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Das Opfer

Titel: Das Opfer
Autoren: John Katzenbach
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schaffte es, sich an irgendeinem Anker in ihrem Innern festzuhalten und der Zerreißprobe standzuhalten.
    »Hope, ich weiß, dass du mir zuhörst. Ich weiß es. Ich werdereden. Wenn du etwas sagen kannst, dann sag bitte was. Sag mir nur, wo ich dich finde, und ich komme. Bitte.«
    Ich bin an einem Ort, an den du dich erinnerst. Wenn du es verstehst, wirst du lächeln und weinen
.
    »Hope, es ist erledigt, wir haben es hinter uns. Wir haben es geschafft. Es liegt alles hinter uns. Sie ist ab jetzt vor ihm sicher. Ich weiß es. Alles wird wieder so, wie es war. Sie hat ihr Leben zurück, und du und ich, wir haben unsers, wir beide, und Scott wird weiter unterrichten, und es wird alles so sein wie früher, als wir noch glücklich waren. Ich hab dir so unrecht getan, ich weiß, ich war schrecklich, ich weiß, es war schwer für dich, aber bitte, Hope, von jetzt an blicken wir nach vorn, du und ich. Bitte verlass mich nicht. Nicht, wenn du noch eine Chance hast.«
    Das hier ist unsere einzige Chance
.
    »Bitte, Hope, rede mit mir.«
    Wenn ich mit dir rede, bin ich nicht mehr in der Lage zu tun, was ich tun muss. Du wirst es mir ausreden. Ich kenne dich, Sally. Du bringst alle Überzeugungskraft und Beredsamkeit auf und deinen ganzen Witz, so wie früher, das habe ich vom ersten Moment an dir geliebt. Und wenn ich nachgebe und mit dir rede, dann hab ich all deinen Argumenten, um mich umzustimmen, nichts mehr entgegenzusetzen
.
    Sally horchte in die Stille, während sie sich verzweifelt überlegte, was sie noch sagen konnte. Für das, was hier vor sich ging, hatte sie keine Worte; dafür war es viel zu verzweifelt und alptraumhaft. Sie wusste nur, dass sie einen Satz, einen sprachlichen Ausdruck finden musste, um abzuwenden, was sie mit Entsetzen ahnte.
    »Hope, Liebste, bitte lass mich dir helfen.«
    Das tust du schon. Rede weiter. Das macht mich stärker
.
    »Egal, was passiert ist, ich pauke uns da raus. Ich weiß, dass ichdas kann. Vertrau mir. Dazu bin ich schließlich ausgebildet, da kenne ich mich aus. Kein Problem ist so groß, als dass wir nicht einen Ausweg finden würden, wenn wir es zusammen angehen. Hat dieser Abend das nicht gezeigt?«
    Hope beugte sich zum Beifahrersitz herunter und nahm das Blatt und den Stift, die dort bereitlagen. Sie klemmte sich das Handy mit der Schulter ans Ohr, um weiter zuzuhören.
    »Hope, wir schaffen das. Wir können gewinnen. Ich weiß es. Sag mir, du weißt es auch.«
    Das hier nicht. Zu viele Fragen. Wir wären alle in Gefahr. Ich muss das tun. Nur so kann ich sicher sein, dass wir außer Gefahr sind
.
    Sally schwieg, und Hope schrieb auf das Blatt:
Es gibt zu viel traurige Dinge in meinem Leben
.
    Sie schüttelte den Kopf. Die erste Lüge von vielen, dachte sie. Sie schrieb weiter.
    An dem College, das ich liebe, bin ich zu Unrecht beschuldigt worden
.
    Sally flüsterte: »Hope, bitte, ich weiß, dass du dran bist. Sag mir, was los ist. Sag mir, was ich machen soll. Ich bitte dich inständig darum.«
    Und die Frau, die ich liebe, liebt mich nicht mehr
.
    Hope schüttelte ein wenig den Kopf, als sie diese Worte schrieb. Sie biss sich auf die Lippe. Sie musste eine Möglichkeit finden, anzudeuten, dass dies hier ein Haufen Lügen war, so dass Sally es merkte, nicht aber der Parkwächter, der die Zeilen finden, oder der Polizist, der sie lesen würde.
    Deshalb bin ich an diesen Ort gekommen, den wir einmal geliebt haben, um mich daran zu erinnern, wie es einmal war und wie es auch künftig gewesen wäre, das weiß ich, wäre ich nur stärker
.
    Sally, der die Tränen das Gesicht herunterliefen, gab etwasnach, das stärker war als das blanke Entsetzen. Es war das Gefühl der Unvermeidlichkeit.
Sie will uns schützen
.
    »Hope, Liebste, bitte«, stieß sie heiser zwischen vollkommen verzweifeltem Keuchen hervor. »Lass mich zu dir kommen und bei dir sein. Von Anfang an haben wir uns immer aufeinander verlassen. Wir haben uns gegenseitig geholfen, uns ergänzt. Lass mich das noch einmal tun, bitte.«
    Tust du doch schon, Sally
.
    Ich habe versucht, mich mit einem Messer zu erstechen, aber stattdessen fließt nur viel Blut, und es tut mir leid. Ich wollte eigentlich das Herz treffen, aber ich habe es nicht geschafft. Also wähle ich einen anderen Weg
.
    Das ist es
, dachte Hope.
    Der einzige Weg, der mir bleibt. Ich liebe euch alle und vertraue darauf, dass ihr mich ebenso in Erinnerung behalten werdet
.
    Sie war erschöpft.
    Sallys Stimme war nur noch ein Flüstern. »Hope, meine
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