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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp.
Autoren: Michel Verne
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den ihn ganz gefangen haltenden Gedanken vor einer langen, düstern, mit vielfarbigen Plakaten bedeckten Mauer in… in einer Wasserlache stehen geblieben war.
    Eines dieser Plakate, das, in Imperialformat mit diskreten Farben gedruckt, ihm gerade gegenüberlag, schien seine Aufmerksamkeit besonders zu erregen. Mehr maschinenmäßig – man entreißt sich ja nicht so schnell den Fesseln seiner Träume – durchflog Morgan den Inhalt des Plakats; als er aber mit dem Lesen fertig war, begann er damit zum zweiten, darauf zum dritten Male, ohne dessen Inhalt wirklich aufgefaßt zu haben. Beim dritten Male ging es durch ihn jedoch wie ein leises Erzittern. Eine am untern Ende des Blattes mit kleinen Lettern gedruckte Linie veranlaßte ihn, genauer hinzusehen, so durchlas er das Plakat zum vierten Male. Es hatte folgenden Inhalt:
     
    Reisebureau Baker and Co., Limited.
    69, Newghate Street, 69
    London.
    ––––
    Große Vergnügungsreise
    nach
    den drei Archipelen
    der Azoren, Madeiras und der Canarischen Inseln
    mit dem ausgezeichneten
    Dampfer »
The Traveller
«
    (2500 Tonnen, 3000 Pferdekr.)
    Kapitän Mathews
    Abfahrt von London am 10. Mai, 7 Uhr abends
    Rückkehr nach London am 14. Juni gegen Mittag.
    Die geehrten Reisenden haben außer dem Fahrpreise keinerlei Unkosten.
    Träger und Wagen für Ausflüge.
    Unterkunft nur in Hotels erster Klasse.
    –––––
    Fahrpreis, alle Unkosten eingeschlossen, 78 Pfd. Sterl. 1
    Weitere Auskunft in den Bureaus der Gesellschaft:
    69, Newghate Street, 69. – London.
    –––––
    Gesucht: ein sprachkundiger Führer.
    –––––
     
    Morgan trat näher an das Plakat heran und überzeugte sich dabei, daß er richtig gelesen hatte. Ja, da wurde ein sprachkundiger Führer verlangt.
    Er entschloß sich sofort, dieser Führer zu werden… vorausgesetzt freilich, daß Baker und Compagnie ihn als solchen annahmen.
    Es war ja möglich, daß er den betreffenden Herren nicht gefiel, möglich auch, daß die Stelle schon besetzt war.
    Nun, das erste mußte er ja bald erfahren, über das zweite tröstete ihn schon das Aussehen des verheißungsvollen Anschlags. Der war offenbar neu und noch ganz frisch, er konnte erst an demselben Morgen, höchstens am Abend vorher angeheftet worden sein.
    Immerhin galt es jetzt, keine Zeit zu verlieren. Ein Monat sorgenloser Ruhe, die es ihm ermöglichte, wieder in die Steigbügel zu kommen, die Aussicht, bei der Heimkehr ein hübsches Sümmchen gespart zu haben – denn an Bord genoß er doch voraussichtlich freie Verpflegung – und eine angenehme, gewiß interessante Reise obendrein… das war doch für einen Kapitalisten wie Robert Morgan nicht zu verachten.
     

    Robert Morgan.
     
    Er eilte also, was er konnte, nach der Newghate Street. Genau um elf Uhr öffnete er die Tür von Nummer 69.
    Der Vorraum und die Korridore, die er, von einem jungen Manne geleitet, durchschritt, machten auf ihn einen günstigen Eindruck. Etwas abgenutzte Läufer von schönen, wenn auch zum Teil verblichenen Farben, verrieten offenbar eine gut beschäftigte Agentur und gewiß keine erst von gestern.
    Morgan wurde endlich, während sein Führer ihm immer vorausging, in ein gut und ansprechend ausgestattetes Bureau gewiesen, worin hinter einem mächtigen Tische ein Herr saß, der sich zu seinem Empfange erhob.
    »Habe ich die Ehre, Herrn Baker zu sprechen? fragte Morgan höflich.
    – Herr Baker selbst ist augenblicklich abwesend, doch ich vertrete ihn in jeder Beziehung, antwortete der Herr, der Robert durch eine Handbewegung zum Sitzen einlud.
    – Ich habe, begann dieser, die Plakate gesehen, durch die Ihre Agentur zu einer von ihr organisierten Reise einladet, und habe da gelesen, daß Sie noch einen Dolmetscher suchen. Ich komme nun mit der Bitte, mir diese Stelle anzuvertrauen.«
    Der Subdirektor sah seinen Gast etwas aufmerksam an.
    »Welcher Sprachen sind Sie mächtig? fragte er nach kurzem Schweigen.
    – Der französischen, englischen, spanischen und portugiesischen Sprache.
    – Auch gründlich?
    – Nun, ich bin geborner Franzose. Ob ich genügend englisch spreche, können Sie ja selbst beurteilen. Das Spanische und Portugiesische ist mir ebenso geläufig.
    – Also ganz vorzüglich. Doch das ist noch nicht alles. Unser Dolmetscher muß auch eingehende Kenntnis von den Ländern haben, die während der Fahrt berührt werden, er muß also gleichzeitig als unterrichteter Führer dienen können.«
    Morgan zögerte eine Sekunde mit der Antwort.
    »Ja ja,
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