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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer
Autoren: Vadim Panov
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starrte in seinen Cognac und stürzte ihn dann in einem Zug hinunter. »Weißt du, Artjom, Jana ist eine besondere Frau, sie ist so wundervoll, so aufregend und so …«
    »Bezaubernd«, half ihm Artjom.
    »Ja, das auch. Und mir Idiot fällt nichts ein, was ich ihr schenken könnte.«
    »Jedes Geschenk von dir würde ihr gefallen.«
    »Es reicht mir aber nicht, dass es ihr einfach nur gefällt. Ich möchte sie überraschen. Sie muss spüren, dass ich alles für sie tun würde.«
    »Das weiß sie auch so.«
    »Trotzdem«, beharrte der Söldner und winkte dem Barkeeper. »Gonzo, nochmal dasselbe!«
    Cortes räumte die Schatulle mit dem Armband weg und stützte niedergeschlagen den Kopf in die Hände. Er neigte beileibe nicht dazu, Trübsal zu blasen, doch nun hatte er sich in sein vermeintliches Elend richtiggehend hineingesteigert.
    »Lass den Kopf nicht hängen«, ermunterte ihn Artjom. »Du wirst sehen, dass Jana sich über das Armband freuen wird, eben weil sie es von dir bekommt. Ein Geschenk ist doch auch nur ein Gegenstand wie jeder andere, bestenfalls ein Symbol.«
    »Eben, darum geht es ja: um die Symbolkraft. Selbst dir ist etwas Originelles eingefallen, nur mir nicht.«
    Das Gejammer ging Artjom allmählich auf die Nerven.
    »Trinken wir lieber was.«
    »Meinetwegen.«
    Während sich der Söldner in sein Cognacglas vertiefte, ließ Artjom den Blick durch den Gastraum schweifen.
    »Sieh mal, wer sich die Ehre gibt«, rief er und knuffte Cortes in die Seite.
    »Wer denn?« Der Söldner spähte in die Richtung, in die Artjom mit dem Daumen deutete.
    In der hintersten Ecke der Rennsemmel lehnte die hünenhafte Gestalt eines Panopten an der Bar. Vor ihm reihte sich eine ganze Batterie leerer Gläser auf dem Tresen – nicht einmal Murzos quirlige Barkeeper kamen mit dem Aufräumen hinterher.
    »Christophan lässt sich volllaufen«, konstatierte Cortes gelangweilt. »Na und?«
    »Kennst du ihn?«
    »Ein paar Mal habe ich ihn schon getroffen.«
    Artjoms Augen begannen zu leuchten.
    »Denk doch mal nach, womit verdienen die Panopten ihre Brötchen?«
    »Sie bewachen Schätze.«
    Die kleine Sippe der Panopten, ein Vasallenvolk des Herrscherhauses Lud, verdingte sich als Hüter von Schätzen. Für ihre Dienste standen ihnen zehn Prozent der vergrabenen Reichtümer zu. Die jahrtausendealte Tradition, Preziosen aller Art in unterirdischen Verstecken vor dem Zugriff von Neidern und Dieben zu schützen, machte dies zu einem einträglichen Geschäft. Die Panopten galten als außergewöhnlich trinkfest, waren völlig immun gegen jede Form von Magie, begeisterten sich für Gesellschaftstratsch und hegten insgeheim eine Vorliebe für mexikanische Seifenopern.
    »Das ist doch die Idee!«
    »Was für eine Idee denn?« Cortes griff erneut nach seinem Glas.
    »Lass jetzt den Cognac!«, blaffte Artjom. »Christophan hat Anspruch auf zehn Prozent der vergrabenen Wertsachen, die er bewacht! Wir überreden ihn, uns etwas Antikes, Exotisches zu verkaufen. Damit hast du die hundertprozentige Garantie, dass es etwas Einmaliges ist, was sonst niemand besitzt. Wäre das nicht ein fantastisches Geschenk? Jana würde Augen machen!«
    »Genial!« Cortes schob das Glas beiseite und stand auf. Doch schon im nächsten Augenblick setzte er sich wieder hin und ließ die breiten Schultern hängen. »Das wird er nicht machen. Die Panopten haben kein Recht, Teile eines Schatzes ohne Not zu verhökern. Sie müssen sich dabei an strenge Vorschriften halten.«
    »Was kümmern uns die Vorschriften?!«, insistierte Artjom.
    »Dich kümmern sie vielleicht nicht, aber für Christophan sind das eherne Standesregeln. Wenn er dagegen verstößt, fliegt er aus dem Schatzgeschäft raus und kann die nächsten zweihundert Jahre Müllkippen vor Plünderern bewachen. Darauf wird er sich nie einlassen.«
    Artjom ließ nicht locker: »Wir überreden ihn!«
    »Wie soll das gehen? Willst du ihm eine Pistole vor die Nase halten?«
    »Wozu denn eine Pistole?« Artjom schaute in sein halbleeres Cognacglas. »Wir füllen ihn ordentlich ab, und wenn er knülle ist, überreden wir ihn. Du wirst sehen, im Suff wird er uns zu einem Schatz führen und seine Standesregeln vergessen. Wir müssen nur den richtigen Moment abpassen.«
    »Einen Panopten können wir nicht einmal zu zweit unter den Tisch trinken«, entgegnete Cortes und blickte kopfschüttelnd zu dem Hünen hinüber.
    »Und ob wir das können«, konterte Artjom und zog ein Tablettenröhrchen aus der Tasche. »Der
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