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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch
Autoren: Jason Dark
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Hoffnung?«
    »Das habe ich immer getan.«
    »Und du warst auch schon in den entsprechenden Situationen, um so etwas sagen zu können.«
    »Unzählige Male.
    Sie konnte sogar lachen. »Sagst du das nur, um mich zu beruhigen? Oder meinst du es ehrlich?«
    »Es hängt mit meinem Job zusammen.«
    »Über den ich so wenig weiß.«
    »Ist auch besser so.«
    »Ach ja?«
    »Es gibt Dinge, Max, die man nicht erklären kann. Man muss sie hinnehmen, man muss es einfach glauben. Ich habe mir das angewöhnt. Auch weil ich immer damit konfrontiert werde.«
    »Geisterjäger, nicht?«
    »Genau.«
    »Rattenjäger wäre mir lieber.«
    Ich musste jetzt auch lachen.
    Den Humor jedenfalls hatte sie noch nicht verloren. Aber es stimmte irgendwie. Rattenjäger wäre in diesem Fall besser gewesen. Nur würden sich die Ratten von uns nicht jagen lassen. Sie waren da, um uns zu bewachen, und da hatte uns Florence ruhig allein lassen können.
    Wohin sie gegangen war, wussten wir nicht. Wir hatten sie nur noch kurz nach dem Anzünden des Feuers gesehen. Dann war sie verschwunden. Möglicherweise in die Höhle. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie noch nicht wieder zurückgekehrt, und ich wollte diese Chance nutzen. Vielleicht kam ich an mein Handy heran. Es gab schließlich noch jemand, der so etwas wie eine Rückendeckung oder einen Flankenschutz bilden sollte.
    Das Handy steckte in der Innentasche. Da ich keine Roboterarme besaß, musste ich selbst die Hand eintauchen, um es hervorzuholen. Bisher hatten wir uns aus Respekt von den Ratten so gut wie nicht bewegt. Damit hatten sie sich auch zufrieden gegeben. Aber was würde passieren, wenn ich mich jetzt bewegte?
    Ich musste es herausfinden. Ich winkelte den rechten Arm an. Den Ratten war es nicht aufgefallen, dafür aber Maxine Wells.
    »He, was hast du vor?«
    »Handy«, flüsterte ich zurück.
    »Und wen willst du anrufen?«
    »Meine Rückendeckung.«
    »Wie bitte?«
    »Einen Freund und Kollegen.«
    »Davon hast du mir nichts gesagt.« Trotz des Flüstertons in der Stimme war das Erstaunen zu hören.
    »Jetzt weißt du es.«
    »Dann drücke ich uns mal die Daumen.«
    »Wäre angebracht.«
    Die Ratten hatte unser leise geführter Dialog nicht gestört. Das gab mir etwas Hoffnung, und so bewegte ich meinen Arm mit der ausgestreckten Hand weiter.
    Es klappte...
    Ich hatte die Hand schon bis an den Rand der Tasche geschoben. Ob die Ratten zuschauten, war mir jetzt egal. Meine Fingerkuppen rutschten dem Handy entgegen, doch weiter kam ich nicht.
    Plötzlich reagierten sie. Sie schienen verdammt intelligent zu sein, als hätten sie genau gewusst, welchen Plan ich mir ausgedacht hatte. Ich konnte mich auch nicht wehren. Sie stießen sich aus dem Pulk ab und sprangen mich an. Ob Maxine fluchte oder schrie, fand ich nicht genau heraus, jedenfalls klatschte mir etwas Feuchtes und auch Schweres ins Gesicht. Ein nasser Rattenkörper, der dann hochrutschte und sich auf dem Kopf zur Ruhe setzte.
    Auch andere waren da.
    Sie liefen über ihre Artgenossen hinweg. Sie sprangen, sie hüpften und warfen sich vor. Sie klatschten gegen mich, sie krabbelten an mir hoch, sie nahmen meinen Körper in Besitz, und plötzlich waren die Tiere überall.
    Auf den Armen, auf den Beinen, den Schultern. Auf meinem Kopf hockte noch ein zweites Tier. Beide Schwänze hingen nach unten und berührten meine Stirn.
    Die Ratten erlaubten mir keine Bewegung und wollten, dass ich starr auf der Stelle saß, wie auch Maxine Wells, denn sie war von keinem Tier angegriffen worden.
    Mit offenem Mund saß sie da und war unfähig, etwas zu sagen. Stoßweise floss der Atem aus ihrem Mund.
    Die Ratten bissen nicht zu, aber ich spürte ihre Zähne auf der Kopfhaut. Die Schnauzen hatten sich durch mein Haar gewühlt. Wie Messerspitzen, die darauf warteten, zustoßen zu können, lagen die Zahnenden auf meinem Kopf.
    Wenn ich an mir herabschaute, sah ich nur wenig Kleidung. Dafür Ratten, deren Fell durch den Widerschein des Feuers gefärbt war und immer eine andere Färbung annahmen, denn die Flammen blieben niemals ruhig. Sie bewegten sich laufend. Es trieb auch wieder Rauch heran, der gegen mein Gesicht schwappte und mir den Atem nahm.
    Zum Glück verzog er sich schnell. Leider nicht die Ratten. Sie blieben. Ab und zu zuckten ihre Körper. Es war eine Wohltat, dass sie mein Gesicht nicht in Beschlag genommen hatten, sodass ich atmen und mich auch umschauen konnte. Allerdings beschränkt. Wie gemacht lag die Felswand vor mir und damit auch der
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