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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition)
Autoren: Leena Lehtolainen
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Polizei, der vorläufig vom Dienst suspendierte Hauptmeister Teppo Laitio von der Auslandsabteilung der Zentralkripo, gewusst, dass Julia Gerbolt Iwan Gezolians Tochter war? Da Europol nach Gezolian fahndete, mussten seine Familienmitglieder doch in seiner Akte registriert sein!
    Die Schweiz gehörte nicht zur EU und war auch kein Mitglied der Europol, hatte aber bei vielen internationalen Operationen mit ihr zusammengearbeitet. Ich hatte geglaubt, Iwan Gezolian sei zumindest in den Ländern, in denen die Europol aktiv war, zur Fahndung ausgeschrieben, doch offenbar hatte er keinen Grund, die Schweiz zu meiden. Julia hatte gesagt, ihr Vater wolle während des Skiurlaubs in Genf Bankangelegenheiten erledigen. Hatte er überhaupt einen legalen Pass, oder reiste er mit gefälschten Papieren? Plötzlich war ich froh, dass ich mindestens eine Nacht mit ihm unter einem Dach verbringen würde. Wie gut war Lescha wohl in seinem Job? Auf keinen Fall durfte ich den primitiven Fehler begehen, ihn nach seinem Arbeitgeber auszufragen, das würde nur sein Misstrauen wecken.
    Neben der Waffe gehörte zu meinen Schätzen noch ein verblichenes und leicht geknicktes Foto von Frida, dem verwaisten Luchsjungen, das ein paar Jahre bei meinem Onkel und mir gewohnt hatte. Frida war für mich wie eine Schwester gewesen. Eigentlich hätte ich kein Bild gebraucht, um mich an sie zu erinnern, denn sie war immer noch bei mir, als wäre sie nicht tot.
    Der dritte Gegenstand, den ich hinter Schloss und Riegel verwahrte, war ein Ring. Er lag derzeit in meinem transportablen Waffenschrank in Långvik. Ich bewahrte ihn außer Sichtweite auf, weil ich nicht wusste, was ich von ihm halten sollte. Warum in aller Welt hatte David Stahl mir einen mit drei Rubinen geschmückten goldenen Ring zugespielt, der haargenau dem glich, den meine Mutter getragen hatte?
    Das war eines der vielen Rätsel, die sich um David rankten. Ich hatte mir alle Mühe gegeben, nicht an ihn zu denken, dabei aber kläglich versagt.
    Ich hörte Julias Absätze im Flur klappern, bevor sie die Tür öffnete. Ihre Wangen waren gerötet, die zwei Mojitos und der Champagner hatten ihr einen Schwips beschert.
    «Bist du fertig? Vater und Lescha warten im Wagen.» Julia warf einen Blick in den Spiegel, strich sich die Haare zurecht und legte Lipgloss auf. «Toll, dass Vati es einrichten konnte, herzukommen. Ich sehe ihn viel zu selten.»
    Julia sprach so gut wie nie über ihre Privatangelegenheiten. Ich beschloss, ihre alkoholbedingte Offenheit auszunutzen.
    «Du bist also in Witebsk geboren?»
    «Nein, in Moskau. Unsere Familie hat Anfang der achtziger Jahre dort gewohnt. Aber Vaters Familie stammt aus Weißrussland, und er ist dorthin zurückgekehrt, als man wieder wohnen durfte, wo man wollte. Wir hatten allerdings schon in der Sowjetzeit eine Datsche dort, im Gebirge, mein Vater hatte … Beziehungen. Ganz egal, welches System an der Macht ist, entscheidend ist immer nur, die richtigen Leute zu kennen.»
    «Das hat Trankow auch gesagt.»
    «Juri Trankow?» Julias Stimme troff vor Verachtung. «Der bringt doch nichts zustande! Ich habe Usko immer wieder gesagt, er soll Trankow feuern, aber er hat irgendwie Mitleid mit dem Jungen. Und Juri klammert sich an Usko wie ein Hündchen, das um Aufmerksamkeit bettelt. Trankow ist ja offenbar dein Freund, aber auch du nimmst ihn nicht ernst.» Julias letzter Satz war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    «Kennt dein Vater Trankow?»
    «Natürlich, er ist doch Uskos Geschäftspartner! Mein Vater hält nicht viel von Trankow, und ich habe keinen Grund, an seinem Urteil zu zweifeln. Gehen wir.»
    Julia nahm die Handtasche, die sie nachlässig aufs Bett geworfen hatte. Sie hatte sie für siebentausend Francs in Genf gekauft. Ich fand das Teil omahaft und hässlich, aber von der Handtaschenmode verstand ich nichts. Ich schleppte Julias Koffer und meine kleine Reisetasche zum Lift und brachte sie ins Foyer, wo Lescha und Iwan Gezolian uns erwarteten. Gezolian hatte inzwischen unsere Rechnung beglichen. Lescha machte keine Anstalten, mir beim Tragen zu helfen. Als Bedienstete hatte ich keinen Anspruch auf Vorzugsbehandlung, nur weil ich eine Frau war.
    Eine schwarze Limousine mit Schweizer Kennzeichen stand mit laufendem Motor vor dem Hotel. Der Chauffeur stieg aus, und Gezolian befahl: «Anton, nimm die Koffer!»
    Der Fahrer tat wie ihm geheißen. Er war groß, an die zwei Meter. Die schwarzen Haare reichten ihm bis auf die Schulter, ein
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