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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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Betracht und blieb als Aus-bilderin für Volksschullehrer auf ihrer Stufe der Unfähigkeit stehen.

Sie sind der Richter
    Sie können ähnliche Fälle in jeder Hierarchie finden. Sehen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz um und suchen Sie die Leute heraus, die ihre Stufe der Unfähigkeit bereits erreicht haben. Sie werden feststellen, dass in jeder Hierarchie die Schlagsahne so lange hochsteigt, bis sie sauer wird. Blicken Sie in den Spiegel und fragen Sie sich, ob ...
    Nein! Sie wollen sicherlich lieber wissen, ob es keine Abweichungen von diesem Prinzip gibt, ob man seiner Wirkung
    nicht entfliehen kann? Ich werde diese Fragen in den folgenden
    Kapiteln untersuchen.

    34

3. Scheinbare Abweichungen
    Wenn eine Sache schiefgeht, findet der Schuldige immer Ausflüchte
    und versucht, die Zahl seiner Richter so klein wie möglich zu halten.
    J. Dryden

    Viele, denen ich das Peter‐Prinzip erläutert habe, sind nicht bereit, es anzuerkennen. Sie suchen ängstlich — und nach ihrer
    Meinung manchmal mit Erfolg — nach Lücken in meiner
    hierarchologischen Theorie. Deshalb möchte ich an dieser Stelle
    eine Warnung aussprechen: Lassen Sie sich von scheinbaren
    Ausnahmen nicht ins Bockshorn jagen.

    Scheinbare Abweichung Nr. 1:
    die geräuschlose Sublimierung

    «Was mit Walter Blocketts Beförderung los war? Er war hoff‐
    nungslos unfähig, ein so genannter Engpass. Deshalb ließ ihn die Geschäftsleitung die Treppe hinauffallen, um ihn aus dem Weg zu schaffen.»
    Solche Bemerkungen höre ich oft. Lassen Sie uns dieses
    Phänomen untersuchen, das ich die geräuschlose Sublimierung
    genannt habe. Wurde Blockett von einer Stufe der Unfähigkeit
    auf eine der Fähigkeit versetzt? Nein. Er wanderte lediglich von
    einem unproduktiven Posten auf einen anderen. Hat er nun
    etwa einen größeren Verantwortungsbereich als früher? Nein.
    Leistet er in der neuen Stellung mehr als früher? Ebenfalls nein.
    Die geräuschlose Sublimierung ist eine Pseudo‐Beförderung. Einige Mitarbeiter vom Blockett‐Typ glauben tatsächlich, sie
    wären in den Genuss einer echten Beförderung gekommen;
    anderen dämmert die Wahrheit. Doch der eigentliche Zweck
    einer Pseudo‐Beförderung liegt darin, Beobachter außerhalb der 35

    Hierarchie zu täuschen. Wenn das erreicht wird, gilt das Manöver als gelungen.
    Der erfahrene Hierarchologe wird durch solche Tricks na‐
    türlich niemals getäuscht. Hierarchologisch kann man nur den
    Aufstieg von einer Stufe der Kompetenz als echte Beförderung anerkennen.
    Welche Auswirkungen hat eine erfolgreiche Pseudo‐Beförde‐
    rung? Nehmen wir einmal an, Kickly, Blocketts Arbeitgeber, ist
    noch kompetent. Durch die Versetzung von Blockett schlägt er
    drei Fliegen mit einer Klappe:
    1.
    Er verbirgt den Misserfolg seiner Personalpolitik. Das
    Eingeständnis, dass Blockett unfähig war, könnte Beob‐
    achter sonst zu dem Urteil verführen, Kickly hätte
    schon bei der letzten Beförderung merken müssen,
    Blockett sei nicht der richtige Mann. Doch eine ge‐
    räuschlose Sublimierung rechtfertigt die vorangegangene
    Beförderung (selbstverständlich nur in den Augen der anderen Angestellten und ungeschulter Beobachter,
    nicht dagegen im Urteil des Hierarchologen).
    2.
    Das Betriebsklima wird verbessert. Zumindest einige
    Angestellte werden sich sagen: «Wenn selbst Blockett
    befördert wird, habe ich auch noch einige Chancen.»
    Eine geräuschlose Sublimierung dient deshalb als Stimulans
    für viele andere Mitarbeiter.
    3.
    Die Hierarchie wird geschützt. Obwohl Blockett un‐
    fähig ist, darf er nicht gefeuert werden, weil er vermutlich immer noch genug über Kicklys Geschäftsgeheimnisse
    weiß, um im Dienst eines Konkurrenten gefährlich zu
    werden.

    Ein allgemeines Phänomen
    Die Hierarchologie lehrt uns, dass es in jeder blühenden Or‐
    ganisation innerhalb der Führungsspitze eine Menge trockenen
    Holzes gibt, eine Anzahl von geräuschlos Sublimierten und von
    36

    Kandidaten für dieses Verfahren. In einer bekannten Geräte‐
    fabrik gibt es dreiundzwanzig Vizepräsidenten!

    Ein paradoxes Ergebnis!
    Die Waverley‐Radiogesellschaft ist bekannt für den Einfalls‐
    reichtum ihrer Produktionsabteilung. Dies ist ein Erfolg der geräuschlosen Sublimierung. Waverley versetzt nämlich alle
    einfallslosen, unproduktiven und überflüssigen Mitarbeiter in ein prunkvolles, mit einem Aufwand von drei Millionen Dollar
    errichtetes Verwaltungszentrum.
    In diesem Büropalast gibt es keine Kameras,
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