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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen
Autoren: Gabi Kreslehner
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Motorboot«, sagte sie. »Es
liegt irgendwo an der
    Donau. Der Schlüssel ist weg.«
    Franza hob den Kopf, rasch, elektrisiert. »Wo?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Denken Sie nach!« Sie umfasste Karens Arme, drückte sie
fest. »Aber ich weiß es doch nicht. Er hat mich nie mitgenommen. Er sagte, die
Donau sei sein Revier. Da hätte ich nichts verloren. Das hab ich akzeptiert.
Außerdem mag ich die Donau nicht.«
    Plötzlich klickte es in Franzas Kopf, sie ließ Karens Arme
los, rannte aus dem Badezimmer, die Stiege hinunter. Der Kreis schloss sich.
    Herz kam aus dem Keller, in einer hölzernen Kiste unter
Stapeln von altem Zeitungspapier hatte er Maries Tasche gefunden, ihr Handy,
aber das war jetzt nicht mehr wichtig.
    »Wir fahren«, sagte Franza. »Ich weiß, wo er ist. Wir
brauchen die Gleichenbach.«
     
    Erfreute sich auf das Feuer. Lichterloh würde es brennen.
Auf dem Wasser.
    Überall. Ein Ball, der in die Nacht hinausschoss. Er würde
mittendrin sein.
     
    Sie hatten den Mond als Verbündeten. Er klebte als volle
Scheibe an einem leicht bewölkten Himmel und gleißte sein Licht auf die Donau
und ihre Uferstraßen. Verstärkung war angefordert, das volle Programm,
Wasserpolizei, Techniker, die so etwas wie eine Flutlichtanlage installieren
sollten, Kollegen, die sich vor Ort auskannten, und Robert. Außerdem hatten sie
Judith Gleichenbach angerufen. Sie hatte den Treffpunkt vorgegeben, ein
Gasthaus an der Peripherie ihres Dorfes in der Nähe jenes Badeplatzes an der
Donau, von dem Franza überzeugt war, dass er das Zentrum des Kreises war, der
sich nun schließen würde.
    Judith war schon da, als sie eintrafen, und mit ihr die
ortskundigen Kollegen. Kurz darauf legte ein Boot der Wasserpolizei an, und
auch die Techniker tauchten auf, sie hatten Scheinwerfer gewaltigen Ausmaßes
bei sich, die die Donau in gleißendes Licht tauchen würden.
    Judith Gleichenbach war blass, aber gefasst. Während die
Kollegen über die Lage aufgeklart und für ihren Einsatz instruiert wurden,
stand sie ein wenig abseits im halben Licht des Gasthauses, das direkt am Fluss
lag, und an der Straße, die durch das Auwäldchen zu den verschiedenen Badeplätzen
führte. Sie wurden jedoch nicht mehr besonders intensiv genutzt, wie die Wirtin
Franza zu berichten wusste.
    Abgesehen davon, dass die Donau meistens nur sehr kaltes
Wasser führte und deshalb nicht wirklich einladend war, waren die Strände
steinig und ein wenig heruntergekommen, Gestrüpp und Augehölz lag geknickt von
den letzten Stürmen herum und würde erst im Herbst weggeräumt werden, der
Zugang zur Donau war deshalb oft beschwerlich. Allerdings wusste die Wirtin von
Booten, die hin und wieder an einem alten Steg angetäut waren, Zillen, Kanus
und dergleichen. Ein Motorboot hätte sie noch nie dort verankert gesehen, sie
sei aber schon länger nicht mehr vorn an der Donau gewesen, sicher drei Jahre
nicht, wozu auch, sie hätten ja den eigenen Zugang und der sei gepflegt und
nicht dermaßen verwildert.
    Ob sie im Laufe des Nachmittags jemanden habe vorbeifahren
sehen in einem Jeep Cherokee?
    Die Wirtin dachte nach. Sie kenne sich nicht so aus mit
Autos, meinte sie dann, dafür sei ihr Mann zuständig, aber es sei schon
möglich, dass so ein Geländewagen heute hier vorbeigekommen sei.
    Sie rief ihren Mann, der hinter dem Vorhang der
Eingangstür der Gaststube diesen Moment ruhig abgewartet hatte.
    »Ja«, sagte er, als Franza ihm dieselbe Frage gestellt
hatte, und strich sich bedächtig über den fast kahlen Schädel. »Der Reuter ist
vorbei in seinem Jeep.« Ein warmes Kribbeln durchlief Franzas Körper. Sie hatte
sich also nicht getäuscht. »Der Reuter. Sie kennen den?«
    »Ja«, sagte der Wirt. »Sicher. Wir sind miteinander zur
Schule gegangen. Der kommt ja von hier. Wieso?«
    »Erzählen Sie«, sagte Franza in dem Ton, der keinen
Widerspruch duldete und keinen Aufschub. Der Mann hob erstaunt die Augenbrauen,
kratzte sich am Kinn und überlegte. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir
waren keine Freunde, nur Klassenkameraden, und nach der Schule haben wir uns
aus den Augen verloren. War plötzlich weg. Aber vor ein paar Jahren ist er
wieder aufgetaucht, der Johannes, hat mit einem kleinen Motorboot hier angelegt
und gefragt, ob er's wohl am Bootssteg unten vertäuen könnte.«
    Der Wirt zeigte stromabwärts. »Ja, da haben wir natürlich
ein bisschen gequatscht. Er hat erzählt, dass er an einem Gymnasium in der
Stadt unterrichtet, dass er in Amerika studiert
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