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Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner

Titel: Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner
Autoren: Jo Reuter
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ließ.
    Wieder war es Mrs. Rattlesnake, die damit anfing. Laut nach ihrer Wanduhr schreiend, raste sie hinaus, in ihrer Aufregung vergessend, daß sie noch Schlafmütze und Nachtgewand zierte. „Wer hat mir meinen Bücherschrank gestohlen? Wo ist Charlotte von Mexiko?"
    „Sie ist völlig übergeschnappt, so hat sie die Anprangerung mitgenommen", meinte ein Mann aus der Menge. Wie eine Furie raste sie, auf das Gespött der Gaffer nicht achtend, zum Haus der Nightingale. Unterwegs schon stießen die beiden zusammen, denn diese schrie nach ihrem Parfümfläschchen, der Wäsche, dem Harmonium, den Nippfiguren ...
    Statt gemeinsam nach dem Übeltäter Jimmy Watson

    zu rufen und ihm die Leviten zu lesen, fuhren die beiden Ladies aufeinander los. Mrs. Nightingale schwang als Waffe ein prächtiges Sofakissen, das Mrs. Broadway gehörte. Dafür fuchtelte die Rattlesnake mit dem Regenschirm der Betterwits durch die Gegend und geriet dabei ein paarmal versehentlich an Frau Nightingales Kopf.
    Miss Betterwits hatte sich anfangs im Hause versteckt. Aber dann kreuzten die beiden Kampfhühner bei ihr auf und hielten Razzia. Mit den Razzias hörte es in dieser Nacht überhaupt nicht mehr auf. Jede von den vier Frauen durchsuchte die Wohnungen der anderen. Dabei kam es immer wieder zu wüsten Auseinandersetzungen. Mit den Nerven der vier Sünderinnen war es endgültig vorbei; ganz Somerset nahm diese beschämende Szene lachend, kichernd und spottend zur Kenntnis.
    Keine Menschenseele half den Übeltäterinnen bei ihrem „Aufräumungsarbeiten". Sie mußten alles schön selber wieder an den richtigen Ort schleppen. Dabei ging viel Geschirr zu Bruch.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Solch eine Vergeltung für menschliche Habgier und Niedertracht hatte man noch nie erlebt. Mancher mochte sich heimlich eingestehen, daß auch er mit hätte dabei sein können, wenn, ja, wenn der Lümmel Jimmy Watson an i h n herangetreten wäre.
    Schreinermeister Habercorn und Rentner Claycomb waren heilfroh, noch in letzter Minute einen Rückzieher gemacht und die Fuhren bei Jimmy Watson rechtzeitig

    abbestellt zu haben. Sie hielten sich klugerweise aus den nächtlichen Tumulten heraus.
    Allmählich aber setzte sich der gerechte Zorn auf den Hauptübeltäter, den Urheber und Verführer des Ganzen, bei den Somersetern durch.
    Für Jimmy Watson war es ein Glück, daß ihn sein Onkel noch am Abend vorher eingesperrt hatte.
    John Watson tauchte erst nach Stunden auf. Er wußte sich gleich ins rechte Licht zu setzen.
    „Ich habe den Bengel schon in die Fuchtel genommen", posaunte er überall herum, „ich habe ihm richtige Drähte aus der Nase gezogen. Ich, sein angestammter Onkel, habe ihn, meinen eigenen Neffen, ins Jail gesperrt und ihm Gelegenheit gegeben, über seine Schlechtigkeit gründlich nachzudenken!"
    Es hörte sich alles wie ein schweres Opfer im Dienste der Gerechtigkeit an. Oh, ja, auf irgendeine Art waren die Watsons schlaue Füchse, vor allem dann, wenn es galt, sich in ein besseres Licht zu stellen als ihnen eigentlich zukam. Vom Auftauchen des langen Irenäus und des kleinen MacMurry, dem wirklichen Grund also, weshalb er Jimmy eingelocht hatte, erwähnte John Watson kein Wörtchen.
    Die Möbel und aller anderer Kram der vier Ladies waren erst gegen Morgen wieder dort, wo sie hingehörten. Nur Mrs. Rattlesnake und die Nightingale zankten sich noch immer um zwei blütenweiß gewesene Kissenbezüge, von denen jede behauptete, es seien die ihren.

    Am Ende dieser „Verhandlungen" hielt jede der beiden Streithennen nur noch die Leinenfetzen in der Hand.
    Die Nachtruhe war nun einmal gestört worden. Kein Somerseter dachte daran, im Morgengrauen wieder in die Betten zu kriechen. Die Männer strebten den Schenken zu, um zu frühstücken. Ihre Frauen ratschten und tratschten noch lange an den Straßenecken und vor den Haustüren herum.
    Hauptthema war bei den Männern die Strafe für Jimmy Watson. Der Gesprächsstoff bei den Frauen bildeten die Damen Nightingale, Betterwits, Rattlesnake und Broadway. Noch stundenlang beschäftigte man sich mit Ihnen. Man hätte glatt annehmen können, alle übrigen Frauen Somersets seien Heilige. Witwe Poldi schwamm in ihrem Element.
    „Hier ...ich... seht her, mich hat der heuchlerische Bengel auch in dieses schmutzige Fuhrunternehmen hineinziehen wollen. Ich habe ihm gesagt: Weiche, Satan! Zieh Leine!" Und dann erklärte sie im Anschluß an eine halbstündige Rede die vier Sünderinnen als
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