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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe
Autoren: Nina Rowan
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hell wie Milch. Große, von dichten Wimpern beschattete Augen dominierten das herzförmige Gesicht. Die Wangenknochen schwangen sich anmutig hinunter zu einem zierlichen Kinn. Ihre Lippen waren voll und wohlgeformt.
    Sie hätte schön sein können, wäre da nicht diese verkrampfte, spröde Art gewesen, dieser zusammengepresste Mund, dieser angespannte Blick. Diese geisterhafte Blässe, die durch das Schwarz ihres Kleides noch betont wurde, dessen strenger, schlichter Schnitt ihre Kurven und geschmeidigen Rundungen nicht ganz verbergen konnte und Anlass für Vermutungen gab.
    Sein Herz schlug einen Takt schneller. Er trat näher, stand jetzt direkt vor ihr. Lydia schluckte, und die schlanke Säule ihres Halses erbebte. Empfand sie Furcht? Oder erschauerte sie innerlich vor Erwartung? Er konnte es nicht sagen. Sie blickte ihn einfach nur an, die dichten dunklen Wimpern über den blauen Augen schimmerten wie ein Fächer aus Federn.
    Er hob die Hand, ergriff eine lose Strähne ihres Haars und rieb sie zwischen den Fingern. Stark und weich. Wie schade, dass sie es so streng frisiert trug. Als er die Hand wieder senkte, streiften seine Fingerknöchel ihre Wange. Ein sichtbares Erzittern durchlief ihren Körper.
    »Also dann?«, murmelte Alexander leise und umfasste ihre Schultern, die sich unter seinen großen Händen schmal und zerbrechlich anfühlten. Er blickte auf Lydia hinunter. Die Muskeln in seinem Oberkörper strafften sich. Die Luft im Raum wurde zum Schneiden dick, lud sich mit Hitze auf. Sein Herz schlug viel zu schnell,und ihn beschlich plötzlich ein vages Gefühl des Unbehagens – als ob der seltsamen Kraft oder was immer es auch sein mochte, das da zwischen ihm und Lydia Kellaway vibrierte, auch etwas Unheimliches innewohnte.
    Er atmete ihren Duft ein. Es war nicht der widerlich süßliche Geruch nach Blumen oder Parfüm. Nein, sie roch so unverfälscht und rein wie frisch gewaschene Wäsche.
    Sie öffnete die Lippen, behielt jedoch ihre steife Haltung bei, die Arme ließ sie herabhängen, ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Alexander fragte sich, ob sie sich wohl jemals gestattete, diese distanzierte Anspannung zu lockern. Er hielt sie immer noch bei den Schultern, und einen Moment lang war es ganz still. Dann hob er die rechte Hand und berührte über dem Kragen des Kleides ihren Hals.
    Lydia erbebte, als sein Daumen über die nackte Haut fuhr, auf und ab, auf und ab. Es war die einzige Bewegung in der vollkommenen Stille, die sie und diesen Mann umgab. Ihre Wangen überflutete ein Rot, wie es die aufgehende Sonne an den Himmel malt. Wieder schluckte sie, doch ihr Gesicht zeigte keine Regung, ihre Haltung entspannte sich nicht.
    Im Gegenteil. Sie schien sich noch stärker anzuspannen. Alexanders Daumen glitt höher zu jener intimen empfindsamen Stelle hinter ihrem Ohr, die anderen Finger umfassten sanft ihren Nacken. Sein Handballen legte sich auf den Punkt, an dem Schulter und Hals sich treffen. Ihre Haut war zart und weich, wie feinste Seide. Lose Locken ihres dunklen Haares strichen über seinen Handrücken.
    Verlangen.
Heiß und schwer schwemmte es über ihn hinweg wie eine mächtige Woge. Der Wunsch, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und ihre nackte Haut zu berühren. Wie als Erwiderung begann auch ihr Puls schneller zu gehen. Sein Pochen unter Alexanders Hand glich dem Flattern von Schmetterlingsflügeln. Mit einem dumpfen Geräusch fiel ihr Notizbuch auf den Teppich.
    Er beugte sich über sie. Sie machte keine Bewegung auf ihn zu, wich aber auch nicht zurück. Die Röte auf ihren Wangen wurde intensiver. Ihr Brustkorb hob sich in einem tiefen Atemzug.Unzählige Schattierungen von Blau durchzogen ihre Augen. Als sie ausatmete, konnte er den Lufthauch auf seinen Lippen spüren. Seine Hände packten ihre Schulter, ihren Nacken fester.
    Verwerfungen in seinem Innersten begannen sich zu glätten, Risse schlossen sich. An ihrer Stelle erfüllte ihn das Verlangen, diesen seltsamen Zustand des Zueinanderhingezogenwerdens zu verlängern, das Rätsel noch zu bewahren, was geschehen würde, wenn sich ihre Lippen schließlich trafen.
    »Später«, flüsterte er.
    Das leise Wort durchbrach die Spannung wie ein Kieselstein, der in einen stillen, dunklen Teich geworfen wird. Lydia wich zurück.
    »Was?« Die Frage klang gepresst, dünn.
    Alexander ließ die Fingerspitzen noch einen Augenblick auf ihrer warmen Haut verharren, ehe er seine Hand von ihrem Hals nahm.
    »Später«, wiederholte er. »Ich werde die
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