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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen
Autoren: Jack L. Chalker
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Schiffswand aufschweißen müssen.
    Sekunden später glitt ich durch das Innenluk des Schiffes. Die Stahlplatte glitt hinter mir geräuschlos wieder zu, und ich fühlte, daß ich mich in einem Raum mit normalem Druck befand. Ich blickte auf den Monitor, den ich an meinen Raumanzug geschnallt hatte, und sah, daß die Luft noch atembar war. Ich fühlte mich erleichtert und schloß daraus, daß das Schiff noch nicht sehr lange hier geparkt sein konnte.
    Sie hatten es restlos ausgeräumt. Nur die Reste der Hydropo-nik-Tanks, der Tierzuchtapparate und ähnliches waren zurückgeblieben. Die Räume enthielten nichts von der persönlichen Habe der Mannschaft und der Passagiere. Überall waren Leere und Finsternis.
    Aber die Beleuchtung funktionierte noch. Laut Vorschrift liefen die Reservegeneratoren, damit die Kolonisten die Möglichkeit hatten — auch wenn sie noch so gering sein mochte —, sofort starten zu können, falls sie in Schwierigkeiten gerieten.
    Es gab keinerlei Anzeichen für eine Meuterei, also hatten sie es anscheinend geschafft. Es sah wirklich gut aus. Ich versuchte, die Brücke zu finden, um etwas über die Mannschaft und über ihre Herkunft zu erfahren, aber die Armaturen des Logcomputers waren Museumsstücke, und ich wußte nicht, wie man diese Antiquitäten bediente. Es gab jedoch die übliche Plakette. Jede Mannschaft befestigte eine unter dem Schild des Herstellers, auf dem die Konstruktionsdaten angegeben waren, als ob ihr neues Heim eine Art Nationaldenkmal sei. Und wahrscheinlich war es das auch — für sie.
    Das Datenschild des Schiffes wies es als die Peace Victory aus, erbaut auf der Corben-Werft auf Luna, aus Teilen, die von verschiedenen Herstellern in den USA und Kanada geliefert worden waren, und in Dienst gestellt am 21. Juli 2163. Wahrscheinlich als letztes dieser Riesenbabys, dachte ich.
    Die Erinnerungsplakette, die sich darunter befand, war etwas informativer, wenn auch nicht sehr.
    »Die Peace Victory«, stand da geschrieben, »bringt die Kommunarden zu einem Ort, an dem sie die Gesellschaft errichten werden, nach der sich die ganze Menschheit sehnt, die jedoch von den faschistischen Regierungen der Erde verhindert wird.
    Deshalb ist die Erde nicht mehr unsere Heimat. Von hier aus begann die Erfüllung des Menschheitstraums.«
    Ich kramte in meiner Erinnerung, doch mir fiel nichts über Kommunarden ein. Kommunisten waren mir ein Begriff — davon gab es noch immer eine Menge —, aber Kommunarden? Vielleicht eine Variation? Es war bei Erlebnissen wie diesem, daß ich es bedauerte, meine Geschichtsstunden zumeist schlafend verbracht zu haben. Wenn die Bewegung der Kommunarden groß und reich genug war, um ein Generationsschiff finanzieren zu können, mußte sie im Unterricht erwähnt worden sein.
    Ach was, dachte ich, Kommunarde kommt von Kommune, also Gemeinschaft, was heißen mußte, daß sie eine Art soziale Gruppierung war; Solidarität, gegenseitige Hilfe und all dieser Klimbim, alles teilen, alles gemeinsam erleben, und so weiter.
    Vermutlich eine verdammt stumpfsinnige Herde von Leuten, die Angst haben, mit sich alleine zu sein, und ständig quatschen müssen. Auf jeden Fall kein Grund, mich am Betreten dieses Planeten zu hindern.
    Ich machte mich auf den Rückweg, durch lange, leere Korridore, und die Magnetsohlen meines Druckanzugs dröhnten auf dem Stahl. Ich verlief mich zweimal in dem Gewirr der Räume und Gänge und mußte mich anhand von Diagrammen, die mit einem SIE-BEFINDEN-SICH-HIER-Hinweis meinen jeweiligen Standort angaben, orientieren, bis ich mich endlich wieder an der Schleuse des Schiffs befand.
    Und hier entdeckte ich eine Inschrift, die ich bei meinem Eintritt in das Schiff nicht bemerkt hatte, eine Inschrift, die mich ziemlich nervös machte. An dem Stahlluk hatte jemand mit einem harten Stichel drei Worte eingeritzt: TU ES NICHT!
    Was soll ich nicht tun? fragte ich mich. Nicht hineingehen?
    Nicht folgen?
    Oder sollte es nur eine Art Witz sein?
    Ich suchte nach weiteren Hinweisen, nach anderen Inschriften, aber es gab keine außer dieser. Nur das mit krakeligen Buchstaben eingeritzte TU ES NICHT!
    Aber ich tat es trotzdem.

2
    Aufklärung ist ein einsamer Job, und ich bin nicht ein Mensch, der Spaß daran findet, eingesperrt und isoliert zu leben. Immer wieder, zu Hause und auf anderen Planeten, haben mich Leute gefragt, warum ich überhaupt in diesem Gewerbe bin.

    Das ist eine Frage, die wirklich schwer zu beantworten ist. Einmal habe ich das, was ich aus
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