Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition)
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
ihm, und ich schloss mich ebenfalls an.
    Wir gingen in die erste Etage. Anton öffnete die Tür zu einem Eckzimmer und winkte Julia. Er tat, als ob er mich nicht bemerkte, und trug den Koffer hinein. Ich betrat das Zimmer, das größer war als eine komplette Hotelsuite.
    «Du schläfst nicht hier!», fuhr Julia mich an. «Du bekommst ein Zimmer unter dem Dach. Vater sagt, die Sicherheitsanlage in diesem Haus ist perfekt, also brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Ist die Tür zu Hiljas Zimmer auf?», fragte sie Anton, der stumm nickte.
    «Tagsüber hat man hier bestimmt eine tolle Aussicht», sagte ich hastig. «Gibt es da draußen viele Tiere? Rehe bestimmt, und Schafe. Hast du auch Luchse gesehen?», wandte ich mich an Anton.
    Seine Stimme war rau. «Abknallen sollte man diese Raubtiere, die bringen einem bloß Ärger.» Dann sah er mich an. David wusste, dass ich ihn erkannt hatte.
    In Julias Anwesenheit wagte ich nicht, weiter mit ihm zu reden, und er ging auch bald. Während ich ins Obergeschoss hinaufstieg, hörte ich den Motor starten, offenbar fuhr Anton die Limousine in die Garage. Wo war er wohl untergebracht? Konnten wir miteinander sprechen, wenn die anderen schliefen? Doch da erinnerte ich mich an Julias Worte über die Sicherheitsvorkehrungen. Bewegungsmelder und Überwachungskameras boten Schutz, aber sie zeichneten auch auf. Nein, wir mussten warten, bis wir außerhalb des Chalets waren. Wie konnte ich es einrichten, mit dem Chauffeur allein zu sein? Sollte ich die Nymphomanin spielen? Julia wusste wohl, dass zwischen Juri und mir etwas gewesen war. Solange ich die Finger von Syrjänen ließ, waren ihr meine Männergeschichten vermutlich egal. Hauptsache, die Dienstboten blieben unter sich.
    Die Zimmer im Obergeschoss waren etwa zwanzig Quadratmeter groß. In einem lagen Sachen, die der Größe nach Lescha gehören konnten. Vorsichtshalber schnupperte ich an einer Jacke: Sie roch weder nach David noch nach Antons Rasierwasser. Ein sorgloser Bursche, dieser Lescha – er hielt es nicht für nötig, sein Zimmer abzuschließen. Nur eine der Türen stand auf; dieses Zimmer war wohl mir zugedacht. Bevor ich Licht machte, trat ich ans Fenster und versuchte, unseren Standort zu lokalisieren. Das dunstige Tal war nur undeutlich zu sehen, doch ich erkannte im Westen einige Fixpunkte im Dorf und den Skilift. Allmählich wurde es Zeit, dass ich mir ein GPS -Ortungsgerät zulegte. Bei dem Gehalt, das Syrjänen mir zahlte, konnte ich es mir leisten.
    Ich packte meine wenigen Sachen in den Schrank. Langsam verspürte ich Hunger, aber von Essen war keine Rede gewesen. Bei Syrjänen sorgte die Haushälterin Hanna für die Verpflegung; sie ließ niemand anderes in ihre Küche. In einem Chalet wie diesem gab es sicherlich mindestens einen Koch und ein Hausmädchen. Ich holte einen Energieriegel gegen den schlimmsten Hunger aus der Tasche und begann das Zimmer nach Überwachungskameras und Mikrophonen abzusuchen. Das war eine Routinemaßnahme, die ich in jedem neuen Quartier durchführte. Über die restlichen Sicherheitsvorkehrungen sollte Lescha mich aufklären, aber für mein Zimmer war ich allein zuständig. Ich entdeckte nur eine Alarmanlage außen am Fenster. Von innen konnte man das Fenster öffnen, aber wenn jemand einzusteigen versuchte, ging der Alarm los. Da mein Fenster zehn Meter über dem Erdboden lag, war die Anlage eigentlich überflüssig, doch die Tatsache, dass auch die obersten Fenster gesichert waren, verriet, dass der Besitzer des Chalets Grund hatte, sein Eigentum massiv zu schützen. Meine nächste Aufgabe bestand darin, herauszufinden, wer Iwan Gezolians Leysiner Freund war.
    Ich schloss mein Zimmer mit dem Schlüssel ab, der von innen in der Tür gesteckt hatte. Das Schloss war altmodisch, und der Schlüssel lag schwer in meiner Hosentasche. Ich ging zunächst in die erste Etage, dann ins Erdgeschoss. Dort roch es nach Käse. Durch einen Türspalt spähte ich in einen Raum, der wie ein Esszimmer aussah. Auf einem Beistelltisch stand eine Obstschale, aus der ich einen Apfel stibitzte. Als ich mich umdrehte, stand Iwan Gezolian an der Tür.
    «Hungrig?» Seine Stimme klang belustigt. Ich nickte.
    «Pierre serviert in der Küche für dich. Frag Julia, ob sie dich noch braucht, und lass dir alles andere von Lescha erklären. Ich möchte heute allein mit meiner Tochter speisen.» Gezolian sprach immer noch freundlich, aber in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Mir war es egal, wo ich aß,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher