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Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum
Autoren: Stefan Wolf
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Blättern zugedeckt. Täglich müssen
die Bohnen umgeschaufelt werden, denn Sauerstoff-Zufuhr ist wesentlich für den
Gärungsprozess. Schließlich ist die ehemals weiße Bohne braun geworden und wird
nun sieben Tage lang getrocknet. Dann ist sie bereit zum Transport. Kakao ist
übrigens der Name einer Familie mit vielen Mitgliedern, die überall in den
Tropen wachsen — jedenfalls dort, wo das richtige Klima herrscht. Von jedem
Baum schmeckt die Bohne etwas anders. Es ist das Geheimnis jeder
Schokoladenfabrik, aus den verschiedenen Sorten die richtige Mischung für die
Schokoladenmasse herzustellen. Und der Erbauer dieses Museums, Herr Hermann
Sauerlich, nennt da ein besonders delikates und süßes Geheimnis sein Eigen. —
Ich darf jetzt meinen Freund Computer-Karl... eh... Karl Vierstein bitten, mit
den Ausführungen fortzufahren.“
    Tim erhielt Beifall. Er hatte
sich überhaupt nicht versprochen. Gaby piekste ihn anerkennend mit der
Fingerspitze in die Rippen.
    Karl hatte inzwischen seine
Nickelbrille poliert und auf der Nase zurecht gerückt. Er räusperte sich die
Stimme frei und blickte über die Köpfe der Zuhörer.
    „Kakao“, erklärte er, „ist ein
Genussmittel und hochwertiges Nahrungsmittel zugleich. Sein Fett — die
Kakaobutter — ist eines der wertvollsten Fette überhaupt. Sie wird sowohl in
der Medizin als auch in der Kosmetik eingesetzt. Die Kakaobutter, meine ich.
Über das Schicksal des Kakaos wird an den Börsen der Welt entschieden. Dort
wird er gehandelt und dort wird er verkauft. Im Anbauland wird er in Säcke
gepackt und zum nächsten Hafen gebracht. Von dort gelangt er ins
Verarbeitungsland. Wie aber entsteht Schokolade? Nun — in der Fabrik
angekommen, werden die Bohnen zunächst einmal geröstet. Danach werden sie
gebrochen. Fein säuberlich werden Schalen und Kernbruch voneinander getrennt.
Die Schalen finden Verwendung in der Tierfutterindustrie. Der Kernbruch kommt
in eine Kakaomühle — die wir Ihnen im nächsten Raum zeigen werden - und wird
dort gemahlen. In einem weiteren Prozess trennt sich Kakaobutter vom
Kakaopulver. Zutaten zur Schokoladenherstellung sind Sahne, Zucker, Vanillin
und Milchpulver. Das alles wird in einem Mischer gründlich vermengt. Auch
dieses Gerät werden wir Ihnen zeigen. Die nun entstandene Masse hat schon
Ähnlichkeit mit Schokolade, ist allerdings noch ziemlich sandig. Auch das Aroma
ist noch nicht voll entfaltet. Deshalb sind die beiden nächsten Schritte sehr
wichtig. Zunächst das Feinwalzen — und dann das Conchieren. Letzteres — was
nichts anderes bedeutet als umrühren, umrühren, umrühren — ist entscheidend für
den Geschmack der Schokolade, den feinen Bruch und den zarten Schmelz. Früher
dauerte das Conchieren — das Umrühren — der Schokoladenmasse bis zu neunzig —
ja, bis zu neunzig — Stunden. Heute kommt die Schokoladenindustrie dank ihrer
hohen technologischen Entwicklung mit weniger aus. Aber mindestens zwanzig
Stunden sind es bei einer hochwertigen Qualitäts-Schokolade wie den
Sauerlich-Produkten auf jeden Fall. Nach dem Conchieren erfolgt die
Endverarbeitung, das Gießen in Tafelform, das Abkühlen und die Verpackung. In
einer modernen Anlage wie den Sauerlich-Betrieben können pro Stunde etwa 28 000
Tafeln Schokolade zu 100 Gramm hergestellt werden. Ich bedanke mich für Ihre
Aufmerksamkeit.“

    Auch Karl hatte sich keinen
Versprecher geleistet, erhielt Beifall und konnte stolz auf sich sein.
    Tim nahm Gabys Hand und zog
seine hübsche Freundin vor das Auditorium, die Zuhörer.
    „Ich darf Ihnen“, sagte der
TKKG-Häuptling, „Gabriele Glockner vorstellen. Gaby hat sich besonders mit der
Kulturgeschichte der Schokolade beschäftigt, ist also tief eingedrungen in die
bitter-süße Historie und nun eine echte Expertin. Bitte, Gaby!“
    Gabys Lächeln war wie ein Stück
Vollmilch-mit-Trüffelaroma. Sie pustete gegen ihren Goldpony, der mal wieder
etwas tief in die Blauaugen hing, und blickte die Köche an.
    „Die Geschichte der Schokolade,
meine zwei Damen und die vielen Herren, beginnt für den Europäer im Jahre 1528.
Da kehrte nämlich Hernando Cortez nach Spanien zurück. In den Jahren zuvor
hatte er im Auftrag der Spanischen Krone Mexiko unterworfen und dort ein
grausiges Blutbad angerichtet. Karl V. war es nun, der als erster Europäer von
diesem neuen Getränk kosten durfte. Den Azteken, bei denen Cortez die
Schokolade kennenlernte, war der herbe Trank schon lange bekannt. Die
Geschichte des Kakaos verliert
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