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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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schaun,
Wenn nicht schöne Mägdlein · und herrliche Fraun?
Drum laßt eure Schwester · vor die Gäste gehn.«
Der Rat war manchem Helden · zu hoher Freude geschehn.
    »Dem will ich gerne folgen« · der König sprach da so.
Alle, die's erfuhren · waren darüber froh.
Er entbot es Frauen Uten · und ihrer Tochter schön,
Daß sie mit ihren Maiden · hin zu Hofe sollten gehn.
    Da ward aus den Schreinen · gesucht gut Gewand,
So viel man eingeschlagen · der lichten Kleider fand,
Der Borten und der Spangen · des lag genug bereit.
Da zierte sich voll Eifers · manche waidliche Maid.
    Mancher junge Recke · wünschte heut so sehr,
Daß er Wohlgefallen · möchte den Frauen hehr,
Daß er dafür nicht nähme · ein reiches Königsland:
Sie sahen die gar gerne · die sie nie zuvor gekannt.
    Da ließ der reiche König · mit seiner Schwester gehn
Hundert seiner Recken · zu ihrem Dienst ersehn,
Aus ihren Anverwandten · die Schwerter in der Hand:
Das war das Hofgesinde · in der Burgunden Land.
    Ute die reiche · sah man mit ihr kommen,
Die hatte schöner Frauen · sich zum Geleit genommen
Hundert oder drüber · geschmückt mit reichem Kleid.
Auch folgte Kriemhilden · manche waidliche Maid.
    Aus einer Kemenate · sah man sie alle gehn:
Da mußte heftig Drängen · von Helden bald geschehn,
Die alle harrend standen · ob es möchte sein,
Daß sie da fröhlich sähen · dieses edle Mägdelein.
    Da kam die Minnigliche · wie das Morgenrot
Tritt aus trüben Wolken · Da schied von mancher Not,
Der sie im Herzen hegte · was lange war geschehn.
Er sah die Minnigliche · nun gar herrlich vor sich stehn.
    Von ihrem Kleide leuchtete · mancher edle Stein.
Ihre rosenrote Farbe · gab wonniglichen Schein.
Was jemand wünschen mochte · er mußte doch gestehn,
Daß er hier auf Erden · noch nicht so Schönes gesehn.
    Wie der lichte Vollmond · vor den Sternen schwebt,
Des Schein so hell und lauter · sich aus den Wolken hebt,
So glänzte sie in Wahrheit · vor andern Frauen gut:
Das mochte wohl erhöhen · den zieren Helden den Mut.
    Die reichen Kämmerlinge · schritten vor ihr her;
Die hochgemuten Degen · ließen es nicht mehr:
Sie drängten, daß sie sähen · die minnigliche Maid.
Siegfried dem Degen · war es lieb und wieder leid.
    Er sann in seinem Sinne · »Wie dacht' ich je daran,
Daß ich dich minnen sollte? · das ist ein eitler Wahn;
Soll ich dich aber meiden · so wär' ich sanfter tot.«
Er ward von den Gedanken · oft bleich und oft wieder rot.
    Da sah man den Sieglindensohn · so minniglich da stehn,
Als war' er entworfen · auf einem Pergamen
Von guten Meisters Händen · gern man ihm zugestand,
Daß man nie im Leben · so schönen Helden noch fand.
    Die mit Kriemhilden gingen · die hießen aus den Wegen
Allenthalben weichen · dem folgte mancher Degen.
Die hochgetragnen Herzen · freute man sich zu schaun:
Man sah in hohen Züchten · viel der herrlichen Fraun.
    Da sprach von Burgunden · der König Gernot:
»Dem Helden, der so gütlich · euch seine Dienste bot,
Gunther, lieber Bruder · dem bietet hier den Lohn
Vor allen diesen Recken · des Rates spricht man mir nicht Hohn.
    »Heißet Siegfrieden · zu meiner Schwester kommen,
Daß ihn das Mägdlein grüßte · das bringt uns immer Frommen:
Die niemals Recken grüße · soll sein mit Grüßen pflegen,
Daß wir uns so gewinnen · diesen zierlichen Degen.«
    Des Wirtes Freunde gingen · dahin wo man ihn fand;
Sie sprachen zu dem Recken · aus dem Niederland:
»Der König will erlauben · ihr sollt zu Hofe gehn,
Seine Schwester soll euch grüßen · die Ehre soll euch geschehn.«
    Der Rede ward der Degen · in seinem Mut erfreut:
Er trug in seinem Herzen · Freude sonder Leid,
Daß er der schönen Ute · Tochter sollte sehn.
In minniglichen Züchten · empfing sie Siegfrieden schön.
    Als sie den Hochgemuten · vor sich stehen sah,
Seine Farbe ward entzündet · die Schöne sagte da:
»Willkommen, Herr Siegfried · ein edler Ritter gut.«
Da ward ihm von dem Gruße · gar wohl erhoben der Mut.
    Er neigte sich ihr eifrig · sie faßte ihn bei der Hand.
In minniglicher Anmut · er bei der Fürstin stand.
Mit liebem Blick der Augen · sahn einander an
Der Held und auch das Mägdlein · das ward verstohlen getan.
    Ward da etwa zärtlich · gedrückt weiße Hand
In herzlicher Minne · das ist mir unbekannt.
Doch kann ich auch nicht glauben · daß es unterblieb:
Sie ließ gar bald ihn merken · daß er ihr war von Herzen lieb.
    Zu des Sommers Zeiten · und in des
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