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Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Titel: Das Paradies ist woanders! (German Edition)
Autoren: Petra Horst
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Augenblick nicht so recht, was er sagen soll. Er sieht dem Jungen direkt in die Augen. Dieser weicht dem Blick nicht aus. Er nickt.
    „Es ist alles geregelt, du erhältst dein Leben zurück, deine Schuld uns gegenüber ist beglichen. Wir halten uns an die Abmachung. Du kannst einfach dort weitermachen, wo du aufgehört hast, mein Junge.“
    Joshua schüttelt darauf nur kurz den Kopf. Er sieht den Mann  lange an, wirkt in diesem Moment viel erwachsener, als es sein jugendliches Alter erwarten lässt.
    „Nein, Inspektor. Nein, dort kann ich nie wieder weitermachen ...“
    Er nimmt jetzt die kleine Tasche mit seinen Sachen vom Sitz, nickt dem Polizisten noch einmal zu, öffnet die Schiebetür des Wagens. Er ist schon fast zur Tür heraus, als dem Inspektor noch etwas einfällt.
    „Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Joshua. Du hattest gestern Geburtstag, wenn ich das richtig gelesen habe, in deiner Akte!“
    Der Junge dreht sich einmal kurz zu ihm um, nickt, ohne ein Wort dazu zu sagen, dann steigt er rasch aus, schließt die schwere Tür mit etwas Schwung und geht schnell davon. Er blickt nicht zurück.
    Der Chefinspektor sieht ihm nach, bis er im Gebäude verschwunden ist, dann drückt er einmal kurz auf die Hupe. Der Fahrer schaut zu ihm herüber, nickt und kommt zum Van zurück. Er wirft seinem Vorgesetzten einen fragenden Blick zu, doch dieser zuckt nur mit den Schultern. Dann startet er den Motor und fährt rasch los.

Etwas später
     
    Joshua holt den Schlüssel aus seiner Hosentasche, steckt ihn ins Schloss und öffnet die Tür.
    Er betritt den Raum dahinter, lässt die Tür zufallen, sieht sich um. Dann wirft er sich auf sein Bett, faltet die Hände hinter dem Kopf und blickt zur Decke.
    Es klopft an der Tür. Zaghaft zuerst. Als nichts passiert, noch einmal, etwas lauter.
    Er weiß das Geräusch erst gar nicht einzuordnen, benötigt einige Minuten, bis er registriert, dass er gemeint ist. Zu sehr ist er bereits daran gewöhnt, dass diejenigen, die zu ihm kommen, dies einfach tun können. Ohne anzuklopfen. Jederzeit! Langsam erhebt er sich und geht zur Tür. Er öffnet sie einen Spalt weit, sieht hinaus.
    „Hey, Josh! Alles klar?“
    Juan sieht ihn verunsichert an, weiß allem Anschein nach nicht so recht, was er sagen soll. Joshua blickt ein wenig nachdenklich. Sein Gesicht wirkt noch ernster, als ich es in Erinnerung habe .. und er ist furchtbar mager geworden ...
    Aber dann tritt Joshua ein wenig zur Seite, er öffnet die Tür etwas weiter und bittet seinen Freund mit einer Handbewegung herein. Nur sehr zögernd folgt Juan dieser Einladung.
    „Ich war mir nicht sicher, ob du mich überhaupt noch sehen willst ... , nach all dem, was passiert ist. Ich glaube, meine Kumpels und ich ...“, er stockt mitten im Satz, sieht ein wenig verunsichert zu Joshua herüber, „ also, ich glaube, wir haben dir da eine Menge Ärger gemacht, aber ich wollte dir ...“
    Joshua unterbricht den Redeschwall des Jungen. Er setzt sich auf seinen Schreibtischstuhl, bedeutet Juan, auf dem Bett Platz zu nehmen. Lange spricht keiner der Beiden ein Wort. Joshua sieht seinen Freund nur weiterhin nachdenklich an . Juan scheint sich nicht besonders wohl zu fühlen, unter meinen Blicken ...
    „Ich war lange weg, Juan. Ich denke, ich muss mich erst wieder an deine Gesellschaft gewöhnen“, er unterbricht sich kurz, muss einmal schwer schlucken, bevor er weitersprechen kann. „ ... überhaupt, an das Leben hier. Lass mir etwas Zeit, ja?“
    Juan schluckt ebenfalls, er hat einen großen Kloß im Hals, kann dazu nichts sagen. Er wartet noch einen Moment, dann nickt er kurz. Er erhebt sich vom Bett, will zur Tür gehen, ... er hat bereits die Klinke in der Hand ...
    „So war das nicht gemeint, Juan. Du kannst gerne bleiben. Ich muss mir nur über einige Dinge klar werden, wenn du verstehst, was ich meine. Über das, was ich aus meinem Leben machen will, wie ich zu dir stehe ...“, hier unterbricht sich Joshua erneut, sieht zum Fenster heraus, seufzt einmal tief ... keine Gitterstäbe ... ich bin wirklich frei! Dann sieht er wieder zu Juan herüber, der ein wenig unsicher wirkt.
    „ ... zu dem, was passiert ist. Ich hatte viel Zeit nachzudenken, in den letzten Monaten. Und eines weiß ich jetzt ganz sicher, mein Freund, auch wenn du denkst, dass du es irgendwo gefunden hast ...  , das Paradies, Juan, das Paradies ist woanders!“

 
     
N A C H W O R T
 
    Nun ist auch diese Geschichte
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