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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen
Autoren: Gabi Kreslehner
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hat und dann noch ein paar
Jahre dortgeblieben ist. Das hat mir natürlich imponiert. Ich meine, ich bin
kaum jemals hier rausgekommen, bis auf ein-, zweimal Urlaub in Griechenland.
Aber was ist das schon gegen zehn Jahre New York.«
    Franza nickte, während sie mit einem Auge verfolgte, wie
Herz mit den Kollegen den Einsatz besprach und koordinierte.
    »Naja«, sagte der Wirt. »Auf der anderen Seite hat ihn
auch nichts mehr hier gehalten. Eltern tot, keine Verwandten, was soll man dann
noch da.« Ja, dachte Franza, was soll man dann noch da.
    »Warum wollen Sie denn das alles wissen?«, fragte der
Wirt. »Weshalb veranstalten Sie denn diesen Zirkus hier? Hat er was
ausgefressen, der Reuter?«
    »Nein«, sagte Franza und hob beschwichtigend die Hände.
Aufgescheuchte Wirtsleute konnten sie jetzt am wenigsten gebrauchen. »Keine
Sorge. Reine Routine.«
    »Reine Routine?!« Der Wirt schaute sie verächtlich an.
»Das glauben Sie doch selbst nicht. Ich habe genug Krimis im Fernsehen gesehen,
dass ich weiß, dass das hier keine Routine ist.«
    »Wie auch immer«, sagte sie und hatte wieder diesen Ton in
der Stimme - kein Widerspruch, kein Aufschub. »Sie und Ihre Frau gehen jetzt
besser ins Haus und rühren sich nicht von der Stelle. Ich gehe davon aus, dass
ich mich darauf verlassen kann.«
    Der Wirt riss die Augen auf. »Na so was! Da muss er ja
ordentlich was ausgehoben haben, der Johannes! Hätt ich dem gar nicht
zugetraut!« Als Franza weg war, sagte er zu seiner Frau: »Die hat Haare auf den
Zähnen, so viele hast nicht mal du.« Sie schlug nach ihm, er lachte. Felix und
Franza nahmen Judith Gleichenbach bei sich im Auto mit und fuhren als Erste
durch die Au bis zu einer Art Parkplatz. Da stand der Jeep.
    »Da vorne«, sagte Judith, nachdem sie ausgestiegen waren,
und deutete die enge Straße hinunter, die sich noch ein Stück durch die Aubäume
schlängelte und dann in einer Kurve und der Dunkelheit verschwand. »Da ist der
Unfall passiert. Da ist sie liegen geblieben.«
    Franza nickte. »Kommen Sie«, sagte sie. »Das erzählen Sie
uns später. Wo müssen wir hin?«
    Sie setzten Stirnlampen auf und pirschten sich großräumig
an. Sie stiegen einen Abhang hinunter, durch unwegsames Gestrüpp, über erdiges
Gestein, und Franza war wieder einmal froh, für solche Zwecke jederzeit
passendes Schuhwerk im Auto parat zu haben. Endlich sahen sie die Donau grau
durchs Gesträuch schimmern, ein kiesiger Strand öffnete sich, der sich nach
jeder Seite hin etwa zwanzig Meter erstreckte. Rechts von ihnen, in der
Nachbarschaft zu einem großen Felsblock, der halb aus dem Wasser ragte, befand
sich der Steg, an dem an Seilen einige schmale Holzboote hingen. »Lampen aus«,
flüsterte Felix, alle gehorchten.
    »Okay«, sagte Franza leise zu Judith. »Vielen Dank. Sie
gehen jetzt zurück zum Auto und warten dort auf uns.« Aber Judith schüttelte
den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Ich bleibe.«
    Franza seufzte, es war klar, dass ihre Autorität in diesem
Fall versagte. Sie nickte. »Aber Sie halten sich im Hintergrund.«
    Das Motorboot befand sich in der Mitte des Flusses. Still
und dunkel lag es im Wasser, nichts deutete darauf hin, dass sich jemand an Bord
befand. Sie schalteten die Scheinwerfer ein, im selben Augenblick kam Herz'
Stimme durch das Megaphon, während Wolken sich vor die Scheibe des Mondes
schoben.
     
    Jetzt sind sie also da, dachte er und musste lächeln.
Gerade noch rechtzeitig zur Vorstellung. Und was für einen Aufwand sie
betrieben. Er rührte sich nicht, blieb liegen, schaute in den Himmel, in den
Mond, vor den sich langsam eine Wolke schob. Schade, dachte er, keine Sterne
zum Abschied, nur den Mond noch ein bisschen.
    Hat sie mich also doch noch verraten, dachte er, meine
Judith, jetzt endlich, und konnte auch darüber lächeln. Naja. Was konnte man
schon erwarten? FOTZEN WAREN SIE DOCH ALLE ELENDE FOTZEN EINE WIE DIE ANDERE
NUN WURDE SCHLUSS SEIN ZUM TEUFEL MIT IHNEN Erfreute sich auf das Feuer.
Lichterloh würde es brennen. Auf dem Wasser.
    Überall. Ein Ball, der in die Nacht hinausschoss, und
er...
    ... mittendrin ...im Auge des Sturms, im Auge des Vulkans.
    Noch spürte er den dunklen Strom, der durch ihn geflossen
war und ihn verzehrt hatte, seit er denken konnte. Bald würde alles vorbei
sein, würde alles bersten, zerstieben, Stückwerk, endlich, Tand im Eingang zur
Hölle.
    Er stand auf und löste die Zündung. Lächelnd. Frei.
Endlich.
     
    Als der Feuerball in die Luft schoss mit
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