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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine
Autoren: Rolf Randall
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dem Zimmer auf und ab; er malte sich aus, wie Pete Simmers verdroschen wurde — und so kam es, daß er den Besucher erst gewahrte, als dieser sich vernehmlich räusperte.  
     „Ähemm!" machte der Fremde, ein Mann in mittleren Jahren, würdevoll in Schwarz gekleidet und mit einer Miene, als habe er Essig getrunken. „Ähemm! Mein Name ist — Nobody. James B. Nobody. Habe ich das Vergnügen, mit Mister Rankins zu sprechen?"  
     „Ja, das haben Sie", brummte Rankins. Er blickte den Besucher mißtrauisch an. Hatte der Fremde etwa an der Tür gehorcht, als er mit dem Vagabunden sprach? — „Wie kommen Sie hier überhaupt herein?!" fauchte Rankins.  
     „Durch die Tür", gab Nobody höflich zur Antwort. „Ihre Frau war so liebenswürdig, mich einzulassen. Ich bin der Privatsekretär von Mister Frank Applewood — ähemm! Sie haben, wie ich vermute, unseren Brief erhalten?"  
       
     „Oh — ah —", machte Rankins und zerfloß in Liebenswürdigkeit wie Butter in der Sonne. Er machte rasch hintereinander mehrere tiefe Verbeugungen. „Welche hohe Ehre!" dienerte er. „Ich bin erfreut, Sie begrüßen zu dürfen, mein Herr. Nehmen Sie doch, bitte, Platz. Wie geht es Ihnen? Hatten Sie eine gute Reise?"  
     „Danke — es war ganz nett", sagte Nobody herablassend. Als Privatsekretär eines Millionärs fühlte er sich über einen gewöhnlichen Viehhändler wie Rankins erhaben. Er nahm Platz und betrachtete schaudernd die Zigarren, welche Rankins ihm anbot. „Danke, ich rauche eine bessere Sorte", lehnte Nobody steif ab. „Kommen wir zur Sache, wenn ich bitten darf. Meine Zeit ist knapp bemessen."  
     „Selbstverständlich — ganz wie Sie wünschen", bücklingte Rankins. „Also, wie gesagt, es handelt sich bei dem Besitztum, welches Sie im Auftrage von Mister Applewood erwerben wollen, um eine prächtige Ranch, die--"  
     „Um ein halb verfallenes Gemäuer!" verbesserte Nobody gelassen.  
     Rankins erlitt einen Hustenanfall. „Gewiß, das Haus hat etwas gelitten", gab er verlegen zu. „Aber, die Weiden — mein Herr, die Weiden sind die besten, die es hier in der Gegend gibt."  
     „Sehr dürftige Weiden", bemerkte Nobody. „Kaum ausreichend, um nur zweihundert Rinder zu ernähren. Die Gatterzäune sind verfallen, der Brunnen gibt nicht genügend Wasser und die Feldscheune ist diesen Sommer abgebrannt. Sie sehen, daß ich gut unterrichtet bin. Es hat also keinen Sinn, mir etwas vorzulügen. Wie ist die Ghost-Ranch in Ihren Besitz gekommen?"  
     Rankins seufzte innerlich. Der Tag, an dem er die „Gespenster-Ranch" ersteigert hatte, gehörte zu den schwärzesten Tagen seines Lebens. Die Ranch hatte einem wunderlichen Kauz namens Paddington gehört. Der menschenscheue Sonderling stand in dem Ruf, märchenhaft reich zu sein — dies, obwohl er ein geheimnisvolles, zurückgezogenes Dasein führte und sich selber nur das Allernötigste gönnte. Das Gerücht, wonach Paddington ungeheuer reich sein sollte, war dadurch entstanden, daß er eines Tages die Riesensumme von fünfzigtausend Dollar aus einer schäbigen, alten Ledertasche hervorholte und an den Kassierer der Western-Bank in Somerset aushändigte mit dem Ersuchen, diesen Geldbetrag einer wohltätigen Stiftung in Tucson zu überweisen.  
     Wer fünfzigtausend Dollar verschenken kann — so hatte sich Rankins überlegt — der muß mindestens Millionär sein. So hatte er damals, als ein Notar nach dem Tode des Sonderlings die „Ghost-Ranch" versteigern ließ, jedes Angebot überboten — in der Hoffnung, den sagenhaften „Schatz" zu entdecken, der seiner Überzeugung nach irgendwo auf der Ranch versteckt sein mußte.  
     Paddington hatte bei der Western-Bank, wie Rankins in Erfahrung brachte, kein Bankkonto gehabt. Folglich war, so hatte Rankins kombiniert, das gesamte Bargeld des Sonderlings — vielleicht Hunderttausende, vielleicht  
       
     Millionen Dollars! — in einem Versteck auf der Ranch zu finden. Er hatte aber die Suche nach dem „Schatz" bald aufgegeben und versucht, die „verwunschene Ranch" an einen anderen Dummkopf weiterzuverkaufen. Natürlich vergebens; denn niemand glaubte an das Märchen von dem „versteckten Millionenschatz", und niemand hatte Lust, eine Ranch zu kaufen, die derart verwahrlost war und übrigens in dem Verruf stand, daß dort allnächtlich Gespenster umgingen ...  
     An all dieses — besonders an seinen Hereinfall — mußte Rankins denken, als sich der Besucher erkundigte, wie die
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