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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen
Autoren: Jack L. Chalker
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ich so lange in einer Gravitation von 0,5 ge existiert hatte.
    Hier betrug sie wieder 1 ge; nein, nicht genau, sie lag ein wenig darunter. Trotzdem war es ein Schock für meinen Organismus, als mir bewußt wurde, wieviel Gewicht ich schon so lange mit mir herumschleppte.
    Das äußere Schleusenluk öffnete sich mit einem surrenden Geräusch, und ich ließ die kleine Aluminiumleiter ausfahren. Ich konnte das Außenluk ruhig geöffnet lassen; die innere Tür der Schleusenkammer war fest geschlossen, und der computerisierte Verschluß sprach nur auf mein Codesignal an.
    Der Boden war weich, etwas morastig, wahrscheinlich von einem kürzlich niedergegangenen Regen. Es regnete häufig auf diesem Planeten, und das blaugrüne Gras war hoch und kraftstrotzend.
    Jetzt sah ich auch, warum die hier lebenden Tiere eine so robuste Haut besaßen: die Grashalme waren scharf wie Klingen, und ohne einen entsprechenden Schutz war es gefährlich, sich in dem Grasland zu bewegen. Direkt über dem Boden, am Fuß ausgewachsener Graspflanzen, befanden sich knollenähnliche Gewächse; einige von ihnen waren angefressen, und ihr Inneres sah aus wie das von Äpfeln oder Kartoffeln. Obwohl sie ziemlich hart und sicher nicht leicht zu zerbeißen waren, schienen sie doch zum Speiseplan der Pflanzenfresser zu gehören.
    Ich blieb stehen und blickte aufmerksam umher. Meine Scanner hatten mir verraten, daß das Shuttle des Generationsschiffes hier gelandet war; nicht einmal, sondern sehr häufig, und zwar ganz in der Nähe des Ortes, an dem ich jetzt stand, und doch konnte ich nirgends auch nur die kleinste Spur dieses Fahrzeugs entdecken, das erheblich größer sein mußte als mein kleines Aufklärungsschiff.
    Nichts. Einige der Tiere wagten sich jetzt wieder näher heran.
    Ihre seltsam humanoiden Gesichter waren mir zugewandt, und einige von ihnen saßen aufgerichtet auf ihren kräftigen, buschigen Schwänzen. Sie starrten mich mit ihren unheimlichen schwarzen Augen an. Sie gaben nicht den leisesten Ton von sich, und ich vernahm nur leise Geräusche, wenn sie sich von einer Stelle zur anderen bewegten, aber ihre langen Ohren waren ständig auf mich gerichtet, und die komischen Membranen an der Spitze ihrer Hörner vibrierten leise.

    Ich hatte das bestimmte Gefühl, daß sie mich aufmerksam beobachteten.
    Ich fühlte mich plötzlich ziemlich nervös, zog meine Pistole und stellte sie auf volle Ladung. Dann machte ich mich auf den Weg zum Fluß. An beiden Ufern standen Reihen von Bäumen im orangebraunen Sand. Das Wasser des Flusses rauschte und gurgelte an mir vorbei, fast einen Kilometer breit, aber nur fünfzehn oder zwanzig Zentimeter tief.
    Das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, verstärkte sich immer mehr, und ich besaß genug Erfahrung, um meinen Instinkten zu vertrauen. Ich fuhr herum und sah, daß die Kreaturen der Savanne mir folgten. Sie blickten mich mit einer unnatürlich und übertrieben wirkenden Intelligenz an und hielten sich ständig in einem Abstand von etwa fünfzig Metern.
    In Flußnähe waren andere, etwas normaler aussehende Tiere.
    Eine Art hatte Ähnlichkeit mit einem winzigen Esel, eine andere erinnerte an ein Eichhörnchen, hatte aber eine lange Schnauze und war anscheinend ein Wassertier.
    Ein anderes, etwa einen Meter groß und aussehend wie ein Hase, hüpfte durch das Gebüsch und wirkte so komisch, daß ich trotz meiner Erregung lachen mußte. Es sah so aus, wie die großen Pflanzenfresser eigentlich aussehen sollten.
    Ein anderes Tier hatte eine Art Schweinerüssel, trug jedoch lange, gefährlich aussehende Hörner. Doch das bedrohliche Aussehen war nur ein Bluff. Ängstlich quiekend rannte es davon, als ich mich ihm näherte. Insekten von verschiedener Art und Größe surrten um mich herum, und ich sah eine Reihe von Vögeln, die jedoch mehr Flugechsen glichen und deren Flug eher ein schwerfälliges Flattern war, während sie hin und her schossen, um Insekten zu jagen.
    Zwei Dinge fielen mir besonders auf: die echsenähnlichen Vögel waren bisher die einzigen Fleischfresser, die ich auf diesem Planeten entdeckte, und außer dem Summen der Insekten, dem Rauschen des Flusses und dem Säuseln eines leichten Windes hörte ich kein Geräusch.
    Der Ort erinnerte mich an ein Tierreservat; geschützt und von einem perfekten Management verwaltet. Ja, das war es: ein Reservat für Nichtraubtiere. Aber wenn dem so war, was hielt die verschiedenen Tierarten in einem gesunden Gleichgewicht und verhinderte Übervölkerung?
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