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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer
Autoren: Vadim Panov
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dicke Broker nicht mehr. Ein markdurchdringender Schrei von Peggy erschütterte Enzo Concinis Ristorante.
    Neben einem der Tische lag ein völlig nackter, blutüberströmter Mann auf dem Boden.
    Der Wirbel löste sich in Luft auf, nachdem er den Leichnam verschluckt hatte. Bogdan nahm den Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Opferprozedur an sich war nicht sonderlich anstrengend, doch der Aufbau eines Interkontinentalportals kostete viel Kraft und war selbst für einen erfahrenen Magier eine Energieleistung. Zum Glück hatte sich der Große Kreis nun geschlossen, und die nächsten Opfer würden ihn weniger Mühe kosten.
    Bogdan atmete durch. Er fühlte sich erschöpft. In den letzten Monaten war er in der halben Welt unterwegs gewesen und immer nur für kurze Zeit in die Stadt gekommen. Der Reisestress und ein chronischer Schlafmangel forderten nun ihren Tribut. Erfreulicherweise war im Ablauf des Traumarkans vor dem Kleinen Kreis eine kurze Pause vorgesehen, er würde sich also ein wenig erholen können.
    Der Zauberer stieg auf die Plattform unterhalb des Throns der Kraft hinunter und legte ohne Eile seine Sachen ab. Der gehörnte Helm landete auf einer Ablage, die schwere Kette mit dem Medaillon in einem Samtbeutel und der sorgfältig gesäuberte Dolch in einer Holzkiste. Den bordeauxroten Mantel, unter dem der tadellose Anzug aus englischem Tuch zum Vorschein kam, legte er sorgfältig zusammen. Er legte seine goldene Uhr an und sah prüfend auf das Ziffernblatt: Alles lief exakt nach Zeitplan.
     
    Als Bogdan den Thron der Kraft verlassen hatte und gemächlich auf die menschenleere Aussichtsplattform der Sperlingsberge hinaustrat, hielt neben ihm ein bordeauxroter Lincoln.
    »Erwarten Sie jemanden?«, erkundigte sich die Schwarzhaarige, die am Steuer saß.
    »Die schönste Frau der Verborgenen Stadt.«
    »Ich kann Sie zu ihr bringen.«
    »Nicht nötig, ich habe sie bereits gefunden.«
    Bogdan warf den Aktenkoffer auf den Rücksitz, setzte sich auf den Beifahrersitz und umarmte die Frau.
    »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir, Liebste, so schreckliche Sehnsucht!«

KAPITEL EINS
    »Die Staatsduma setzt sich für die Meinungsfreiheit ein! Gegen den Widerstand der Linken wurde das neue Telekommunikationsgesetz, das in der Gesellschaft auf ein geteiltes Echo stieß, in der Duma gestoppt. Der Gesetzentwurf, der den Innenbehörden erweiterte Kontrollmöglichkeiten über die elektronischen Medien, insbesondere über das Internet, einräumen sollte, muss nun überarbeitet werden …«
    KOMMERSANT
     
     
    »… Was steckt hinter der außergewöhnlichen Aktivität der Schwarzen Morjanen in den letzten Wochen? Die häufige Sichtung der Wandelwesen in der Verborgenen Stadt wird von vielen Bürgern als beunruhigend empfunden. Bereits jetzt übersteigt ihre Zahl die für diese Jahreszeit zulässige Quote um das Zweifache. Angesichts dieser explosionsartigen Vermehrung muss die Frage erlaubt sein, ob der Grüne Hof seine unberechenbaren Monster noch unter Kontrolle hat und ob es nicht an der Zeit wäre, sie durch lizenzierten Abschuss angemessen zu dezimieren …«
    T-GRAD-COM
    Bar Rennsemmel
Moskau, Bolschaja-Dmitrowka-Straße
Freitag, 15. September, 19:57 Uhr
     
    »Stellt euch vor: Ich liege also unter dem Bett und sehe ihr dabei zu, wie sie mit ihren langen Beinen meine Klamotten unter eben dieses Bett schiebt. Ihre Beine – ich sag’s euch – ein Naturereignis! Samtene Haut, schlanke Schenkel, Waden zum Reinbeißen und zarte Füße, die in Pumps mit Pfennigabsätzen stecken. Die Pumps waren übrigens das Einzige, was Linda zu diesem Zeitpunkt noch anhatte.« Der Eulin schnalzte mit der Zunge und schloss versonnen seine kleinen, pfiffigen Augen.
    »Und was hattest du noch an?«, erkundigte sich Artjom.
    »Ich?« Murzo sah den Söldner erstaunt an. »Wofür hältst du mich, Humo? Nichts natürlich. Nackt, wie die Natur mich schuf, liege ich unter dem Bett, und jeden Augenblick muss seine Exzellenz Waldemar Balota, der Magister der Salamanderloge, ins Zimmer hereinkommen! Der Schlafende soll ihn holen, warum musste er sich einfallen lassen, ausgerechnet im ungünstigsten Moment nach Hause zu kommen?«
    Als schlimmste Heißsporne des Herrscherhauses Tschud galten zwar die Ritter der Schwerterloge, doch in einer derart heiklen Situation musste auch die Begegnung mit einem Ritter der Salamanderloge zwangsläufig böse enden. Und für den jähen Tod eines aufgeflogenen Liebhabers der Ehefrau des Magisters
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