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Das Reich des Lichts

Das Reich des Lichts

Titel: Das Reich des Lichts
Autoren: Santiago García-Clairac
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Kampf.
    Jetzt machte sich der junge Ritter auf den Weg. Crispín, sein treuer Knappe, begleitete ihn.
    Arquimaes’ Rat befolgend, ritten die beiden Männer gen Süden, bis sie in ein Gebiet kamen, das zum Reich von König Rugiano gehörte und als „das Land des Feuers“ bekannt war.
    Eines Abends, nach einem erschöpfenden Tagesritt, ließen sie sich am Rande einer Felsenkette nieder, die einen hervorragenden Schutz bot.
    „Dieses Land ist verflucht“, sagte Crispín mit warnender Stimme. „Der Himmel ist tiefschwarz, der Mond ist kaum zu sehen, und auch die Sterne haben sich versteckt.“
    „Das ist mir gleich“, erwiderte Ritter Adragón verbittert, „meine Sterne sind Alexia und Émedi. Alles, was ich fürchte, ist, sie nie mehr wiederzusehen.“
    „Wir finden Arquitamius! Er wird sie wieder zum Leben erwecken, und das wird dir das Licht geben, das du brauchst.“
    „Es wird schwierig sein, ihn unter diesen Umständen zu finden. Das Land des Feuers ist eine wahre Hölle … Und nicht genug damit“, fügte Arturo hinzu. „Rugiano soll ein blutrünstiger Herrscher sein, wie man hört …“
    „Unsere Mission ist nicht einfach“, gestand Crispín ein, „aber wir werden sie erfüllen.“
    Nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen hatten, legten sie sich neben einem heimelig flackernden Lagerfeuer unter einem Felsendach nieder und wickelten sich in dicke Decken, um sich gegen die klirrende Kälte der Nacht zu schützen.
    „Was tust du da eigentlich, Crispín?“, fragte Arturo nach einer Weile. „Was ist das für ein seltsames Geräusch, das uns jede Nacht begleitet?“
    „Ich schnitze ein Holzschwert“, erklärte der Knappe. „Eine Nachbildung des Schwertes, das Arquimaes dir geschenkt hat.“
    „Du fertigst eine Kopie des alchemistischen Schwertes an? Lass es mich berühren. Mal sehen, ob ich es erkennen kann.“
    Arturo nahm das Holz in die rechte Hand und strich mit der Linken über den Griff.
    „Ein Kunstwerk!“, rief er aus. „Adragóns Kopf ist dir hervorragend gelungen. Er ist vollkommen … Was hast du mit dem Schwert vor?“
    „Ich hoffe, eines Tages zum Ritter geschlagen zu werden wie du. Ich möchte zur Schwarzen Armee gehören. Das Holzschwert gibt mir Hoffnung.“
    „Du wirst schneller zum Ritter geschlagen werden, als du glaubst. Du bist an deinen Aufgaben gewachsen und hast es in der Reitkunst wahrhaftig zur Perfektion gebracht. Hab noch ein wenig Geduld.“
    „Ja, Alexander de Fer war mein Lehrer …“ Crispín verstummte. Er hatte den Namen des Verräters ausgesprochen, den Arturo aus ganzem Herzen hasste. „Entschuldige, Arturo, ich rede zu viel …“
    „Ich weiß, dass es keine Absicht war“, beruhigte ihn sein Herr. „Schlaf jetzt.“
    Der Knappe lag still unter seiner Decke und beobachtete, wie Arturo einzuschlafen versuchte. Doch der junge Ritter fand keinen Schlaf. Alexanders Name hatte schmerzhafte Erinnerungen in ihm geweckt.
    Arturo nahm die Silbermaske ab, die Arquimaes für ihn angefertigt hatte, um sein verbranntes Gesicht zu verbergen, und verwahrtesie in einem Lederbeutel. Er musste an Alexia denken, an Demónicus, an Demónicia und Alexander. Wie wütende Gespenster geisterten sie durch seine überbordende Fantasie.
    Völlig erschöpft sank er schließlich in eine befreiende Bewusstlosigkeit. Er stürzte in einen tiefen Abgrund, in dem sich die Gespenster mit den Erinnerungen vermischten, und fiel unter dem besorgten Blick Crispíns in einen unruhigen, nervösen Schlaf.
    Am nächsten Morgen setzten die beiden bei strömendem Regen ihren Weg fort. Arturo schien abwesend, versunken in seinen Erinnerungen.
    „Gestern Nacht habe ich gehört, wie du mit jemandem gesprochen hast, den du sehr liebst“, unterbrach der Knappe schließlich das Schweigen.
    „Das wirst du geträumt haben.“
    „Du hast im Schlaf geredet“, beharrte Crispín. „Ich bin mir ganz sicher.“
    „Und mit wem?“
    „Mit deiner Mutter …“
    „Das ist doch normal“, sagte Arturo. „Sprichst du nicht auch manchmal mit deiner Mutter?“
    „Ich habe sie kaum gekannt. Aber du hast recht, ab und zu habe ich das Bedürfnis, mit ihr zu sprechen.“
    „Wir alle haben das Bedürfnis, mit den Menschen zu sprechen, die wir lieben … Und bittest du deine Mutter manchmal um etwas, Crispín?“
    „Ich bitte sie darum, meinem Vater zu helfen, jetzt, da er einen Arm verloren hat. Und ihm die Kraft zu geben, nach vorn zu schauen.“
    „Ich könnte meine Mutter ja auch mal um etwas
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