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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp.
Autoren: Michel Verne
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seine Lektüre unterbrechend, Halt, ging dann auf ihn zu, grüßte mit überschwenglicher Freundlichkeit und begann sofort:
    »Wird uns vielleicht die Ehre zuteil, mein Herr, Ihnen in irgendwelcher Weise nützlich sein zu können?«
    Morgan fand nicht gleich eine passende Antwort. Der andre fuhr darauf fort:
    »Sie kommen doch wohl wegen unsrer Vergnügungsreise nach den drei Archipelen?«
    – Ganz recht, sagte Morgan, doch…«
    Da wurde er schon unterbrochen.
    »Eine herrliche Reise, sage ich Ihnen, eine prächtige Reise! rief der redselige Mann. Und wir veranstalten sie für so wenig Geld wie möglich. Hier, mein Herr, betrachten Sie gefälligst diese Karte – er wies dabei nach einem großen Blatt an der Wand – da sehen Sie gleich, wohin die Fahrt überall gehen wird. Nun, und das alles bieten wir für wieviel? Für zweihundert Pfund? Für hundertfünfzig? Für hundert Pfund? Nein, lieber Herr, für die lächerliche Summe von vierzig Pfund Sterling, alles inbegriffen: Verpflegung ersten Ranges, einen prächtigen Dampfer mit den bequemsten Kojen, mein Herr; dazu Führer und Träger für alle Ausflüge und Unterkommen nur in Hotels erster Klasse!«
    Er deklamierte seinen ganzen Prospekt.
    Morgan versuchte vergeblich, diesen Redestrom zu hemmen. Halte nur einer einen Schnellzug auf, der unter Volldampf dahinsaust!
    »Ja… ja wohl… Sie kennen diese Einzelheiten jedenfalls schon aus den Plakaten; dann werden Sie auch wissen, welch harten Kampf wir auszufechten gehabt haben. Aber einen für uns glorreichen Kampf, das kann niemand leugnen!«
    Das wäre nun wohl noch stundenlang so weitergegangen, wenn Morgan, der allmählich die Geduld verloren hatte, dem nicht endlich Einhalt getan hätte.
    »Habe ich die Ehre, Herrn Thompson zu sprechen? fragte er trockenen Tones.
    – Er steht vor Ihnen und ist mit Vergnügen zu Ihren Diensten, antwortete der schwatzhafte Agent.
    – Wollen Sie mir dann gefälligst sagen, ob es richtig ist, daß Sie, wie man mir versichert hat, für die Fahrt schon einen sprachkundigen Führer haben?
    – Aber ich bitte Sie! rief Thompson. Zweifeln Sie vielleicht daran? Wie wäre eine solche Reise ohne einen gewandten Dolmetscher möglich? Natürlich haben wir einen, und zwar einen ganz vorzüglichen Dolmetscher, der alle Sprachen ohne Ausnahme beherrscht.
    – Dann, sagte Morgan, habe ich Sie nur wegen der Ihnen verursachten Störung um Entschuldigung zu bitten.
    – Wieso? fragte Thompson etwas verdutzt.
    – Ich wollte mich gerade um diese Stelle bewerben… doch da sie schon besetzt ist…«
    Bei diesen Worten grüßte Morgan höflich und wendete sich schon der Türe zu.
    Er erreichte sie jedoch nicht. Thompson war ihm nachgeeilt und sagte:
    »Ah… deshalb kamen Sie also!… Man spricht sich aber doch aus, sapperment!… Was für ein kurz angebundener Mann! Doch gemach; wollen Sie mir gefälligst folgen.
    – Wozu könnte das dienen?« entgegnete Morgan.
    Thompson wiederholte seine Aufforderung.
    »O, das weiß man nicht im voraus. Kommen Sie, kommen Sie nur mit mir.«
    Morgan ließ sich nach der ersten Etage führen und hier in ein recht bescheiden ausgestattetes Zimmer, das sich von dem Luxus im Erdgeschosse auffallend unterschied. Darin befanden sich nur ein alter Mahagonitisch mit abgenutzter Politur und zwei Stühle mit Strohsitzen… nichts weiter.
    Thompson setzte sich und bedeutete Morgan, sich ebenfalls zu setzen.
    »Jetzt, wo wir unter vier Augen sind, begann er, gestehe ich Ihnen frank und frei, daß wir noch keinen Dolmetscher haben.
    – Sie erklärten aber doch, warf Morgan ein, kaum vor fünf Minuten…
    – O, fiel ihm Thompson ins Wort, das kann ja vor fünf Minuten gewesen sein, doch nur, weil ich Sie für einen Kunden ansah.«
    Er lachte dazu so herzlich, daß Morgan, er mochte wollen oder nicht, seine Heiterkeit teilen mußte.
    Thompson nahm gleich wieder das Wort.
    »Der Platz ist also noch frei. Doch vor allen Dingen, haben Sie Empfehlungen?
    – Ich glaube, die werden Sie nicht brauchen, wenn ich Ihnen sage, daß ich dieselbe Stellung erst vor einer Stunde bei der Agentur Baker und Kompagnie aufgegeben habe.
    – Ah, Sie kommen von unserm Gegner, dem Baker?«
    Robert Morgan mußte nun Punkt für Punkt berichten, was dort vorgegangen war.
    Thompson frohlockte. Die rivalisierende Agentur bis auf deren Dolmetscher zu schneiden, das war der Gipfel des Triumphs. Er lachte, klopfte sich auf die Schenkel, stand auf und setzte sich wieder, hielt aber niemals auf demselben
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