf die Engagementsbedingungen. Wir bieten als Akkord für die ganze Reise dreihundert Francs und außerdem natürlich Unterkunft und unentgeltliche Verpflegung. Erscheint Ihnen das passend?
    – Jawohl, vollkommen, erklärte Morgan.
    – Nun gut; wenn Sie mir nun noch einige Referenzen angeben könnten…
    – Leider bin ich, geehrter Herr, nur erst seit kurzem in London; doch hier ist ein Brief von Lord Murphy, der Sie über mich unterrichten und Ihnen gleichzeitig erklären wird, warum ich augenblicklich ohne Beschäftigung bin,« antwortete Morgan, indem er seinem Gegenüber das für ihn verhängnisvolle Schreiben überreichte, das übrigens in sehr schmeichelhaften Ausdrücken abgefaßt und ihm erst heute Morgen zugegangen war.
    Die Durchlesung erforderte eine geraume Zeit. Der Subdirektor, ein peinlich genauer und gewissenhafter Mann, erwog ein Wort nach dem andern, als wollte er die Bedeutung eines jeden aussaugen. Dafür fiel aber auch die Antwort recht klar und deutlich aus.
    »Wo wohnen Sie, mein Herr? fragte er.
    – Cannon Street fünfundzwanzig.
    – Gut; ich werde mit Herrn Baker von Ihnen sprechen, schloß der Subdirektor die Unterredung. Wenn die Erkundigungen, die ich noch einzuziehen verpflichtet bin, ebenso ausfallen wie das, was ich schon weiß, so können Sie sich als von unsrer Agentur engagiert betrachten.
    – Dann wäre die Sache also soweit abgemacht? bemerkte Morgan noch in seiner Freude.
    – Abgemacht,« bestätigte der Engländer, während er wieder aufstand.
    Morgan versuchte vergeblich, noch mit einigen Worten seinen Dank auszusprechen.
    »
Time is money
.« Kaum vermochte er sich noch höflich zu verabschieden, als er schon wieder auf der Straße stand, jetzt aber erstaunt und erfreut über die Leichtigkeit und Schnelligkeit seines Erfolges.
Fußnoten
    1 1560 M. = 1835
K
österr. W.
Zweites Kapitel.
Ein öffentlicher Wettbewerb.
    Morgans erste Sorge am folgenden Morgen, am 26. April, war es, das Plakat wieder aufzusuchen, das ihm am Tage vorher gleichsam als Dolmetscher der Vorsehung in die Augen gefallen war. Ja, diesen Weg mußte er unbedingt machen.
    Die Straße fand er leicht wieder, ebenso die Strecke der düstern Mauer und die Stelle, wo er vom Platzregen so tüchtig eingeweicht worden war, das Plakat selbst war aber schwerer wieder zu erkennen. Obwohl sein Format noch dasselbe war, hatte es doch ein ganz verändertes Aussehen. Der vorher graue Grund sah jetzt schreiend blau aus und die früher schwarzen Buchstaben leuchteten in blendendem Scharlachrot. Das Bakersche Reisebureau hatte es jedenfalls erneuert, da die Anstellung Morgans die letzte Zeile mit dem Gesuch eines sprachkundigen Führers überflüssig gemacht hatte.
    Er suchte danach nahe dem untern Rande des großen Blattes. Plötzlich schnellte er erstaunt in die Höhe.
    Eine angefügte Zeile fand sich da nämlich auch heute, sie lautete jedoch wesentlich anders, denn sie meldete, daß ein Begleiter, der »aller Sprachen mächtig« sei, für die Lustreise gewonnen wäre.
    »Aller Sprachen! rief Morgan; davon habe ich doch kein Sterbenswörtchen gesagt!«
    Da wurde er schon in der Kundgebung seiner Unzufriedenheit durch eine weitere Entdeckung unterbrochen: als er die Blicke über den obern Teil des Plakates schweifen ließ, bemerkte er da die Firma eines Kompagniegeschäftes, auf der der Name Bakers nicht vorkam.
    »Agentur Thompson and Co.«, las der junge Mann voller Erstaunen, und erkannte nun, daß die Mitteilung wegen des Dolmetschers sich nicht auf ihn beziehen konnte.
    Das vorliegende Rätsel sollte er bald lösen. Wenn ihm die Sache überhaupt einen Augenblick rätselhaft erschienen war, lag das daran, daß die Farben, die dieser Thompson gewählt hatte, auf Kosten der Umgebung unwiderstehlich die Augen auf sich zogen. Zur Seite dieser neuen Ankündigung befand sich, Rand an Rand, noch immer das Plakat Bakers.
    »Schön, sagte Morgan für sich, als er die Blicke wieder dem andern weitleuchtenden Maueranschlag zuwendete. Warum habe ich den aber gestern nicht bemerkt? Na, wenn zwei Plakate vorhanden sind, werden wohl auch zwei Lustfahrten geplant sein.«
    Durch eine flüchtige Vergleichung kam er darüber bald ins Reine. Außer der Firmenangabe, dem Namen des Schiffes und dem des Kapitäns waren die beiden Plakate einander völlig gleich: der vorzügliche Dampfer
The Seamew
trat hier an Stelle des ausgezeichneten
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