Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
am Burggraben entlang und stutzte. Ganz langsam drehte er sich um, kam zurück und flüsterte Ralph ins Ohr: „Da vorn steht eine Leiter. Gib Alarm! Aber leise.“
    Ralph verschwand in den Burghof. Dieter trat wieder auf die Zugbrücke und trommelte mit den Fingern auf das Geländer, als sei ihm todlangweilig.
    Was war das? Hatte da nicht jemand gerufen?
    Es schien vom See heraufzukommen. Kein Grund, den Posten zu verlassen, dort wachten ja Pummel und Eugen. Die beiden drunten am Steg hatten die Stimme deutlicher gehört. „He! Where are you?“
    Wasser trägt Geräusche weit.
    „Unsere Schotten?“ wunderte sich Eugen. „Die sind doch mit den Rädern weg…!“
    Pummel schaltete schneller. Er leuchtete kurz hinaus.
    „Thank you!“ antwortete die Stimme.
    Die beiden Wachposten grinsten. Da hörten sie hinter sich ein Geräusch, ein Ritter kam auf den Steg gerannt. „Alarm!“ keuchte er. „Die Hühner sind in die Burg eingestiegen durch die Bibliothek.“ Er rannte wieder weg. Es war Armin.
    Diesmal hatte Eugen die kürzere Leitung. „Vorsicht!“ flüsterte er. „Vielleicht sind die draußen gar keine Schotten, sondern ein Täuschungsmanöver.“
     
    Mittlerweile glich die Burg einem Ameisenhaufen. Überall wetzten Ritter herum. Jeden Winkel drinnen, jeden Baum oder Strauch der nächsten Umgebung untersuchten sie.
    Andi und Emil schoben fünf Räder über die Zugbrücke in den Burghof. „Die standen im Wald“, erklärten sie. „Gegenüber der Stelle, wo die Leiter angelehnt war.“
    „Wir haben sie! Wir haben sie!“ Dampfwalze kam die steile Treppe von der Folterkammer heraufgerannt, hinter ihm Stephan. „In der hintersten Ecke im Fluchtstollen waren sie.“
    „Hab ich doch recht gehabt!“ antwortete eine helle Stimme. „Mich hat’s da hingezogen wie mit Magnetkräften.“ Es war der kleine Eberhard. „Dann hol ich die andern.“
    Er rannte zum Durchgang. Von dort kam gerade Pummel mit zwei Begleitern, die sich als Andrew und Bill entpuppten. Sie führten eine gefesselte Gestalt herein, die bis zu den Oberschenkeln in einem Kartoffelsack steckte.
    Von allen Seiten drängten Ritter hinzu.
    Andrew deutete auf die Sackgestalt und feixte: „Kratzborsten…!“
    Da erschienen, wie auf Stichwort, von Ottokar, Mücke und Klaus geleitet, die drei Kratzbürsten samt Beatrix und Ingrid aus der Folterkammer. Sie sahen sehr mitgenommen aus.
    Die beiden Schotten lösten unterdessen die Handfessel. Mit einem Ruck, wie der Zauberer das Tuch lüftet, zog Andrew den Sack in die Höhe.
    Ritter und Mädchen schrien auf. Es war: Fräulein Doktor Horn.

 
    Graf Schreckensteins Auftritt
     
    Was Schulkapitän Ottokar, nach den Ereignissen der Nacht, beim Mittagessen ansagen würde, war jedem klar. Trotzdem überraschte er alle. Mit einer kleinen Abweichung. „Gleich nach Tisch ist Schulversammlung. Im Rittersaal.“
    Wieso nicht im Wohnzimmer? fragten hundert Blicke. Es herrschte ja noch Schweigezeit.
    Ottokar kehrte auf dem Weg zu seinem Platz noch einmal um und bimmelte mit der Kuhglocke. „For everybody!“ fügte er hinzu.
    Die Schottenboys mußten mit. Verwunderlich war das nicht. Die Lehrer würden ebenfalls dabeisein, wie immer. „Das wird eine zusätzliche Unterrichtsstunde!“ alberte Klaus. „Die Stunde der Wahrheit.“
    Der kleine Egon nickte. „Spannende Sache!“
    Weshalb man den größeren Rittersaal gewählt hatte, wurde beim Eintreten klar. Vor den Rüstungen an der Wand, wie von Leibwächtern beschattet, standen da, mit betretenen Mienen, ungefähr zwanzig Mädchen.
    Keine lächelte, keine flüsterte ein Wort; die Ritter schwiegen sowieso, wie vor Schulversammlungen üblich.
    Lediglich Andrew fiel aus der Rolle. „Enormous!“ sagte er und gab einen kurzen Naturlaut von sich.
    Dampfwalze trat neben Ingrid, die andern bildeten den gewohnten Halbkreis. Ottokar durchquerte den Saal und verschwand hinter der quietschenden Tür in Mauersäges Korridor. Die Versammelten warteten wie Angeklagte, während sich das Gericht zur Beratung zurückgezogen hat.
    Endlich quietschte die Tür wieder. Fräulein Doktor Horn trat ein, hinter ihr der Rex, gefolgt vom Schulkapitän, der einen letzten Quietscher verursachte. Dann herrschte Grabesstille. Bis der Rex seine Stimme freiräusperte und begann.
    „Ein Schreckensteiner Streich soll lustig sein. Nichts soll beschädigt oder zerstört, niemand geschockt oder gefährdet werden. Was heute nacht geschehen ist, war alles andere als ein Schreckensteiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher