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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer
Autoren: Vadim Panov
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Samtkissen ruhte.
    »Ein Basiliskenauge ?«
    »Du hast’s erfasst.«
    Das Basiliskenauge war ein seltenes und kostspieliges Artefakt. Es diente zum Schutz vor Schwarzen Morjanen – weiblichen Wandelwesen, die sich unberechenbar verhielten, sobald sie ihre »Kampfmontur« angelegt hatten. Obwohl das Herrscherhaus Lud, zu dem diese kleine Sippe gehörte, sich alle Mühe gab, die Morjanen aus der Stadt fernzuhalten, trieben sie in den Moskauer Parks bisweilen ihr Unwesen. Das Basiliskenauge sandte bei seiner Aktivierung einen energiereichen Lichtblitz aus, der die Schwarze Morjane für einige Sekunden außer Gefecht setzte. Nur in dieser kurzen Zeitspanne konnte man das Monster töten, jede andere Form von Magie war gegen die Wandelwesen wirkungslos.
    »Was soll Jana denn mit einem Basiliskenauge ?«, fragte Cortes, den Artjoms Idee sichtlich überraschte.
    »Na ja – es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich habe schon bemerkt, dass du dich in letzter Zeit häufiger mit Jana triffst. Ihr verbringt viel Zeit in der freien Natur. Diese Woche seid ihr bis zwei Uhr nachts im Park Lossiny Ostrow spazieren gegangen, letzte Woche im Ismailow-Park.« Cortes öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch der junge Söldner ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Nein, ich verstehe das schon, schließlich war ich auch schon mal verliebt. Was gibt es da Schöneres, als in warmen Sommernächten durch Parks zu flanieren und sich am süßen Duft der Blumen zu erfreuen.« Cortes blies entrüstet die Backen auf, und Artjom wurde bewusst, dass selbst er sich den abgebrühten Söldner beim besten Willen nicht mit einem Blumenstrauß in der Hand vorstellen konnte. »Aber Romantik hin oder her, die Zeiten sind unsicher im Moment, und es tauchen immer wieder Schwarze Morjanen in den Parks auf. Und da habe ich mir gedacht, dass ein Basiliskenauge in Janas Handtasche nicht schaden könnte. Ohne Artefakt wirst nicht mal du mit so einem Ungeheuer fertig.«
    Artjom hatte geendet, und Cortes schüttelte den Kopf.
    »Na, du machst mir Spaß.«
    »Spaß? Jedenfalls ein teuerer Spaß. Weißt du, wie viel mir Bidjar für den Kristall abgeknöpft hat?«
    Bidjar Hamzi war Geschäftsführer eines Warenhauses der Handelsgilde und galt wie alle Schatyren als äußerst geschäftstüchtig.
    »Hat er dir empfohlen, das Artefakt zu kaufen?«
    »Nein, das war meine Idee. Ich hoffe, Jana weiß meinen Einfallsreichtum zu schätzen.«
    Cortes seufzte bedrückt.
    »Stimmt was nicht?«, erkundigte sich Artjom.
    »Wochenlang habe ich mir das Hirn zermartert wegen eines Geschenks«, klagte der Söldner. »Aber mir ist nichts Originelles eingefallen.«
    »Vielleicht gehst du zu verbissen an die Sache heran? «
    »Du redest dich leicht«, versetzte Cortes. »Letzten Endes habe ich mich dazu entschieden, ihr ein Schmuckstück zu schenken.«
    Schmuck – die Notlösung eines jeden Mannes, dem nichts Gescheites einfällt, dachte Artjom. Nicht originell, aber immerhin kostbar und hübsch anzusehen.
    »Und, was hast du ausgewählt?«
    »Das hier.«
    Auf dem Tresen landete eine weitere, etwas länglichere Schatulle. Artjom öffnete sie und begutachtete aufmerksam das elegante Diamantarmband.
    »Hat dir das Bidjar empfohlen?«
    »Woher weißt du das?«, fragte Cortes perplex.
    »Nur so, hätte ja sein können.«
    »Du lügst.« Dem Söldner konnte man nicht so leicht etwas vormachen. »Dann hat er es dir also auch angeboten? «
    »Nun ja, ähm …« Artjom war klar, dass es keinen Sinn hatte, zu leugnen. »Bidjar hat eben einen guten Geschmack. Und als er erfahren hat, wozu ich das Basiliskenauge brauche, hat er mir gleich sein schönstes Stück angeboten.«
    »Dieser Betrüger verhökert die Dinger wahrscheinlich zentnerweise. Und mir hat er erzählt, es sei eine Einzelanfertigung, ein kostbares Unikat!« Cortes’ Laune sank nun endgültig in den Keller.
    »Das Armband wird Jana bestimmt gefallen«, tröstete ihn Artjom.
    »Aber mir gefällt es nicht.«
    »Ach was, Cortes. Das Wichtigste ist doch, dass du Jana überhaupt etwas schenkst.«
    »Für sie vielleicht, aber nicht für mich.« Der Söldner versank in tiefe Schwermut. »Ich wollte ihr doch etwas Besonderes schenken. Es ist ihr erster Geburtstag, seit wir … ähm … seit wir uns kennengelernt haben.«
    »Und was stört dich an dem Armband?«
    »Alles.«
    »Deine umwerfende Logik habe ich schon immer bewundert«, spöttelte Artjom. »Wem muss das Geschenk denn gefallen, dir oder Jana?«
    »Uns beiden.« Cortes
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