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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition)
Autoren: Leena Lehtolainen
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Linie eine Frau, sondern ein Sicherheitsprofi. Die Umarmungen und Wangenküsse wollten kein Ende nehmen, die Szene ließ selbst die Après-Ski-Cliquen verstummen.
    «Lescha, hol uns den besten Champagner!» Ich verstand die russischen Worte. Der Bodyguard ging los, um den Auftrag zu erledigen.
    Julia führte ihren Vater an unseren Tisch. Ich erwartete keine offizielle Vorstellung, hoffte aber, den Namen des Mannes im Pelz aufzuschnappen, damit ich bei Gelegenheit Informationen über ihn einholen konnte. Ein einfacher Gemischtwarenhändler aus Witebsk war er garantiert nicht, dafür trat er viel zu selbstsicher auf.
    Lescha brachte eine Champagnerflasche und zwei Gläser, die Lohnabhängigen bekamen von der Gelben Witwe nichts ab. Da man uns auch nicht zum Sitzen aufforderte, blieben wir beide stehen, und ich hatte das Gefühl, für die Männer nicht wichtiger zu sein als ein Barhocker. Leschas Pranken, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten, sahen stark genug dafür aus, den Korken einfach aus der Flasche zu drehen, doch er hielt sich an die traditionelle Methode. Kein Tropfen ging daneben.
    Erst nach dem ersten Schluck sah Julias Vater mich an.
    «Lescha kennst du ja, Liebling», wandte er sich an Julia, diesmal auf Englisch mit texanischem Akzent. «Nun stell mir auch deinen Schutzengel vor.»
    «Hilja Ilveskero», sagte Julia folgsam. Der Mann reichte mir seine Hand, an der nicht weniger Ringe funkelten als an den Fingern seiner Tochter.
    «Pass gut auf meinen Schatz auf, Hilja. Julia ist mein Ein und Alles. Ich kann mich doch auf dich verlassen? Ich heiße Iwan Gezolian.»

2
    Mike Virtue hätte meine Selbstbeherrschung gelobt. Obwohl in meinem Inneren eine Lawine niederging, zuckte ich mit keiner Wimper.
    «Schön, dass wir uns hier treffen.» Gezolian ließ meine Hand los und deutete auf seinen Leibwächter. «Aleksej Petuchkow, Hilja Ilveskero», machte er uns bekannt, wobei er Schwierigkeiten hatte, meinen Familiennamen auszusprechen. «Aleksej Nikolajewitsch hat schon im Dienst unserer Familie gestanden, als Julia noch ein kleines Mädchen war.»
    Ich drückte meinem Kollegen kurz die Hand. Wir hatten beide die Aufgabe, unsere Auftraggeber zu schützen, aber Freundschaft brauchten wir deshalb nicht zu schließen. Das wollte ich auf keinen Fall. Lescha arbeitete für einen der schlimmsten Verbrecher, von dem ich je gehört hatte. Ich musste telefonieren, und zwar dringend. Hatte Juri Trankow etwa nicht gewusst, wer Julia Gerbolts Vater war? Man sollte doch annehmen, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte, bevor er sich bei Usko Syrjänen verdingte. Allerdings hatte ja auch ich nur Syrjänen ausgeforscht, nicht Julia.
    Iwan Gezolian handelte mit schmutzigen Bomben. Er hatte Usko Syrjänens Geschäftspartner Boris Wasiljew ein SR - 90 -Isotop verkauft, doch dabei war etwas schiefgelaufen, weil einer von Wasiljews Leibwächtern sich als Verräter entpuppt, Syrjänens Jacht
I believe
in die Luft gejagt und das Isotop entwendet hatte. Gerüchten zufolge hatte dieser Mann auch einen Teil der Gezolian zustehenden Kaufsumme in die eigene Tasche gesteckt und stand deshalb auf Gezolians Abschussliste. Gezolian hatte einen Informanten bei der finnischen Zentralkripo gehabt – Martti Rytkönen, den Trankow erschossen hatte. Sicherlich hatte Rytkönen alles an Gezolian weitergegeben, was er über den Mann wusste, der sich das Isotop unter den Nagel gerissen hatte, unter anderem den Namen der finnischen Freundin dieses Mannes. Meinen Namen.
    Es war natürlich möglich, dass Gezolian Frauen nicht als gefährliche Gegner betrachtete. Das war jedoch ein magerer Trost, auf den ich nicht bauen durfte. Sekundenlang sah ich ein Fangnetz, das über einen Luchs geworfen wurde. Anschließend brauchten die Jäger nur noch sorgfältig zu zielen, um das teure Fell nicht unnötig zu durchlöchern. Juri Trankow hatte mich in die Falle gelockt. Das war seine Rache, nachdem ich ihn vor den Augen seines Vaters schwer blamiert hatte. Nicht einmal die Tatsache, dass Laitio und ich ihn nach dem Mord an Rytkönen gedeckt hatten, hatte Trankow davon abgehalten, mich an Gezolian auszuliefern.
    Gezolian trank Champagner und plauderte auf Russisch mit seiner Tochter. Ich wusste, dass Julia in Moskau geboren und russische Staatsbürgerin war, deshalb war ich nicht auf die Idee gekommen, ihr Vater könnte Weißrusse sein. In der Sowjetzeit hatte man die Einwohner des großen Reiches nach Belieben umgesiedelt. Vielleicht war Gezolian zu dem
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