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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied
Autoren: Manfred Bierwisch
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Hagen an. Als sie erfuhren, daß er der König war, war ihnen das kaum unlieb.
    Die Burgunden banden ihre Fahnen an. »Wohlan«, sagte Sîfrit, »wir müssen mehr erreichen. Wenn ich mein Leben behalte, muß manche schöne Frau in Sachsen weinen, bevor der Tag zu Ende ist. Achtet auf mich, Ihr von Burgund, ich werde Euch in Liudegêrs Lager führen. Ihr sollt sehen, wie Helme von Heldenhand zerhauen werden. Ehe wir heimkehren, sollen sie Furcht kennenlernen.« Gêrnôt und seine Männer bestiegen die Pferde. Herr Volkêr, der große Spielmann, ergriff sogleich die Fahne und ritt vor der Schar her. Auch das Gefolge war zum Kampf gut gerüstet. Sie waren nicht mehr als tausendundzwölf. Aber der Staub begann aufzustieben, als sie über das Land ritten, und die Schilde blitzten.
    Auch die Sachsen waren mit ihren Scharen herangekommen. Sie hatten scharfe Schwerter, die gefährlich schnitten, in der Hand von Helden, die Land und Burgen gegen die Eindringlinge verteidigen wollten. Die Scharmeister führten das Fußvolk zusammen. Auch Sîfrit langte an mit seinen Männern, die aus den Niederlanden mit ihm gekommen waren. An diesem Tage gab es manche Hand, die blutig war vom Kampf. Sindolt, Hûnolt und Gêrnôt erschlugen so manchen Helden, bevor er noch begreifen konnte, wie kühn die Gegner waren. Darüber mußten viele Frauen weinen. Volkêr, Hagen und Ortwîn wie auch Dancwart ließen den Glanz der feindlichen Helme im Blut erlöschen. Auch die von Dänemark hielten sich gut im Kampf: Die Schilde schallten unter ihren Schlägen, mit ihren scharfen Schwertern richteten die Sachsen viel Unheil an. Aber wo die Burgunden kämpften, gab es schwere Wunden, und das Blut floß über die Sättel herab. So suchten die Ritter sich Ehrezu erwerben. Am lautesten aber war der Waffenlärm, wo die von den Niederlanden ihrem Herrn nachdrängten in die starken Reihen der Gegner, unbeirrt kämpften sie hinter Sîfrit. Niemand von den Rheinischen sah man ihm nachfolgen. Seine Hand ließ einen blutigen Bach aus den Helmen fließen, bis er auf Herrn Liudegêr traf an der Spitze seiner Gefolgsleute. Dreimal hatte er das feindliche Heer fechtend durchquert. Nun war Hagen heran und half ihm seine Kampflust stillen. Viele gute Ritter starben von ihrer Hand. Als der starke Liudegêr Sîfrit fand und sah, wie hoch er mit seinem Schwert Balmunc ausholte und die Seinen so zahlreich erschlug, wuchs sein Grimm. Mit großem Gedränge und lautem Schwertklang fiel ihr Gesinde übereinander her, und desto ungestümer kämpften die beiden Helden. Die Sachsen wichen haßerfüllt zurück. Ihr König wußte von der Gefangennahme seines Bruders, aber man hatte sie Gêrnôt nachgesagt, und er wußte nicht, daß es Sîfrit gewesen war. Erst später erfuhr er die Wahrheit. Er schlug so heftig zu, daß Sîfrits Pferd strauchelte. Als es aber wieder sicher auf den Beinen war, stürmte Sîfrit furchtbar los. Hagen und Gêrnôt und Dancwart und Volkêr, Sindolt und Hûnolt standen ihm zur Seite, die Feinde sanken tot um vor ihnen. Die Fürsten ließen sich nicht trennen im Kampf. Speere flogen über die Helme und durchbohrten die Schilde, die sich vom Blut färbten. Mancher stieg vom Pferde in dem wüsten Getümmel, auch Sîfrit und Liudegêr liefen mit dem Schwert gegeneinander an. Die Lanzen und die Speere flogen. Von Sîfrits Schild splitterten die Spangen, doch er dachte nur an den Sieg über die Sachsen, von denen schon viele verwundet waren. Dancwart zerschlug einen Harnisch nach dem anderen. Da erkannte Liudegêr eine gemalte Krone auf einem Schild, und er begriff, daß dieser gewaltige Mann Sîfrit war. Er rief seinen Freundenzu: »Laßt ab vom Sturm. Ich habe Sigemunts Sohn gesehen, den starken Sîfrit. Ihn hat der Teufel nach Sachsen geschickt.« Er ließ die Fahnen senken und bat um Frieden, den man ihm auch gewährte. Doch Sîfrit hatte ihn bezwungen, und so mußte er als Geisel mitkommen nach Burgund. Nach gemeinsamem Beschluß brachen sie den Kampf ab. Sie legten die durchlöcherten Helme und Schilde ab. So weit man sah: alle waren blutig durch die Burgunden, die zum Gefangenen machten, wen sie wollten; fünfhundert waffenfähige Krieger führten sie mit sich an den Rhein. Die Verwundeten wurden nach Gêrnôts und Hagens Geheiß auf Bahren getragen. Das besiegte dänische Heer ließen sie nach Hause ziehen. Auch die Sachsen hatten sich nicht so gehalten, daß man sie hätte loben können, und sie waren beschämt und klagten um die Gefallenen. Die Waffen
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