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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen
Autoren: Gabi Kreslehner
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doch Premiere.«
    »Bis jetzt?«
    Er war ein bisschen verlegen. »Nein, nicht bis jetzt. Wo
bist du denn nun?« Sie sagte es ihm. Er wollte hochkommen.
    Als er sie umarmte, merkte sie, dass er nass war und
außerdem ein bisschen stank, nach Zigaretten, nach Schnaps, nach Schweiß, nach
was man eben so stank nach einer durchzechten Nacht, und dass sie es mochte.
    »Ihr habt den Fall gelöst«, sagte er. »Nicht wahr? Du
wirkst so ... abgeklärt.«
    »Ja«, sagte sie. »Aber abgeklärt? Nein.«
    Er sah das Bett und taumelte darauf zu.
    »Oh!«, sagte er. »Das ist bestimmt weich. Das ist bestimmt
für mich.« Und fiel darauf nieder und war in der Sekunde eingeschlafen. Sie
schüttelte den Kopf und schaute ihn an. Er lag da in T-Shirt, kurzer Hose und
Flip-Flops. Du spinnst, Mann, dachte sie und schüttelte den Kopf, du hast
wirklich einen Schuss. Sie zog ihm die Flip-Flops von den Füßen und deckte ihn
zu. Was weißt du von der Welt, dachte sie, wenn sie nicht im Theater
stattfindet? Und wusste im selben Augenblick, dass das unfair war. Er wusste
viel von der Welt. Er wusste, wie man eine Frau glücklich machte. Sogar, wie
man einen Mann glücklich machte. Mit Pauken und Trompeten. Wenn das nicht viel
war?
    Sie grinste und fühlte sich gut, während sie unbehelligt
ihrem Zynismus frönte. Dann stellte sie sich ans Fenster und erledigte die
obligaten Blicke hinaus in die Welt, in die Freiheit, in das Grenzenlose, in
das Was-auch-immer. Düstere Untergangsstimmung herrschte auf der Straße, Wind,
Regen, es war kein bisschen heller geworden. Spätestens wenn die Donau den
Nebel schickte, würde alles in diesem Zustand der Bedeutungslosigkeit
versinken, in dem man tatenlos herumspazieren konnte, und nichts, wirklich gar
nichts ging einen etwas an. Sie ging zum Zimmertelefon, bestellte Frühstück,
schickte Max eine SMS, dass sie am Nachmittag nach Hause kommen würde, und legte
sich wieder ins Bett. Lauberts fiel ihr ein.
    Scheiße, dachte sie, wir müssen die Fahndung abblasen. Das
dürfen wir nicht vergessen. Wahrscheinlich hatte das schlechte Gewissen in ihm
die Sehnsucht nach seiner Frau geweckt, und er war zu ihr gefahren, in irgendeinen
südlichen Urlaubsort irgendwo im südlichen Italien, ließ sich die Sonne auf den
Pelz brennen und würde sie nie wieder betrügen. Vielleicht tat sie es dann.
    Sie griff erneut nach dem Handy, tippte Lauberts
abblasen ein und schickte die Notiz per SMS an Felix. Dann fiel ihr
auf, dass dieser seinen zweiten Termin innerhalb weniger Stunden bei Max nicht
angetreten und auch keineswegs abgesagt hatte. Frau
Brigitte wird sich freuen, tippte sie erneut in das Handy,
fügte fünf Rufzeichen hinzu, drückte auf SENDEN und ahnte, dass Felix sie
verfluchen würde, falls er zufällig das Handy irgendwo in der Nähe seines
Bettes liegen haben würde und er zufällig vergessen hatte, es auszuschalten,
was wahrscheinlich war angesichts dieser nächtlichen Unzeit, in der sie alle
heute, HEUTE ins Bett gefallen waren.
    Brückl fiel ihr ein und dass sie ihn vermutlich glücklich
gemacht hatten mit der raschen Auflösung des Falles. Zwar würde es zu keiner
Gerichtsverhandlung kommen, bei der er sich in Szene setzen konnte, aber für
ein paar Interviews in der lokalen Presse würde es schon reichen.
    Dann nahm sie sich vor, Sonja, seine Frau, zu ihrer
merkwürdigen Affinität zu befragen, die sie seit jeher in Hinblick auf
geheimnislose Streber hegte, auf Männer, bar jeder Melancholie, bar jeder
Bedeutung, sie wollte endlich wissen, was es damit auf sich hatte.
    Wahrscheinlich, vermutete Franza, ging es um Sicherheit,
um Beständigkeit, etwas, das Karen Reuter nie gehabt hatte.
    Schon verrückt, dachte sie und seufzte, da liege ich hier
mit Port in einem sauteuren Hotel, das keine fünfhundert Meter von seiner
Wohnung entfernt ist, und habe nicht einmal ein schlechtes Gewissen. War das
dekadent? Oder einfach nur blöd? Sie seufzte, wenn sie an die Rechnung dachte,
die sie einige Stockwerke tiefer an der Rezeption erwartete und die sie
keineswegs in die Spesenabrechnung
würde geben können.
    Port rührte sich, er krabbelte zu ihr heran und legte
seinen Kopf in ihre Halsbeuge. Sie schaute ihn an, sein hübsches Gesicht, seine
dunklen Haare, strich leicht über sein Kinn, das stachelig war wie ein
Igelbaby, was sie gerne mochte, weil es sie an Max erinnerte und an die
entfernten Stunden ihrer Anfange. Sie dachte an die Zukunft und daran, was sie
bereithalten würde, daran, dass wahrscheinlich alle
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