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Das Reich des Lichts

Das Reich des Lichts

Titel: Das Reich des Lichts
Autoren: Santiago García-Clairac
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Schwarz gekleidete Ritter hatte keine Augen! Ein blinder Mann, der mit einer solchen Geschicklichkeit zu kämpfen wusste, musste verhext sein!
    Der Hauptmann überwand den Ekel, den Arturos Gesicht in ihm hervorrief, und griff noch energischer an. Der Kampf wurde so heftig geführt, dass die Klingen Funken sprühten.
    Ein starker Schmerz ließ den Hauptmann zurückweichen. Arturo hatte soeben sein Panzerhemd durchstoßen und ihm die Seite aufgeschlitzt.
    „Stirb, du Hund!“, brüllte Voracio und schwang sein Schwert, allerdings mit mehr Wut als Bedacht. „Niemand verletzt ungestraft einen Hauptmann des Königs!“
    „Versuch es nur, Hauptmann!“, brüllte Arturo, immer noch aufgebracht durch den grausamen Befehl an den Scharfrichter, das Mädchen zu verbrennen.
    Arturo ließ seinen Gegner in dem Glauben, dass er sein Schwert nur mit der Rechten zu führen wisse. Der tumbe Hauptmann fiel auf den Trick herein, und kurz darauf schlitzte ihm ein von links geführter Hieb die Kehle auf. Zuerst saß er wie gelähmt aufrecht im Sattel, doch dann verlor er das Gleichgewicht und stürzte vom Pferd. Der gepanzerte Körper schlug mit einem ohrenbetäubenden Lärm auf dem Pflaster auf.
    Sogleich eilte Simbolius seinem Hauptmann zu Hilfe, doch Voracio war bereits tot. Keiner der Soldaten sagte ein Wort. Schweigend warteten sie auf einen Befehl. Sie waren nicht gewillt, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, es sei denn, man befahl es ihnen.
    In diesem Augenblick fing die Erde zu beben an.

II
    E INE ILLEGALE F ESTNAHME
    Ich heiße Arturo Adragón und habe seit jeher in der Stiftung Adragón gelebt, einer großen mittelalterlichen Bibliothek, die seit Hunderten von Jahren meiner Familie gehört. Jetzt liegt mein Vater im Krankenhaus, und ich wohne bei Metáfora.
    I CH BIN SOEBEN aufgewacht und versuche, mich in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Doch die ist nicht gerade anregend, und es kostet mich große Mühe, aus meinen Träumen in die Realität zurückzukehren. Hoffentlich werde ich nicht verrückt wie mein Großvater.
    Mein Kopf ist angefüllt mit mittelalterlichen Schlachten, mit Entführungen, Verrat, Mord, Hexerei und Verzweiflung … Ich glaube, Arturo Adragón, die zentrale Figur in meinen Träumen, ist noch schlimmer dran als ich.
    Gestern Abend hat Metáfora mir die Buchstaben auf ihrem Oberkörper gezeigt. Sie sehen genauso aus wie meine. Ich habe nicht herausfinden können, woher sie stammen. Nicht einmal Metáfora selbst weiß es.
    Jetzt sitzen wir beim Frühstück. Wir haben vor, meinen Vater und Norma im Krankenhaus zu besuchen. Bei dem bloßen Gedanken daran, dass Papa dem Tod so nahe war, zittern mir die Knie.
    „Ich mache mir Sorgen um General Battaglia“, sage ich, während ich mir einen Donut aus der Schachtel nehme. „Wir haben schon lange nichts mehr von ihm gehört.“
    „Dem geht es bestimmt gut“, antwortet Metáfora und gießt mir Kaffee ein. „Irgendwann steht er wieder vor der Tür, wirst schon sehen.“
    „Du hast sicher recht … Nur dass ich manchmal seine Ratschläge vermisse …“
    „Ich weiß, Arturo, aber wir können nicht die Arme verschränken und auf ihn warten. Wir müssen uns überlegen, wie es weitergehen soll. Was hältst du davon, wenn wir nach dem Krankenhaus zum Friedhof gehen? Die Suche nach dem Grab meines Vaters raubt mir den Schlaf.“
    „Nur keine Panik, wir finden es schon, das verspreche ich dir.“
    Metáfora schaut mich dankbar an und legt ihre Hand auf meine.
    „Und, was gibt’s Neues von deinem Freund Horacio?“, frage ich scherzend, um sie ein wenig aufzuheitern.
    „Du weißt ganz genau, dass ich nichts mit ihm habe!“, erwidert sie, wobei sie so tut, als wäre sie böse. Auch ihr ist nach Scherzen zumute.
    „Aha!“, rufe ich mit breitem Grinsen. „Dann hast du ihn nur benutzt, um mich eifersüchtig zu machen!“
    „Und du hast mit Mireia rumgemacht! Oder hast du das schon wieder vergessen?“
    Ich will ihr gerade die passende Antwort geben, da klingelt es an der Wohnungstür.
    „Komisch! Wer kann das sein, um diese Zeit?“, wundert sich Metáfora und steht auf.
    Sie geht zur Tür und öffnet. Ich höre eine Männerstimme fragen:
    „Wohnt hier Arturo Adragón?“
    „Ja, was wollen Sie von ihm?“
    „Ist er zu Hause?“
    „Ja, aber …“
    Seltsam, dass mich jemand hier sucht. Es weiß doch so gut wie niemand, dass ich bei Metáfora wohne. Vielleicht jemand von der Schule …
    „Arturo, kannst du mal bitte einen Moment kommen?“, ruft
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