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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Autoren: Campus
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geschichtsträchtigen Nichtzugriffe vieler Unternehmen. IBM hat sich Chips von einer kleinen Firma Intel bauen lassen – weil »Chip-Fertigung kein richtiges Business ist«. Daneben hat sie sich vom späteren Microsoft Betriebssysteme entwerfen lassen, weil »Software kein richtiges Business« ist. Dagegen war IBM visionär im Aufbau von Services und auch beim Aufbau großer Ressourcen in Indien und anderswo, auch beim Abschied vom PC-Geschäft.
    Bei vielen Innovationen hebt irgendwann das Geschäft ab, manchmal, nachdem das Produkt schon lange im Markt war. So wurde die Firma SAP schon 1972 gegründet, sie machte gute Geschäfte mit der Software R/2, die auf Großrechnern lief. Erst Anfang der 90er Jahre, als SAP dasSystem R/3 auf Workstations anbot, kam der große Durchbruch. Ich weiß noch, wie ich beim ersten Börsengang 1988 eine private Geldanlage erwog. Ich weiß noch, dass ich 1987 bei einem Vertragsangebot der IBM nach Heidelberg auch überlegte, noch ein paar Kilometer weiter in Walldorf zu arbeiten. Ich ging zu IBM, ich beteiligte mich nicht an der SAP. Tja. Man muss die Chance ergreifen! Einige Jahre später zeichnete ich voll überzeugt Amazon-Aktien und bekam 1 500 Stück zu 18 Dollar, die fielen gleich auf etwa 16 Dollar – ich verzweifelte! Die trübe Stimmung schlug in Euphorie um, Amazon stieg schnell auf das Doppelte und Dreifache, da verlor ich meine Überzeugung und verkaufte. Ach hätte ich alle Aktien heute noch! Es wären heute nach Splits 18 000 Aktien á 225 Dollar, also circa 3 Millionen Euro. Ja, hätte, hätte, hätte ich doch!
    Jetzt geht Amazon voll entschlossen mit dem Kindle in den Markt für eBooks und investiert notfalls seinen ganzen Gewinn in diesen neuen Markt. Ist das richtig? Gegen Apple mit den Pads? Zu mutig? Sagt Jeff Bezos irgendwann: »Ach, hätte ich doch nicht«?
    Das alles weiß man nicht so genau, wenn man das Gefühl hat, dass der Markt zum ersten Mal anzieht und eine so genannte Hockeystick-Kurve zu bilden beginnt. Nach langem Dahinkrebsen auf der Nulllinie kommt plötzlich Bewegung! Jetzt! Zupacken!
    Das ist nicht so leicht. Man muss sich zum Ergreifen der Chance entschließen, wenn der Markt erstmals ein bisschen anzieht. Die Marktforscher und Bankanalysten schreiben sich die Finger wund, ob es nur ein Hype ist oder ein großes Geschäft wird. Bei dem dot.com-Boom zu Anfang des Jahrtausends ist der Marker erst einmal vollkommen abgestürzt und kam dann wieder. Vor einigen Jahren boomten Immobilien in Indien und China, die Anleger strömten herbei. Da befürchtete die Welt und auch Chinas Regierung, dass es eine Immobilienblase wie in den USA geben könnte. Sie verschärfte die Bedingungen für potenzielle Immobilienkäufer und stoppte den Preisauftrieb. Dadurch gerieten alle Immobilienentwickler in große Schwierigkeiten, sodass deren Kurse tief in den Keller fielen. So aber, wie es heute noch Internetfirmen gibt, so wird sicher auch jeder Chinese ein Haus wollen. Aber wann genau sollte man einsteigen?
    Ein Unternehmen muss dann das Herz in die Hand nehmen und losstürmen – halbherzig wird das nicht gut funktionieren, es werdensich Wettbewerber finden, die sich wirklich trauen! Im Grunde muss man sich entschließen, wie einst Caesar, den Rubikon zu überschreiten. »Die Würfel sind gefallen.« So wie Gifford Pinchot von mir verlangte: »Verkauf dein Haus und steck es in dein Business!« Man muss die Brücken abbrechen, wie Hernán Cortés die Schiffe verbrennen, sich auf das neue Business konzentrieren und gewinnen.
    [Bild vergrößern]
    Hockeystick-Kurve
    Vielleicht kennen Sie in Ihrem Umfeld Menschen, die sich selbstständig gemacht haben. Es ist selten klar, ob sie wirklich Erfolg haben werden. Viele kehren wieder in den alten Beruf zurück. Auch ich habe bei IBM als CTO eine sehr gute Position gehabt und fand, ich müsste nun als selbstständiger Weltverbesserer und Business-Angel mit 60 Jahren ein neues Leben beginnen. Ich habe lange überlegt, ob ich von mir aus die Pension beantragen sollte! Viele unterstützten die Idee, andere rieten dringend ab. Heute geht es mir gut. Diesmal war es richtig, aber das ist im Moment der Entscheidung nicht klar. Irgendwann muss man fast eine Münze werfen und danach handeln.
    Wer sich zum Übergang über den Rubikon entschieden hat, sollte jetzt unbeirrt weitergehen. Es gibt auch dann noch keinen Grund zum Aufatmen, wenn das Geschäft wirklich anziehen sollte. Meist schießt das Business dann wirklich deutlich hoch, das
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