Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe
Autoren: Nina Rowan
Vom Netzwerk:
denken, und an Lord Northwood schon gar nicht.
    »Hm.« Mrs Boyd stieß die Spitze ihres Gehstocks auf den Fußboden. »Wie ich höre, haben Lord Rushtons Söhne so etwas Gewisses im Blut, sie haben Kosaken und dergleichen im Stammbaum. Der Earl entstammt einer uralten Familie, deren Linie bis in die Zeiten William des Eroberers zurückgeht, glaube ich. Reine englische Abstammung auf seiner Seite. Aber nicht von der Mutter her. Aus dem russischen Erbteil kommt eine gewisse Derbheit. Lady Chilton war bereits vor dem Skandal darüber besorgt, dass ihre Tochter Lord Northwood heiraten sollte.«
    Ein unangenehmes Gefühl stieg in Lydia hoch. Hätte sie es mit einer Farbe beschreiben müssen, hätte sie sich für Bräunlich-Grün entschieden: fauliges, von einer Schlammschicht ersticktes Gras.
    »Lord Northwood wird Lady Chiltons Tochter heiraten?«
    »Nicht mehr, nein. Die beiden waren miteinander verlobt, früher einmal. Doch dann hat sich Lady Rushton diesen entsetzlichen Fehltritt geleistet, und Lord Chilton hob die Verlobung auf. Er lehnte es ab, eine Verbindung mit den Halls einzugehen, ungeachtet ihres Reichtums.«
    Lydia atmete hörbar aus und stellte fest, dass ihre Hände leicht zitterten.
    »Alle vier Söhne Lord Rushtons und auch die Tochter haben den Großteil ihres Lebens in Russland verbracht«, betonte Mrs Boyd. »Es ist also kein Wunder, dass die Nachfrage nach ihnen eher gering ist. Wie man hört, sind sie alle ein wenig … unzivilisiert.«
    Lydia biss sich auf die Zunge, um eine gepfefferte Erwiderung zu unterdrücken. Obwohl sie sich dafür hasste, musste sie es zugeben: Der Kommentar ihrer Großmutter zu Alexander Hall war nicht ganz falsch.
    Ungeachtet seiner tadellosen Erscheinung hatte in den Augen des Viscount etwas Animalisches geglitzert, etwas Ungezügeltes, etwas, dass einen an wilde Reiter denken ließ, an silberne Säbel und die unendliche Weite der russischen Steppe.
    Gewiss, Lord Northwoods Benehmen war äußerst unschicklich gewesen. Doch so weit, ihn als unzivilisiert zu bezeichnen, wollte Lydia nicht gehen.
    Noch nicht.
    »Sophie!«, flüsterte Jane Kellaway.
    Das Dienstmädchen, das am Herd beschäftigt war, drehte sich verblüfft um. »Miss Jane, Sie sollten nicht hier unten sein. Ihre Großmutter –«
    »Ist wieder ein Brief für mich da? Hat der Botenjunge einen gebracht?«
    Seufzend zog Sophie ein zerknittertes Stück Papier aus der Tasche ihrer Kittelschürze und gab es Jane. Dann schob sie das Mädchen energisch Richtung Tür und zischte: »Wenn sie dahinterkommt, wirft sie mich raus, Miss.«
    »Sie wird schon nichts merken.«
    Den Brief fest an die Brust gedrückt, eilte Jane die Treppe hinauf in ihr Schulzimmer. Vorfreude loderte in ihr auf, als sie das Siegel brach. Sie faltete das Blatt auseinander. Es enthielt einen kurzen Text in akkurater Handschrift, deren exakte Buchstaben an eine Marschkolonne schwarzer Ameisen erinnerten.
    Liebe Jane!
    Ich danke Dir für deine jüngsten Erläuterungen betreffend die Zwergwespe – ein äußerst interessantes, wenn auch, Deiner Beschreibung zufolge, recht widerwärtiges kleines Insekt.
    Besonders bemerkenswert finde ich, dass die weiblichen Zwergwespen im Fliegen gewandter sind als die Männchen. Darin mag vielleicht eine Lektion für uns alle liegen.
    Ich füge ein Rätsel bei, das man Akrostichon nennt. Zugegebenermaßen bin ich ein wenig verstimmt ob der Tatsache, dass Du das letzte so schnell gelöst hast.
    Ergebenst,
    C.
    Jane grinste. Sie war in der Tat ziemlich stolz darauf, dass sie die Lösung des letzten Rätsels so schnell gefunden hatte. Sie steckte den Brief hinter das beigefügte Blatt und vertiefte sich in das neue.
    Mein erster ist in Land, doch nicht in Hand.
    Mein zweiter ist in Kessel und auch in Fessel.
    Mein dritter ist in Uhr, doch nicht in stur.
    Mein vierter ist in Rüssel, doch nicht in Schlüssel.
    Mein fünfter ist in leer und auch in schwer.
    Mein letzter ist im Zimmer, und zwar immer.
    Nun rate fein, was kann ich sein?
    »Jane, hast du mein Notizbuch gesehen?«
    Der Klang von Lydias Stimme ließ Jane zusammenzucken. Hektisch faltete sie den Brief zusammen und steckte ihn unter den Arm. Dann linste sie verstohlen in Richtung ihrer Schwester, um zu prüfen, ob diese die linkische Bewegung mitbekommen hatte.Doch Lydia blickte sich suchend im ganzen Zimmer um.
    »Dein Notizbuch? Du hast es verloren?«
    »Ich habe es verlegt«, korrigierte Lydia.
    Jane sah aus dem Fenster, um zu sehen, ob draußen Kamele
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher