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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd
Autoren: Stephen Fry
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dann kann nichts, was diese Spezies anstellt, einen noch groß überraschen.
    Wir folgten Simon und Soda aus dem Zwingerhof heraus und an der Seite des Hauses entlang. Sodas Schnauze sprang über den Boden, schnaubte und schnüffelte. Immer mal wieder sprang sie in weitem Bogen davon und folgte einer falschen Spur, bevor sie zum Hauptweg zurückkehrte.
    »Noch nichts«, sagte Simon.
    Ich schaute zu den Fenstern des Hauses empor und sah, wie in den Zimmern aller Stockwerke Licht eingeschaltet wurde. Die Suchmannschaft im Haus schien auch kein Glück zu haben. Ich fragte mich, ob sie wohl den Mut hatten, die Dienerschaft um Mithilfe zu bitten.
    Wir kamen am Eingangsportal an, und sofort begannSoda an den Stufen zu schnüffeln, bellte aufgeregt und rotierte um ihre eigene Achse.
    »Ich glaube, sie hat eine Spur«, sagte Simon. »Los, Mädchen! Such Davey! Such Davey!«
    Soda kläffte zweimal und rannte auf den Vorderrasen zu, Simon hinter ihr an der Leine. Max sprintete hinter ihnen her und mußte beweisen, daß er mit einem Spaniel und einem Siebzehnjährigen Schritt halten konnte. Ich joggte gemütlicher hinter ihnen drein und holte das Trio am Ende des Rasens ein. Max’ und Simons Taschenlampen leuchteten hin und her, aber es war hell genug, um zu erkennen, daß keinerlei Anzeichen von David zu sehen waren. Vielleicht war er durch den Graben in den Park geklettert. Hier war es, wo ich am frühen Abend in den Whiskyeimer gelinst hatte. Dank der Assoziation hatte ich eine Idee.
    »Falscher Alarm«, sagte Simon.
    Soda bellte und zog am Grabenhang wütende Kreise.
    »Einen Moment noch«, keuchte ich. »Ich war letzte Woche hier. Ganz früh morgens.«
    »Und?« sagte Max.
    »Na ja, ich folgte einem Paar Fußspuren im Tau über den Rasen, und sie endeten genau hier. Ich verstand das nicht. Das war der Morgen, an dem ich dann in den Park weiterging und die Whiskyflasche fallen ließ. Dachte, ich werde langsam verrückt. Bloß ein Paar Fußspuren bis hierher und dann nichts.«
    Simon schaute über den Rasen und dann in den Graben hinab, wo Soda immer noch hektisch hin und her sprang und sich die Seele aus der Kehle bellte. Er glitt den Abhang hinunter und rief Soda etwas zu.
    »Such Davey! Los, Mädchen! Such ihn, such Davey!«
    Soda kläffte unaufhörlich weiter und fing an, mit ihren Pfoten die Böschung aufzuwühlen. Simon sah einen Augenblickzu, dann griff er nach Sodas Halsband und zog sie zurück.
    »Schaut mal!« rief er und zeigte. »Hier!«
    Wir waren noch auf Höhe des Rasens, also legte Max sich auf den Bauch, sah hinab und zeichnete mit dem Taschenlampenstrahl eine Linie in den Grassoden nach, auf die Simon wies, eine Linie, die drei Seiten eines großen Rechtecks bildete.
    Simon ergriff eine Handvoll Gras und zog daran. Ein schweres Grasviereck, ungefähr ein Meter mal ein Meter groß, fing an, sich von der Böschung zu lösen. Am oberen Rand war es nicht eingestochen und bildete eine Art Scharnier, aber Simon zerrte, bis das ganze Stück nachgab. Max und ich griffen hinab, nahmen ihm das Gewicht ab und ließen es neben Simon in den Graben fallen.
    Sobald die Öffnung sich zeigte, versuchte Soda hineinzuspringen, aber Simon hielt sie fest.
    »Laß das, Soda. Hör auf. Gutes Mädchen, du bist ein gutes Mädchen. Fuß.«
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in das Loch.
    Max und ich, die wir oben auf dem Gras lagen und hinabspähten, konnten den Eingang eines Tunnels erkennen, der in die Böschung unter uns gegraben war, und sahen im Licht von Simons Taschenlampe zwei nackte Füße im Schlamm.
    »Ist er in Ordnung?« rief ich hinab. »Wie geht es ihm?«
    Simon griff nach den Knöcheln und fing an zu ziehen. »Weiß ich nicht«, meinte er. »Ich brauch Hilfe.«
    Max und ich sprangen hilfsbereit in den Graben. Max leuchtete mit der Taschenlampe, während Simon und ich Davey hochwuchteten und Stück für Stück herauszogen. Er hatte der Länge nach nackt in einem Tunnel gelegen, der kaum groß genug für ihn gewesen war. Luftlöcher, falls erdaran gedacht hatte, welche einzubauen, waren von Regenwasser und nasser Erde verstopft worden. Er kann nicht länger als eine Stunde da gelegen haben, dachte ich. Trotzdem mußte die Luft am Ende entsetzlich gestunken haben und die Erde zu Schlamm aufgeweicht sein.
    Ich hörte Schritte und Rufe vom Haus her. Michael und Anni kamen den Rasen heruntergelaufen, Rebecca, Patricia und Mary gleich hinter ihnen.
    »Ihr habt ihn gefunden«, rief Annie. »Wo war er?«
    Sie sahen in den
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