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Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum
Autoren: Stefan Wolf
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eiligst zurückgekommen.
    Jetzt horchte er in Richtung
‚künstliche Plantage’, wo an einem der Fenster ein schabendes Geräusch
entstand.
    „Pst, Weggefährten!“, flüsterte
er. „Ich glaube, wir kriegen Besuch. Da...“
    In diesem Moment zerklirrte die
Scheibe. Dann war Stille. Offenbar hatte sich der Einbrecher selbst
erschrocken.
    Tim sauste schon los, geduckt
und auf Tennissocken. Hinein in die ‚künstliche Plantage’. Seine Augen waren an
die Dunkelheit gewöhnt. Außerdem kannte er hier jeden Fußbreit Boden.
    Die Fenster waren klein und
ohne Vorhänge. Die Nacht war mondbeglänzt und ziemlich hell. Tim sah die
Gestalt, einen Kerl. Er stand vor einem der seitlichen Fenster, dessen Scheibe
zertrümmert war, öffnete die Flügel, stieß sie auf, hob einen Behälter herein,
setzte ihn — indem er sich über den Fenstersims beugte — auf den Boden, dann
noch einen und noch einen.
    Tim schlich näher. Benzingeruch
drang ihm in die Nase. Benzin? Roch so das Kotzmittel für den Schoko-Brunnen?
Kaum denkbar.
    Jetzt kletterte der Kerl über
die Fensterbank, ächzte und ließ seine Taschenlampe aufflammen.

    Ihr Strahl traf auf Tim. Aber
dessen Fuß schnellte bereits vor. Ein Karatetritt — frontal und ohne Schnörkel.
Die Taschenlampe wurde getroffen. Sie flog im hohen Bogen gegen ein Plakat an
der Wand, das einen Kakaobaum zeigte — einen aus Venezuela.
    Schrecksekunde. Aber nur kurz.
Dann stürmte der Einbrecher gegen Tim an, jedenfalls trat und schlug er in die
Dunkelheit vor sich. Für mündliche Warnung war keine Gelegenheit mehr. Der TKKG-Häuptling
wich zur Seite aus, sah dem Typ beim Schattenboxen zu und kickte ihm dann
wuchtig in die Kniekehle.
    Mit Schmerzgebrüll fiel der
Kerl zu Boden. Licht flammte auf — die Deckenleuchte. Karl hatte die Hand am
Schalter, Klößchen einen Knüppel in der linken Faust, in der rechten eine halbe
Tafel Schokolade, denn schließlich war er hier an der hauseigenen Quelle.
    Der Einbrecher hielt sich
stöhnend das Knie. Er hatte einen massigen Schädel mit einem Kurzhaarschnitt,
der wie aufgemalt aussah. Er mochte 40 sein und das Gesicht war jetzt eine
Fratze der Wut.
    „Heh!“, rief Klößchen. „Das ist
Kempferth! Unser Kempferth! Der Autobahn-Pirat. Der flüchtige
Gebrauchtwagen-König. Jetzt haben wir auch die Nummer drei.“
    „Ihr Mistkerle!“, brüllte der
Verbrecher. „So jung und schon so durchtrieben.“
    „So jung und schon so pfiffig“,
belehrte ihn Tim mit einem sanften Tritt in die Rippen. „Nun mal raus mit dem
Geständnis, Mann! Wir sehen da drei Benzinkanister. Hier soll es wohl brennen,
wie? Das Schoko-Schloss soll in Flammen aufgehen, bevor der Kempferth endgültig
die Biege macht nach Südamerika, Moskau oder Haiti. Aber warum?“
    „Ich weiß es“, rief Klößchen.
„Dieser Drecktyp hat doch damals den Prozess gegen meinen Vater, den
Senior-Chef, verloren. Damals. 150 000 Mark musste dieser Rostlauben-Koof-mich
berappen. Und jetzt nimmt er Rache.“
    „Und weil wir ihn und seine
beiden Piraten entlarvt haben“, sagt Karl. „So ist es doch, Kempferth, nicht
wahr? Hätten Sie auch das Haus meiner Eltern angesteckt? Und Frau Glockners
Lebensmittelgeschäft? Und Tims... Nee, du hast ja keine Immobilie, die man
brandschatzen könnte. Dir könnte er höchstens das Rennrad klauen.“
    „Ich wünsche euch“, giftete
Kempferth, „dass ihr an eurer Schokolade erstickt.“
    „Wird nicht passieren“, sagte
Tim. Und zu Karl: „Hol mal die Stricke, wir fesseln ihn.“
     
    *
     
    Die Jungs entschieden,
Kommissar Glockners Nachtruhe nicht schon wieder zu stören. Stattdessen wollten
sie Kempferth im Polizeipräsidium abliefern — bei der Nachtschicht, die sich freuen
würde. Kempferth war natürlich nicht zu Fuß gekommen, sondern mit einem seiner
Gebrauchtwagen — für den er ein gefälschtes Nummernschild hatte, eins, das
nicht auffiel. Der Wagen stand in der Nähe. Alle stiegen ein. Dem Verbrecher
wurden die Hände losgebunden, denn fahren musste natürlich er.
    Tim saß vorn, seine Freunde
hatten im Fond Platz genommen.
    Der TKKG-Häuptling sagte: „Sie
fahren jetzt zum Präsidium. Falls Sie irgendwelche Tricks versuchen, sind Sie
Weihnachten noch im Krankenhaus — und zwar auf der Intensivstation. Klar?“
    Kempferth knurrte und fuhr los.
    Nach genau vier Minuten an der
Ecke zur Heidenfurcht-Straße sagte Klößchen: „Verdammt! Ich habe die Schlüssel
stecken lassen. Wir müssen nochmal zurück.“
    „Die
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