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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe
Autoren: Nina Rowan
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Begleichung der Schuld zu einem späteren Zeitpunkt von Ihnen einfordern.«
    Lydia sah ihn fassungslos an. Dann wich sie zurück, ihre Hände waren noch immer zu Fäusten geballt. »Das ist inakzeptabel, Mylord. Es widerspricht unserer Abmachung.«
    »Tut es das? Wir hatten zu keinem Zeitpunkt vereinbart, dass die Bezahlung sofort zu erfolgen hat.«
    »Das war implizit.«
    »Ah, Ihr Fehler, Miss Kellaway. Es ist höchst gefährlich, davon auszugehen, dass der Gegner dieselben unausgesprochenen Gedanken hegt … Im Grunde ist jede Unterstellung gefährlich.«
    Er konnte beinahe spüren, wie Zorn von ihr Besitz ergriff. Einen Moment lang stand sie stumm und reglos da, dann legte sich etwas über ihr Gesicht – sie hatte die Kontrolle wiedergewonnen.
    Sie wandte sich ab und ging zur Tür. Ihre Schritte wirkten entschlossen, den Rücken hielt sie kerzengerade. Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal zu ihm um.
    »Obgleich ich zum Beweis eines Theorems in der Regel einen etwas systematischeren Ansatz vorziehe, Mylord, weiß ich Ihre Unterstützung durchaus zu schätzen.«
    Er schaute ihr nach, als sie im Dunkel der Eingangshalle verschwand. Dann trat ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Er hob ihr Notizbuch auf und steckte es in die Tasche.

2
    Angenommen, eine lineare Differenzialgleichung solle die Gefühle zweier Liebender beschreiben, dann würde diese Gleichung durch die jedem der beiden Liebenden zugeordneten Variablen wie folgt bestimmt: a = Ar + bJ und J = cR + dJ …
    Lydia starrte auf das Blatt mit den Berechnungen, das auf ihrem Schoß lag. Dann legte sie es beiseite und schlang die Arme um die Taille.
    Die Gefühle zweier Liebender …
    Gefühle waren das eine, Empfindungen etwas vollkommen anderes. Eine Erinnerung wollte in ihr emporsteigen – die Erinnerung daran, wie es sich einst angefühlt hatte, wild zu sein und nackt und zügellos.
    Es war so lange her, doch sie wusste noch, wie sehr sie damals darüber gestaunt hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich frei gefühlt – bis sie hatte erkennen müssen, dass der Preis für solche Leidenschaft zu hoch war.
    … bestimmt durch die jedem der beiden Liebenden zugeordneten Variablen …
    Niemals wäre sie imstande, jenen Empfindungen eine Variable zuzuordnen, die sie seit ihrer Begegnung mit Lord Northwood immer noch aufwühlten.
    Jeder Herzschlag hallte laut in ihrem Körper wider und entfaltete eine träge Süße. Ihre Brüste fühlten sich prall und schwer an, ihre Haut prickelte, ihre Schenkel vibrierten vor freudiger Erwartung.
    Sie schloss die Augen. Scham rieselte unter ihre Haut und erstickte einen Teil des sehnsuchtsvollen Verlangens nach einem Mann, den sie kaum kannte. Den sie niemals haben konnte. Niemals wollen durfte.
    Drei, vier, fünf: das kleinste pythagoreische Tripel.
    Ihr Puls ging langsamer. Ihr Atem nahm wieder einen ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus an. Die verstörenden Empfindungen der vergangenen Nacht verblassten hinter der präzisen Form eines perfekt konstruierten rechtwinkligen Dreiecks.
    »Du bist aber schon früh wach.«
    Lydia blickte erschrocken auf. In der Tür zu ihrem Arbeitszimmer stand, eine Hand fest um den Knauf ihres Stockes gelegt, Charlotte Boyd. Die helle Haut ihrer Großmutter zeigte nur flüchtige Spuren des Alters, und die fein geschnittenen Gesichtszüge ließen immer noch die einstige jugendliche Schönheit erahnen.
    »Ich konnte nicht schlafen.« Lydia strich sich das Haar aus der Stirn und hoffte inständig, dass ihre Miene nichts von ihren Gedankengängen verraten möge.
    »Mrs Driscoll sagt, in einer halben Stunde gibt es Frühstück.« Mrs Boyd nahm Lydia gegenüber Platz und richtete den scharfen Blick ihrer blauen Augen auf sie. »Du bist doch nicht etwa immer noch aufgebracht wegen des Medaillons?«
    Lydia unterdrückte ein ärgerliches Prusten. »Natürlich bin ich das.«
    »Um Himmels willen, Lydia, ich sagte doch, du sollst das Medaillon vergessen. Es ist ebenso töricht wie sentimental, und weder du noch Jane sollten diesem Ding irgendeine Bedeutung beimessen außer seinem materiellen Wert. Mr Havers hat uns ein hübsches Sümmchen dafür gezahlt.«
    »Es gehörte meiner Mutter«, erwiderte Lydia, der die abschätzigen Worte ihrer Großmutter einen schmerzhaften Stich versetzten. »Daher verstehst du sicher, warum es so wichtig für mich ist. Warum es für Jane so wichtig ist. Papa hätte niemals gewollt, dass es verkauft wird.«
    »Deinen Eltern wäre es
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