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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Autoren: Campus
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symbolisiert der Begriff des »hockey stick«. Der Unternehmer muss nun alles heranschaffen,was für das Wachstum nötig ist: Leute einstellen, Investoren mobilisieren, Projektleiter schulen und dann trotzdem die ersten Chaosprojekte retten, Produktfehler eliminieren, Kundenbeschwerden im Rahmen halten – Sie können sich nicht vorstellen, was passiert, wenn ein Business plötzlich um mehr als 100 Prozent anzieht. Man muss es mitgemacht haben! Es ist Stress pur, aber kein negativer Distress. Es ist mehr Eustress, aber von wirklich exzeptioneller Stärke. Leinen los!
    Jetzt hoffen Sie vielleicht, ich würde Ihnen ein Rezept mitgeben, wann die Segel gehisst werden. Nein, das kann ich nicht beisteuern. Es ist Bauchgefühl, Instinkt, Unternehmererfahrung oder plattes Glück. Wenn Sie sich aber entschieden haben, sollten und müssen Sie es wohl »ganz tun«. Bei einer Innovation gilt noch mehr als sonst: »Was du auch tust, tu es gut.«
Das Alte hinter sich lassen – der Chance nach!
    Darf ich Sie kurz in eine solche Seelenlage entführen, die Sie sich noch vorstellen können? Nehmen wir an, Sie haben das Mathematikstudium erfolgreich mit einem Diplom oder einem Master Note Eins hinter sich gebracht. Sie entschließen sich, jetzt zu promovieren. Sie bekommen die Doktoraufgabe, ein bisher unbekanntes mathematisches Problem zu lösen. Das geht so: Man macht sich an die Arbeit und denkt nach (Vorarbeit der Innovation). Man liest viel angrenzende Literatur und hat sehr häufig eine Idee, die sich bei der Diskussion mit dem Doktorvater leider immer als abwegig herausstellt – es liegt daran, dass man das Problem nicht richtig verstanden hat (der Kunde sieht es anders). Immer wieder blitzen Ideen auf, immer wieder! Alle sind Irrwege, aber das Problem schält sich immer klarer heraus. Langsam entschleiert sich die Kernschwierigkeit, bis man direkt vor ihr steht – wie vor einem großen Tor, für das man einen Access-Code benötigt. Alles Bisherige war nur der Weg durch den Dschungel bis zum Tor. Bei normalen mathematischen Doktorarbeiten dauert das ein halbes oder auch ein ganzes Jahr. Dann braucht man »nur noch« die echte Idee zur Lösung, nichts weiter. Man schaut wochenlang und vielleicht monatelangaus dem Fenster und grübelt. Das ist wirklich schwer auszuhalten! Meine längste Phase ohne Idee für irgendetwas währte einmal eineinhalb Jahre. Ich wollte unbedingt ein ganz hartes Problem lösen! Das erfolglose Hirnzermartern wurde mit der Zeit immer bedrückender – aber ich
wollte
!
    Ich habe später selbst Doktorarbeiten betreut, die irgendwann in diese Phase kommen. Da sitzen die Promovenden und grübeln – ich als Betreuer kann nichts mehr tun. Ich habe viele gesehen, die das nicht aushielten, sie hatten Angst vor dem Entweder-oder. Was wäre, wenn ihnen einfach gar nichts einfiele? Ich versuchte, sie davon abzubringen. Man
darf
das nicht tun! Man darf nicht zweifeln, sondern man muss 100 Prozent Leistung im Eigentlichen bringen. Keine Abweichung! Kein Abirren! Wie gesagt, viele ertrugen es nicht. Sie hielten beim Nachdenken oft inne und überlegten, was wäre, wenn es nicht gelänge. Viele bewarben sich »zur Probe« in der Industrie, um »eine Alternative zu haben«, wenn der schlimmste Fall einträte. Ich beschwor sie, das nicht zu tun. Nur arbeiten und denken, nichts anderes!
    Soweit ich das in Erinnerung habe, sind alle richtig guten (»summa cum laude«) Doktorarbeiten ohne jedes mentale Abirren in »Alternativen« entstanden – und alle, die sich nicht voll konzentrieren konnten, haben eine angebotene Stelle angenommen oder nur eine höchstens durchschnittliche Arbeit zustande gebracht. Halbherzigkeit sichert den Misserfolg. Man darf keinen Schutzschirm suchen!
    Manchmal muss man etwas im Leben aufgeben, um etwas anders anzufangen. Ich habe das einmal richtig durchlitten. Das ging allerdings so gut aus, dass ich später mein Leben gerne noch ein paar Mal in anderen Bahnen weiterführte, aber beim ersten Mal tat’s weh. Nämlich: Ich wechselte nach fünf Jahren Mathematikprofessur an das Wissenschaftszentrum der IBM in Heidelberg. Ich war damals ein angesehener Wissenschaftler auf dem Gebiet der Informationstheorie. Bei der IBM sollte ich in einem völlig anderen Gebiet weiterarbeiten. Mein lange erarbeiteter Ruf war dann von gestern! Würde ich im neuen Gebiet auch »vorn dran sein können«? Das war gar nicht so klar. Es hat viele schlaflose Nächste gekostet. Soll ich das tun? Wie gesagt, es ist gut
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