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Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum
Autoren: Stefan Wolf
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bereute er sofort.
Denn Klößchen nahm Rache und trat seinem Peiniger gegen die von Susi vorgekaute
Wade. Erneutes Schmerzgebrüll war die Antwort.
    Tim zog seinen erbosten Freund
beiseite und TKKG steckten die Köpfe zusammen.
    „Der Fang ist einerseits ein
Erfolg“, meinte der TKKG-Häuptling, „andererseits eine Pleite. Denn es
passierte genau im falschen Moment. Glock zwölf. Wir müssen davon ausgehen,
dass der unbekannte Chef und sein Assi hier in der Nähe sind. Ich spähe schon
dauernd umher. Ein paar Typen sind mir aufgefallen. Aber das heißt gar nichts.
Und keiner hat eine Sprühflasche in der Hand. Dass Glenschel jetzt weg ist vom
Fenster für ‘ne Drittel-Lebenszeit, liegt auf der Hand. Also werden die
Unbekannten mit dem halbgiftigen Kotzmittel abziehen. Und wir können nichts
tun.“
    „Wenigstens wissen wir, dass
sie was vorhaben“, sagte Karl. „Aber sie wissen nicht, dass wir ‘s wissen, weil
sie mit Glenschel kein Interview machen können. Da, man kümmert sich um ihn.“
    Kümmern und versorgen, dachte
Tim. Der Sanitäter hat ihm die Wade gewickelt. Er kriegt ‘ne Tetanus-Spritze.
Und Handschellen sind auch bereit.
    „Dein Vater, Gaby, wird ihn
gleich verhören“, sagte Tim. „Denn bestimmt weiß Glenschel wo Kempferth ist.
Wahrscheinlich wollte er sich sogar mit dem treffen. Zum gemeinsamen
Untertauchen.“
    Diese Vermutung lag nahe. Doch
leider traf sie nicht zu. Beim Verhör im Präsidium behauptete Glenschel
halsstarrig, er wisse nicht, wohin Kempferth untergetaucht sei, habe auch keine
Ahnung, wer bei ihm letzte Nacht den Einbruch verübt habe — und die
anschließende Erpressung zu einem Giftanschlag im Schokoladen-Museum. Er
beteuerte natürlich, er hätte das niemals getan — und leugnete auch die
Hundemorde — Letzteres allerdings mit gesenktem Blick und geringerem Nachdruck.
    „Die Morde an den Hunden werden
wir Ihnen nachweisen“, verhieß Kommissar Glockner.
    Der Autobahn-Bandit, gegen den
Haftbefehl vorlag, wurde in die Untersuchungshaft überführt, und damit war auch
Nummer zwei reif für den Knast. Glenschel und Tippgen würden sich bald vor Gericht
verantworten müssen.

21. TKKG als Museumsführer
     
    Freitagmittag nach der Schule
radelten TKKG zum Schokoladen-Museum. Es liegt am östlichen Stadtrand, wo sich
früher ein Industriegelände ausgebreitet hatte. Das wurde inzwischen
stillgelegt und Stück um Stück in ein Nah-Erholungsgebiet umfunktioniert — mit
Teichen, Sportanlagen und grüner Lunge ist aber noch nicht ganz fertig. Klößchens
Vater hatte einen kleinen Park gekauft, den um 1900 ein Graf hatte anlegen
lassen — samt kleinem Lustschloss, das ihm aber nach seiner Fertigstellung
nicht gefiel, weshalb er niemals Lust hatte, dort zu weilen.
    Die Nachfahren des Grafen
hatten sich Jahrzehnte lang um den Besitz gestritten. 1953 war er von der Stadt
gekauft worden. Doch man wusste nicht recht, was man damit anfangen sollte.
Konzerte hatten hier stattgefunden, Dichterlesungen, Ausstellungen von Malern
und Bildhauern. Aber der Zuspruch des Publikums hielt sich in Grenzen.
Unterhalt und Betrieb des Lustschlösschens erforderten hohe Kosten und
Zuschüsse. Nun hatte es abermals zum Verkauf gestanden und Klößchens Vater
griff zu. Aus dem Schloss wurde nach umfangreichen Umbauten das Sauerlichsche
Schokoladen-Museum. Die Medien hatten es bereits umbenannt in
,Schokoladen-Schloss’. Und dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden.
    Vor dem ,Schoko-Schloss’ hatte
man einen Parkplatz angelegt für Busse und Pkw. Über dem Eingang, einem aufwendigen
Portal, hing — seit der Eröffnung vor drei Wochen — ein Transparent mit der
Aufschrift: DIE WELT DER SCHOKOLADE — EINE SÜSSE GESCHICHTE
    TKKG waren schon ein halbes
Dutzendmal hier gewesen und kannten sich in den Räumen so gut aus wie in ihrer
Schule. Es gab: die künstliche Plantage — wo auf Bildern und Tafeln der lange
Weg zu sehen war vom Kakaobaum bis zur Schokolade; einen Fabrikationsbetrieb —
der nicht wirklich der Herstellung diente, aber alle erforderlichen Maschinen
enthielt; einen Ausstellungsraum antiker Schoko-Herstellungsgegenstände — zum
Teil aus dem vorigen Jahrhundert, also echte Raritäten; einen Video-Raum für
Filme über die Schoko-Produktion; und den Abschluss bildete ein
Spezialitätenladen für Einkäufe — mit dem Schoko-Brunnen, aus dem sich bislang
jedermann reichlich bedient hatte. Denn was es umsonst gibt, schmeckt
bekanntlich besonders gut.
    Geöffnet war das
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