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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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verfügte. Er ließ den Oberschulrat warten, um einen 31

    Streit zwischen zwei Kindern zu schlichten. Während er einen kranken Lehrer vertrat, verpasste er die Sitzung des Lehrplan-Ausschusses, die von dem Schulrat einberufen worden war.
    Er kümmerte sich so intensiv um seine Schule, dass ihm
    keine Energie mehr für die Mitarbeit in den kommunalen
    Organisationen blieb. Er lehnte die Angebote ab, Vorsitzender des Programmausschusses im Lehrer‐Eltern‐Verein, Präsident
    der Liga zur Verschönerung der Gemeinde und Berater des
    Komitees für Sauberkeit in der Literatur zu werden.
    Seine Schule verlor die Unterstützung der Gemeinde, und er
    fiel beim Oberschulrat in Ungnade. Es kam so weit, dass Lunt in der Öffentlichkeit und bei seinen Vorgesetzten in den Ruf eines unfähigen Schuldirektors geriet. Als der Posten des Schulrates frei wurde, lehnte es die Schulbehörde ab, ihn Lunt zu geben. Er wird deshalb bis zu seiner Pensionierung ein un-glücklicher und unfähiger Direktor bleiben.

    Der Autokrat. R. Driver hatte sich als fähiger Student, Lehrer, Department‐Chef, stellvertretender Direktor und Direktor
    erwiesen. Er wurde zum Schulrat befördert. Während er bis
    dahin nur die Absichten der Schulbehörde zu interpretieren
    hatte und so erfolgreich wie möglich in seiner Schule verwirk‐
    lichen musste, sollte er nun als Schulrat an der Formulierung der Bildungspolitik teilnehmen und sich dabei demokratischer Gepflogenheiten bedienen.
    Aber Driver missfielen demokratische Spielregeln. Er berief
    sich auf seinen Expertenstatus. Er belehrte die Mitglieder der Schulbehörde in dem gleichen Ton, den er seinen Schülern
    gegenüber als Klassenlehrer angeschlagen hatte. Er versuchte die Behörde ebenso zu beherrschen wie früher seine Leute in der Schule.
    In der Behörde betrachtet man Driver nun als unfähigen
    Schulrat. Eine weitere Beförderung ist ausgeschlossen.

    32

    Bald erledigt. G. Spender war ein fähiger Student, Englischlehrer, Department‐Chef, stellvertretender Direktor und Di‐
    rektor. Dann arbeitete er sechs Jahre lang zufrieden stellend als
    Schulrat — patriotisch, diplomatisch, verbindlich und überall beliebt. Er wurde zum Oberschulrat ernannt. In dieser Funktion
    musste er sich um die Schulfinanzen kümmern und stellte bald
    fest, dass er hier völlig verloren war.
    Vom Beginn seiner Lehrtätigkeit an hatte sich Spender nie
    den Kopf über Geldfragen zerbrochen. Seine Frau nahm seinen
    Gehaltsscheck entgegen, bezahlte sämtliche Haushaltsausgaben
    und gab ihm jede Woche ein Taschengeld.
    In der neuen Position blieb Spenders Unfähigkeit im Umgang
    mit Geld nicht lange verborgen. So kaufte er beispielsweise eine
    große Anzahl Lernmaschinen von einer unseriösen Firma, die
    über Nacht Pleite machte, ohne auch nur ein einziges Pro‐
    gramm für diese Maschinen produziert zu haben. Dann ließ
    Spender jedes Klassenzimmer in der Stadt mit einem Fernsehgerät ausrüsten, obgleich die einzigen Programme, die man in dieser Gegend empfangen konnte, nur für Mittelschulen
    bestimmt waren. Spender hatte seine Stufe der Unfähigkeit
    erklommen.

Ein anderer Aufstiegsmechanismus
    Die bisherigen Beispiele sind typisch für den «linearen Aufstieg». Es gibt aber auch einen anderen Weg nach oben, die
    «Stabsversetzung». Der Fall von Miss T. Totland ist dafür typisch.
    Miss Totland, die eine fähige Studentin und eine ausge‐
    zeichnete Volksschullehrerin war, wurde an eine pädagogische
    Hochschule versetzt. Hier sollte sie nicht mehr Schüler, sondern
    junge Lehrer unterrichten. Dennoch bediente sie sich dabei der
    Methoden, mit denen sie bei kleinen Kindern so viel Erfolg gehabt hatte.
    33

    Wenn sie sich mit den Lehrern einzeln oder in Gruppen
    unterhielt, sprach sie sehr langsam und deutlich. Sie verwendete bevorzugt ein‐ und zweisilbige Wörter. Sie erklärte jedes Problem mehrmals mit unterschiedlichen Worten, um sicher zu
    sein, dass es auch wirklich jeder verstanden hatte. Dabei zeigte
    sie ständig ein strahlendes Lächeln.
    Die Lehrer ärgerten sich über das, was sie als falsche Freund‐
    lichkeit empfanden, und über die leutselige Art. Ihre starke Abneigung führte dazu, dass sie, statt Miss Totlands An-regungen nachzukommen, viel Zeit damit verbrachten, Ent‐
    schuldigungen dafür zu ersinnen, warum sie es nicht taten.
    So erwies sich, dass Miss Totland für den Umgang mit jungen Volksschullehrern ungeeignet war. Sie kam deshalb für
    eine weitere Beförderung nicht in
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