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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle
Autoren: Deborah Hale
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magische Kraft, die vom Stab ausging, beispielsweise. Oder eine Ahnung davon, was sein Wunsch bewirkte. Doch Rath wusste nichts und fühlte nichts.
    Hatte er den Wunsch vergeudet, der sein Volk hätte retten können? Oder war Velorkens Stab nur ein Mythos, der sie verlockt hatte, das Unmögliche zu wagen?
    “Verräter!”, brüllte Idrygon und suchte auf dem Boden nach seinem Messer. Rath zog Maura hinter sich und hob den Stab, um sie beide zu verteidigen.
    Kaum hatte Idrygon sein Messer gepackt, da stieß er auch schon einen Schrei aus, den Rath bisher nur von den Opfern der Todesmagier gehört hatte. Es blieb ihm keine Zeit, sich zu fragen, was das zu bedeuten hatte.
    Er drehte sich zu Maura um. “Fort! So schnell du kannst. Nimm Songrid und sucht euch einen Weg aus dem Wald hinaus. Dann geht Richtung Süden nach Prum. Dort wird man sich um euch kümmern.” Er küsste sie ein letztes Mal. “Ich muss zu meinen Männern und tun, was ich kann.”
    “Das muss ich auch.” Maura umfasste seine Hand mit so festem Griff, dass er sich nicht traute, sie ihr zu entziehen. “Lass uns nicht die Zeit mit Streiten verschwenden.”
    So sehr er sie auch beschützen wollte, er wusste, jetzt musste
sie
entscheiden. Mit grimmigem Nicken nahm er ihre Worte zu Kenntnis. Dann rannten sie aus der Halle, während Idrygons Heulen und Fluchen ihnen in den Ohren klang. Sie erreichten den Rand des Waldes und wurden von einem ohrenbetäubenden Geschrei empfangen. Vang Spear of Heaven trat ihnen mit einem so benommenen Gesichtsausdruck entgegen, als hätte jemand ihm mit etwas Festem sehr kräftig auf den Kopf gehauen.
    “Was hat das zu bedeuten?”, brüllte Rath über den Lärm hinweg.
    “Es sind die Han.” Vang schüttelte den Kopf. “Sie sind völlig verrückt geworden. Wir waren mitten in der Schlacht, da warfen sie auf einmal die Waffen fort und fingen an, sich die Rüstungen herunterzureißen – und dabei heulten sie wie Wölfe bei Vollmond. Selbst die Todesmagier ließen ihre Zauberstäbe fallen. Keiner weiß, was man davon halten soll.”
    Rath drehte sich zu Maura um. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. “Glaubst du, das …”
    “… könnte der Wille des Allgebers sein?” Mauras lächelte mit bebenden Lippen.
    “Es gibt einen Weg, das herauszufinden.” Vorsichtig berührte Rath mit der Fingerspitze das Heft seines Messers, das in der Scheide steckte. “Verflucht!” Er zog den Finger zurück und schüttelte ihn, damit der Schmerz nachließ. “Als würde man rot glühende Kohlen berühren! Deswegen hat wohl auch Idrygon sein Messer fallen lassen.”
    Maura kramte in ihrem Schultergurt. “Ich habe einige frische Meerdornblätter …”
    “Das kann warten,
Aira.
Wir müssen schnell handeln. Wer weiß, wie lange die Gunst des Allgebers andauert?”
    Rath lief hinaus auf die Heide und brüllte aus voller Lunge: “Rührt kein Metall an! Es verbrennt euch. Bogenschützen, übernehmt das Schlachtfeld und kreist die Han ein! Schießt nicht, außer sie greifen euch an! Bringt Stricke, um die Gefangenen zu fesseln.”
    Es brauchte einige Zeit, bis sie verstanden, was er wollte. Doch dann griffen die ihm am nächsten Stehenden die Anweisung auf und wiederholten seine Befehle. Die Bogenschützen der Aufständigen brachen aus dem Schutz des Waldes hervor, gefolgt von Männern, die Seile schleppten, Stoffstreifen, selbst Riemen von Pferdegeschirren, um die Gefangenen zu fesseln. Rath und Maura folgten ihnen. Sie waren erst wenige Schritte gegangen, als ein reiterloses Pferd auf sie zutrottete und vor ihnen stehen blieb.
    “Schau nur, wie es den Stab anschaut.” Maura strich dem Tier mit der Hand über die muskulöse Flanke. “Glaubst du, wir können es gefahrlos reiten?”
    “Es gibt es nur einen Weg, es herauszufinden.” Rath stieg in den Sattel, während das Pferd ruhig stehen blieb. Er tätschelte ihm den Hals, bot Maura die Hand und zog sie hinter sich.
    Sie blickte über das Schlachtfeld, auf dem auch noch andere Tiere frei herumliefen. “Wieso verbrennen sich die Pferde nicht an den Metallteilen in ihrem Zaumzeug?”
    Rath schüttelte den Kopf. “Keine Ahnung,
Aira.
Magie war mir schon immer ein Rätsel.”
    Sie ritten um das Schlachtfeld herum und Rath befahl seinen Männern, den Han gegenüber Beherrschung zu bewahren. “Dies ist ein Geschenk des Allgebers! Lasst uns seiner würdig sein. Bemühen wir uns, leben wir nach den Regeln des Allgebers und ehren wir das Leben – selbst das unserer
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