Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Frisur. Im Zwielicht war das erst aus
der Nähe zu erkennen. Zumal sich beide ,Polizisten’ die Uniformmützen tief in
die Stirn gezogen hatten.
    „Überfall!“, sagte der Hagere.
Er legte die Hand auf die Pistolentasche. „Keinen Widerstand! Sonst werden wir
ungemütlich. Aussteigen! Los, los!“
    Dr. Waldemar Schlankbein und
sein Neffe Willi Sauerlich, genannt Klößchen, gehorchten. Waldo fühlte sich
knieweich. Doch anmerken ließ er sich nichts. Nur als er die Hände hob, sah
man, dass sie zitterten.

    Die Autobahn-Piraten!, dachte
Klößchen — und fand die Situation irre. Ich schnall ab! Oder sind sie’s nicht?
Soll ja auch Polizisten geben, die sich manchmal ein Zubrot verdienen.
    Er grinste den Bulligen an. Der
hatte bis jetzt kein Wort gesagt und hielt auch weiterhin eisern den Mund.
    Klößchen äugte übers Autodach.
    Sein Onkel wurde ausgeraubt.
    „Seid ihr die
Autobahn-Banditen?“, fragte Klößchen.
    „Du hast es erraten, Mops“,
erwiderte der Hagere. „Und jetzt halt den Schnabel.“
    Überfall, dachte Klößchen. Wenn
Tim, Karl und Gaby das hören, sind sie gebügelt. Schade, dass Tim nicht da ist.
Mit seiner Kampftechnik würde er die beiden flachlegen. Diese Festland-Piraten!
Nicht mal die Kostüme stimmen.
    Erst jetzt sah er, dass die
vermeintlichen Polizisten vom Gürtel abwärts nicht der Vorschrift entsprachen.
Der Bullige trug ausgefranste Jeans und schmutzige Turnschuhe. Lediglich
Uniformhemd und Mütze machten einen Polizisten aus ihm. Und natürlich die
umgeschnallte Pistolentasche. Der Hagere steckte in einer roten Cordhose, die
ihm am Hintern zu weit war. Sie hing wie ein Sack.
    Jetzt kam er um den Wagen
herum, trieb Waldo vor sich her und hielt die Beute in einer Hand: Brieftasche,
Armbanduhr, Siegelring.
    „Leer deine Taschen aus!“,
wurde Klößchen angepfiffen. „Her mit dem Portmonee!“
    „Hab’ keins.“
    Klößchen drehte seine Taschen
um und packte den Inhalt aufs Autodach: ein Taschentuch mit Teeflecken, acht
Meter Schnur, Hausschlüssel, ein Kaugummi, Taschenmesser mit abgebrochener
Klinge, zwei Filzstifte und eine halbe Tafel Schokolade.
    „Plunder!“, sagte der Hagere.
„Aber deine Armbanduhr gefällt mir.“
    Eisiger Schreck durchzuckte
Klößchen.
    „Bitte“, meinte er, „lassen Sie
mir die Uhr. Es ist ein Geschenk vom Freund meines Urgroßvaters. Er wäre in
diesem Juli 100 geworden, lebt aber nicht mehr. Ich pflege die Erinnerung an
ihn, indem ich häufig zur Uhr sehe. Aber nur auf diese. Deshalb halte ich sie
in Ehren.“
    „Her damit!“
    Der Hagere streckte die Hand
aus. Sein bulliger Komplize versetzte Klößchen einen Stoß.
    Der Junge fiel gegen den Wagen,
stieß sich die Schulter und spürte den Schmerz bis in die Fingerspitzen. Doch
Klößchen presste die Zähne zusammen. Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen.
Aber das sollte keiner merken.
    Sein Herz hämmerte, als er die
Uhr abnahm.
    „Sie haben sich eben Feinde
gemacht“, sagte er — und gab dem Hageren die Uhr. „Vier Feinde. Mich und meine
drei Freunde. Wir sind TKKG. Und das werden Sie noch merken, Sie
Hilfspolizist.“
    Der Hagere lachte. Natürlich
sah man das nicht, denn das Gesicht war verborgen. Aber er feixte durch den
Mundschlitz und machte dazu: „Hähähäh, du Früchtchen.“
    Sein Komplize blieb stumm, bog
sich aber und presste für einen Moment die Hände an den Bauch.
    Wartet nur ab!, dachte
Klößchen.
    Der Bullige beugte sich in den
Wagen und zog den Zündschlüssel ab. An beiden Hinterrädern öffnete er die
Ventile. Die Atü-Luft pfiff heraus.
    „Aber wir brauchen den Wagen“,
protestierte Onkel Waldo. „Wir müssen weiter. Menschenleben retten. Im Ernst.
Jemand hat Giftpilze gesammelt und weiß es nicht. Es geht um Leben und Tod.“
    „Uns kannst du viel erzählen“,
erwiderte der Hagere. Wieder blickte er zur Einfahrt. Auch der Bullige hatte
häufig in diese Richtung gespäht. Natürlich wollten sie einer Überraschung
Vorbeugen. Aber kein Wagen kam.
    Klößchen knirschte mit den
Zähnen und sah den Verbrechern nach. Sie rannten zu ihrem Fahrzeug.
    Meine Uhr!, dachte er. Das
werdet ihr büßen. Ich will sie wiederhaben.
    „Das Kennzeichen!“, flüsterte
Waldo. „Es ist ein Stadt-Kennzeichen. Und dann weiter... MS 999.“
    „Brauchst du dir nicht zu
merken“, sagte Klößchen. „Die Autobahn-Piraten wechseln dauernd die Wagen und
dauernd die Kennzeichen. Nur als Polizisten sind sie bisher noch nicht
aufgetreten. Überhaupt haben sie eine schwer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher