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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen
Autoren: Jack L. Chalker
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müssen.«
    »Unsinn«, widersprach ich. »Sie werden lediglich ihre Routine ändern, das ist alles. Sie haben doch selbst festgestellt, daß Patmos nichts anderes war als ein nettes Analogon der menschlichen Gesellschaft.«
    »Sie haben gesehen, was auf St. Cyril geschehen ist«, antwortete er. »Panik, Aufstände, Wahnsinn. Der Veränderungsprozeß selbst sondert die Unfähigen aus. Der Rest — sie haben den Funken, oder er entzündet sich bei ihnen neu. Und wir sind nach wie vor im Besitz der Technologie — wir haben die Computer, das akkumulierte Wissen und die Summe der Erfahrungen des Menschen. Es ist ein neuer Anfang!«
    »Vielleicht entwickeln wir uns doch alle zu einer Herde von Rindviechern«, bemerkte ich düster.
    Er hob die Schultern. »Jeder neue Anfang ist ein Risiko«, sagte er. »Die Menschheit war am Ende. Jetzt soll sie neu beginnen. In zwei Jahren, vielleicht schon früher, wird man auf den Menschen zurückblicken wie auf den Dinosaurier.«
    »Wenn wir damit durchkommen«, schränkte ich ein. »Vielleicht werden wir schon vor dem zweiten Planeten abgeschossen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wir haben einen so weiten Weg hinter uns, haben so viel getan. Ich weiß, daß alles nach Plan gehen wird, Bar. Niemand hätte daran geglaubt, aber ich wußte von Anbeginn an, daß wir auf Sieg programmiert waren. Immer habe ich das gewußt. Wir werden siegen, Bar. Das ist meine Gewißheit. Nur deshalb ist alles das geschehen, was hinter uns liegt. Die Wege Gottes sind unerforschlich, aber . . . «

20
    Ich wußte natürlich, daß er recht hatte. Und er behielt recht. Ich bin noch immer nicht in der Lage, Georges Gottesvorstellungen zu akzeptieren, aber wir konnten unsere Gruppen auf der Hälfte der von Menschen bewohnten Planeten absetzen, bevor jemand wirklich begriff, was eigentlich geschah; und wir liefen auch die anderen an — alle einhundertvier —, bevor sie sich zu Gegenmaßnahmen entschließen konnten.
    Die Schiffe, die zwischen den Planeten hin und her pendelten, halfen uns, das Virus noch rascher zu verbreiten, viel schneller und gründlicher, als wir es getan haben könnten.
    Die Kapitulation ließ danach nicht mehr lange auf sich warten.
    Sie erfolgte, als die Familien erkannten, wie effektiv das Virus tatsächlich war. Vorher hatten sie Hunderte von uns umgebracht.
    Von den zwölfhundert Leuten unserer ursprünglichen Mannschaft überlebten nur vierhundertachtzig.
    Und das war ein viel höherer Prozentsatz als der, den die Menschen beim Prozeß der Veränderung als Blutzoll aufbringen mußten.
    Doch das spielte kaum eine Rolle. George wußte bis dahin mehr über das Virus als jeder andere, und als die führenden Wissenschaftler der Menschheit — jetzt selbst zu Chozen geworden — brachten sie die von George angefangene Arbeit mit Riesenschritten zu Ende.
    Das Gesellschaftssystem befindet sich natürlich noch im Fluß.
    Nicht jeder ist ein Revolutionär oder Weltverbesserer. Trotzdem, es ist ein neuer Anfang, und — wie George es vorausgesagt hatte — der Beginn eines neuen Zeitalters.
    Es gab Roboter und Computer, um neue Apparate und Werkzeuge zu entwickeln und herzustellen, um alle Dinge des täglichen Lebens unseren Bedürfnissen anzupassen: Technologie, Fabriken, ärztliche Instrumente.

    Das ist der heutige Stand der Dinge. Wir sind eine Rasse von Fast-Unsterblichen, eine Rasse, die ihren eigenen Körper und ihr eigenes Schicksal besser beherrscht, als es die Menschen jemals erreicht hatten.
    Ach ja, ein paar Menschen sind noch übriggeblieben — in Schiffen, in Relaisstationen, und so weiter, Menschen, die vor ihrem Schicksal fliehen wollen und sich verstecken, so wie wir uns einst versteckt haben. Aber sie können sich nicht für immer verstecken.
    Wir haben jetzt eine fast vollkommene Kontrolle des Virus erreicht. Ein paar tausend Menschen sind gegen ihn immunisiert worden. Sie leben jetzt in einer kleinen Kolonie, als Anschauungsmaterial für die Vorgeschichte der Chozen, als lebende Fossilien.
    Die Corporationen sind natürlich zusammengebrochen. Ein Chozen braucht keine Fremdversorgung. Er ist völlig autark, so lange er eine ausreichende Nahrungsgrundlage hat.
    Genau genommen sind also Moses' Pläne für die Menschheit realisiert worden, wenn sicher auch nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Wir denken oft daran, wenn wir in neue, unbekannte Räume vorstoßen, um weitere Planeten zu suchen, die wir in Besitz nehmen können, nach einer neuen Rasse
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