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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle
Autoren: Deborah Hale
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Feinde.”
    Er blickte zurück, als Maura ihm auf die Schulter tippte. “Halt an und lass mich runter”, bat sie ihn. “Bei so vielen Menschen werden meine Kräuter nicht lange reichen. Vielleicht lehnen sie auch meine Hilfe ab. Aber ich kann sie ihnen wenigstens anbieten.”
    Sie hatte recht. Die meisten Han-Soldaten lehnten ab und verfluchten sie, selbst die, die sich vor Schmerzen krümmten. Aber kurz nachdem die Rebellen all ihre Gefangenen gefesselt hatten, fiel ein Regenschauer und verschaffte den Han Erleichterung, ob sie wollten oder nicht. Er kühlte auch die weggeworfenen Waffen und Rüstungen ab, sodass man sie anfassen und einsammeln konnte.
    In der Nacht, während Aldwood Castle von Siegesliedern widerhallte, schlichen Rath und Maura sich von der Feier fort und brachten Velorkens Stab wieder an seinen rechtmäßigen Platz zurück. Als Maura den Pfeiler hinunter in Raths wartende Arme glitt, gönnten sich beide erschöpft und voller Sehnsucht eine lange, zärtliche Umarmung.
    “Was jetzt,
Aira?”
, flüsterte sie und ließ den Kopf an seiner Brust ruhen.
    Rath lehnte sich an die Säule. “Wir müssen unsere Gefangenen zur Küste auf die Schiffe verfrachten, die sie herbrachten.”
    “Befürchtest du nicht, sie könnten zurückkehren und uns wieder angreifen?”
    “Nicht sehr. Ich bezweifle, dass selbst sie kampflustig genug sind, um eine Invasion ohne Waffen und Rüstungen zu wagen. Ich habe vor, alles in die tiefsten Schächte der Blutmondminen zu werfen.”
    “Was ist mit den Han, die in Westborne zurückbleiben?”
    “Aye, mit denen müssen wir uns auch befassen.” Rath sah müde, aber voller Hoffnung aus. “Und diesmal ohne die Hilfe des Allgebers. Ich hoffe nur, sie werden uns keinen großartigen Kampf liefern.” Bevor sie fragen konnte, fügte er hinzu: “Und dann ist da noch Idrygon. Ich weiß nicht, wohin er verschwunden ist oder wann er zurückkommt, um uns erneut zu plagen. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin froh, ihn los zu sein. Es würde meine bescheidene Weisheit zu sehr strapazieren, wenn ich über eine angemessene Strafe entscheiden müsste. Wir schulden ihm viel für das, was er zur Vorbereitung dieses Aufstands getan hat. Doch das entschuldigt nicht alles andere, was er tat … oder versuchte zu tun.”
    Maura ahnte, dass Raths Weisheit und Geduld in den vor ihnen liegenden Jahren noch oft strapaziert werden würden. “Tut es dir leid, dass du dir von Velorkens Stab nichts anderes gewünscht hast,
Aira?”
    Rath schüttelte den Kopf und strich ihr übers Haar. “Ich hatte ja so meine Zweifel, ob ich das Zeug zum König habe. Doch ich glaube, solange ich mich bemühe, einer Königin wie dir würdig zu sein, kann ich nicht allzu viel falsch machen.”

EPILOG
    V enard, ein Jahr später
    Der Bürgerrat lauschte mit Interesse, wie Admiral Gull von einer neuen Schiffsflotte berichtete, die gerade in Duskport gebaut wurde. “Sollte das Imperium dumm genug sein, Truppen zu uns zu schicken, so wartet eine böse Überraschung auf sie. Bis dahin – und hoffen wir, dass dieser Tag niemals kommen wird – setzen wir die Schiffe für den Handel zwischen dem Festland und den Inseln ein.” Gull ließ Rollen mit Schiffszeichnungen herumgehen und sprach über Material, Ausmaß und Takelage.
    Ein warmes Gefühl der Zufriedenheit machte sich in Rath breit, als er Gull zuhörte und so viele bekannte und vertraute Gesichter erblickte. Auf diese Weise machte sich Rath das Regieren leichter und dämmte zugleich die unheilvollen Verlockungen der Macht ein – er ließ sein Volk sich selbst regieren, mit ihm als einer Art Aufseher und Vermittler. Es war eine Rolle, mit der er leben und in der er Erfüllung finden konnte.
    Nicht, dass das vergangene Jahr ohne Herausforderungen gewesen wäre. Es gab immer noch Gesetzlose, die lieber raubten, als sich ihr Brot mit anständiger Arbeit zu verdienen, wie sie jetzt überall im Königreich zu haben war. Und wenn Rath auch sein Bestes für eine Aussöhnung getan hatte, so gab es immer noch Übergriffe auf hanische Mitbürger wie Songrid, die sich entschlossen hatte, in Umbria zu bleiben, wie auch gegen Zikary, die mit den Han kollaboriert hatten. Noch immer trotzten manche den Gefahren der verlassenen Minen, um an Slag heranzukommen und zu verkaufen. Diejenigen von ihnen, die erwischt wurden, konnten nicht mit Nachsicht rechnen.
    Es hatte auch Fortschritte gegeben. Unter Mauras Schirmherrschaft wurden Heiler und Lehrer ausgebildet und ausgerüstet. Das
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