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Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum
Autoren: Stefan Wolf
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Beine gestellt hat“, sagte Tim. „Ein Schokoladen-Museum! Das war’s, was
in unserer Millionenstadt noch gefehlt hat. Und das Bedürfnis danach ist
enorm.“
    „Riesig!“, nickte Karl. „In den
drei Wochen seit der Eröffnung sind dort schon 2000 Besucher reingeströmt. Und
das, obwohl es ein Privatmuseum ist. Und nicht als kulturelles Highlight im
Stadtführer verzeichnet ist. Jedenfalls noch nicht im diesjährigen. Im
nächstjährigen ist es garantiert drin.“
    „Von meinem Papi hörte ich“,
sagte Gaby, „Herr Sauerlich soll vorgeschlagen werden als Ehrenbürger.
Wahrscheinlich wird der Oberbürgermeister ihn auszeichnen mit der Plakette in
Gold ,Unsere Millionenstadt dankt’. Finde ich gut.“
    „Besonders für uns“, grinste
Tim. „Wenn wir demnächst als Museumsführer unser Taschengeld aufbessern. Zurzeit
pauke ich das Info-Material über die Kulturgeschichte der Schokolade. Ist
wirklich irre interessant.“
    „Und nahrhaft“, lachte Gaby.
„Besonders für Klößchen. Wo steckt er jetzt eigentlich?“
    „Ist mit seinem Onkel Waldo
unterwegs“, wusste Tim. „Ausflug in die Botanik. Bio-Unterricht. Waldemar
Schlankbein ist nicht umsonst Biologe. Und Studiendirektor. Geboren, um Wissen
zu sammeln und Wissen zu vermitteln.“
    „Wie wir als Museumsführer.“
Gaby seufzte.
    Karl hatte sich nach links
gewandt und blickte aus dem Fenster.
    „Nicht zu fassen! Wir werden
angehalten. Polizei. Eine Bullenkutsche hat überholt, und der Beifahrer winkt
mit der Kelle.“
    Er hatte Recht.
    Meier, der Busfahrer,
verminderte das Tempo, rollte auf den Seitenstreifen und hielt. Einige
Fahrgäste schreckten hoch.
    „Sind wir schon zu Hause?“,
fragte eine alte Dame, die stark kurzsichtig war.
    Per Knopfdruck öffnete Meier
die vordere Außenschwingtür. Ein Uniformierter stieg ein.
    Weshalb denn?, überlegte Tim.
Zu schnell ist er nicht gefahren, der Meier.
    In diesem Moment schrie vorn
eine Frau auf.
    Tim reckte den Kopf und sah —
die Pistole in der Hand des Polizisten. Die Mündung war auf Meier gerichtet.
    „Überfall!“, brüllte der
vermeintliche Polizist. „Niemand rührt sich. Jeder bleibt auf seinem Platz.“ An
Meier gewandt schnauzte er: „Mach die hintere Tür auf, los!“
    Das darf doch nicht wahr sein!,
dachte Tim. Die Polizei als Räuberbande? Oder ist das ein Autobahn-Pirat?
Überhaupt! Wie sieht der denn aus? Trägt er Maske!
    Tim konnte den Pistolentyp
nicht genau erkennen. Nur die Notbeleuchtung brannte.
    Auf Geheiß des Banditen hatte
Meier das Innenlicht ausgeschaltet.
    „Oh!“, hauchte Gaby — und
klammerte sich an Tims muskulösen Arm.
    Karl blieb ruhig wie eine
Schachtel Schlaftabletten.
    Fauchend öffnete sich die hintere
Tür.
    Ein zweiter Polizist stieg ein.
    Er war von bulliger Figur,
hielt eine Pistole in der Rechten und einen Leinensack, der ungefähr zehn Kilo
Kartoffeln gefasst hätte, in der Linken.
    Eine Gummimaske, die den ganzen
Kopf umschloss, verdeckte das Gesicht. Unter der Uniformmütze wirkte die
grinsende Grimasse besonders unheimlich.
    Tim hatte das Gefühl, dass der
Kerl ihn anstarrte.
    „Mein Kollege sammelt ein“,
rief der Bandit vorn. Er hatte die Pistole in den Bus gerichtet und zielte über
die Köpfe. Sie alle waren eingezogen oder geduckt.
    Lediglich die drei TKKGler
verminderten ihre Sitzgröße nicht.
    „Damit es keine
Missverständnisse gibt“, schrie der vordere Bandit: „Wer sich weigert, riskiert
seine Gesundheit. Abgeliefert werden: Brieftasche, Portmonees, Bargeld, Ringe,
Armbänder, Ketten, Ohrringe, Armbanduhren. Los, los, bewegt euch! Für jede
Spende, die im Sack landet, habt ihr eine Sünde frei.“
    Tim hatte die Beine
übereinander geschlagen, den rechten Fuß hochgezogen und die weiße Tennissocke
zurechtgezupft.
    Kalt beobachtete er den
bulligen Gangster.
    Eben lieferte das ältliche
Ehepaar, das rechts neben Gaby saß, seine Habseligkeiten ab:
Schweinsleder-Brieftasche, teuren Schmuck und eine Schweizer Nobeluhr.
    Gaby war an der Reihe — und
zögerte.
    Sofort richtete der Bullige die
Waffe auf das Mädchen.
    Tims Blut stockte. Dann begann
es zu sieden.
    „Gib’s ihm, Pfote!“, sagte er.
„Jetzt ist er im Vorteil.“
    Gaby nahm ihr Portmonee aus der
Schultertasche.
    „Mehr habe ich nicht“, sagte
sie mit angewiderter Miene zu dem Gummigesicht.
    „Die Ohrringe!“, kam es dumpf —
und mit offensichtlich verstellter Stimme — hinter der Maske hervor.
    „Meinetwegen!“
    Sie nahm die Stecker ab.
Zusammen mit dem
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