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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition)
Autoren: Leena Lehtolainen
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seine Frau nicht getan. Vanamo war ihrem Großvater nicht gefolgt, aus der Schlafkammer hörte ich ihre Stimme, die sich mit dem fröhlichen Bellen eines Hundes mischte. Hatten die Huttunens noch denselben Hund wie vor neun Jahren?
    «Was wollen Sie von uns? Geld haben wir nicht», begann Markku Huttunen. «Saara hat dank Gottes Hilfe ihr Leben in Ordnung gebracht, wir wollen nicht, dass es ihr wieder verdorben wird.»
    Ich hatte in dem Auszug aus dem Melderegister, den Laitio mir besorgt hatte, gelesen, dass Saara Huttunen das Sorgerecht für ihre Tochter besaß. In Dingen, die Vanamo betrafen, lag die Entscheidung bei ihr, nicht bei ihrem Vater.
    «Es liegt mir fern, Unruhe zu stiften. Ich möchte nur meine Schwester kennenlernen. Ich habe sonst keine Geschwister.»
    Huttunen musterte mich abweisend. «Woher soll ich wissen, ob jemand Gutes oder Böses im Schilde führt? Das Blut eines solchen Mannes gereicht keinem zur Ehre, und der Altersunterschied zwischen Ihnen und Vanamo ist groß. Es wäre besser, wenn Sie sie in Ruhe ließen.»
    Unter normalen Umständen hätte ich ihm widersprochen, doch die Verbindung zu Vanamo war mir zu wertvoll, um sie gleich zu Beginn aufs Spiel zu setzen.
    «Ich möchte nicht stören. Ich lasse meine Kontaktdaten da, für Saara Huttunen, sie kann selbst entscheiden, wie sie damit umgeht.» Rasch kritzelte ich meine Telefonnummer und meine E-Mail-Adresse auf ein Stück Papier. Visitenkarten besaß ich nicht, die gerieten doch nur in falsche Hände. Als ich über den Hof der Huttunens zu meinem Wagen ging, sah ich, dass Vanamo und ein Bernhardiner mir vom Fenster aus nachblickten. Das Mädchen winkte mir zu, und ich winkte zurück.
     
    «Hilja!» Julia Gerbolts herrische Stimme riss mich aus meinen Gedanken. «Geh ins Hotel, packen! Ein Freund meines Vaters besitzt ein Chalet östlich vom Zentrum, wo wir wohnen können. Da sind wir ungestört.»
    Der Befehl kam mir gelegen, denn auf dem Weg zum Hotel konnte ich versuchen, Juri Trankow anzurufen. Ich stand fügsam auf und warf Lescha einen Blick zu, als wolle ich ihn bitten, in meiner Abwesenheit auf Julia aufzupassen. Er hob kaum merklich die Augenbrauen. Wie gut war er wohl im Judo, war er mir gewachsen? Immerhin hatte ich den schwarzen Gürtel.
    Es war dunkel geworden, über den Bergen funkelten die Sterne. Im Nordosten stand eine schmale Mondsichel, sie schaukelte wie ein Boot, als eine Wolke an ihr vorbeizog. Das Tal war nicht zu sehen, eine Wolkendecke lag über dem Genfer See. Konnte ich es wagen, auf der Straße zu telefonieren, oder sollte ich warten, bis ich im Hotel war? Die meisten Leute, denen ich im Dorf und auf den Pisten begegnet war, hatten Französisch gesprochen, aber auch hier verstanden viele Englisch, die Sprache, in der Trankow und ich uns verständigten. Ich hatte den Verdacht, dass er besser Finnisch verstand, als er mir gegenüber zu erkennen gab. Mit mir sprach er es nur selten und in kurzen, einfachen Sätzen.
    Ich beschloss, vorsichtshalber zu warten, bis ich im Hotel war. Dort schaltete ich das Babyphone ab, das mich mit Julias Zimmer verband, und stöpselte in beiden Räumen die Hoteltelefone aus. Bei unserer Ankunft hatte ich unsere Zimmer routinemäßig nach Kameras und Mikrophonen abgesucht, während Julia mein Treiben belustigt, aber auch zufrieden beobachtet hatte.
    Es war natürlich möglich, dass Juri seinen Arbeitgeber zu den Verhandlungen begleitete, die Syrjänen daran gehindert hatten, mit uns in die Schweiz zu fahren. Egal – wenn ich ihn an die Strippe bekam, konnte er sich auf etwas gefasst machen. Juri meldete sich nicht. Ich hinterließ ihm keine Nachricht, sondern probierte es nach ein paar Minuten erneut. Diesmal klappte es.
    «Hilja, meine Liebe, ich bin gerade beim Malen. Wenn du es nicht wärst, wäre ich gar nicht drangegangen. Wie geht es in der Sch…»
    «Warum hast du mir nicht gesagt, dass Julia die Tochter von Iwan Gezolian ist?»
    Ein Seufzer war die einzige Antwort.
    «Behaupte ja nicht, du hättest es nicht gewusst! Dir muss doch klar sein, wie gut Gezolian über David Stahls Aktionen informiert ist, immerhin war Martti Rytkönen, dein Erpresser, Gezolians Informant. In welche verdammte Falle hast du mich gelockt, Juri? Wenn du jetzt hier wärst, würde ich dich auspeitschen wie einen Muschik.»
    Das war einer der Lieblingssprüche von Valentin Paskewitsch. Juri hatte diese Drohung jedes Mal von seinem Vater zu hören bekommen, wenn er einen Fehler gemacht hatte.
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