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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition)
Autoren: Leena Lehtolainen
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dem Tanzboden des Gasthofs in Kopparnäs begegnet waren, sowohl zum Opfer als auch zum Täter hätten werden können. Letzten Endes war es Trankow gewesen, der Martti Rytkönen erschoss, einen Kommissar der Zentralkripo, der Informationen an Kriminelle verkauft hatte.
    Mein Handy meldete sich, ich hatte eine SMS bekommen.
    «Hallo, Hilja, unsere Katze Miina hat fünf Junge bekommen. Darf ich eins davon Frida nennen, nach deinem Luchs? Hier ist es noch furchtbar kalt, ich decke die Kätzchen mit Wolldecken zu. Gute Reise! Vanamo.» Lächelnd schrieb ich zurück, die Namenswahl sei eine Ehre für den Luchs. Ich hatte kurz vor Weihnachten von der Existenz meiner neunjährigen Schwester erfahren und sie erst zweimal gesehen. Dennoch war ich schon jetzt bereit, sie gegen jede Bedrohung zu verteidigen. Mike Virtue, der Gründer und Leiter der Sicherheitsakademie Queens, hatte uns eingeschärft, dass wir bei drohender Gefahr nicht an uns selbst denken durften, sondern nur an unseren Schützling. Schon jetzt bangte ich so sehr um meine Schwester, wie ich noch nie um einen Menschen gebangt hatte. Um Julia Gerbolt machte ich mir weniger Sorgen, doch ich wusste, dass ich notfalls auch für sie mein Leben riskieren würde. Ich hatte Mike Virtues Lehren gründlich verinnerlicht.
    Syrjänen hatte uns eigentlich nach Leysin begleiten wollen, doch im letzten Moment war eine wichtige geschäftliche Verhandlung dazwischengekommen. Julia hatte auf Englisch gebrüllt und geschimpft und schließlich auf Russisch Flüche ausgestoßen, die offenbar reichlich wüst waren, denn Trankow, der wie ich Zeuge des Streits geworden war, hatte entsetzt das Gesicht verzogen. Zur Entschädigung hatten wir eine Nacht in Genf Station gemacht und Juweliergeschäfte besucht. Mit ausdrucksloser Miene hatte ich zugesehen, wie Julia noch ein Paar Diamantohrringe erstand. Zum Glück hatte sie die Pelzgeschäfte ausgelassen.
    «Julia besitzt doch wohl keinen Luchspelz?», hatte ich Juri Trankow gefragt, als er zum wer-weiß-wie-vielten Mal versucht hatte, mich zu überreden, in Syrjänens Dienst zu treten. Er hatte sofort verstanden, was ich meinte. Ich hatte einer früheren Auftraggeberin gekündigt, weil sie einen Luchspelz gekauft hatte.
    «Nein, Schätzchen. Julia akzeptiert nur Blaufuchs und Nerz. Luchs passt nicht zu ihrem Teint.»
    Dass Julia aus Tierschutzgründen auf einen Luchspelz verzichtete, hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Ich überlegte, warum sie für den After-Ski-Drink gerade die Bar Le Lynx gewählt hatte, die nicht besonders elegant war. Womöglich gefiel ihr die Techno-Musik, die hier lief. Vielleicht verdankte die Bar ihren Namen der Tatsache, dass man sich in den letzten Jahren bemüht hatte, den durch die Jagd schon fast ausgerotteten Luchsbestand in den Schweizer Alpen wieder aufzupäppeln. Die Ergebnisse waren vielversprechend.
    Satu Syrjänen hatte sich nach Kräften bemüht, eine Medienkampagne als verstoßene Ehefrau zu führen; sie hatte allen möglichen Illustrierten Interviews gegeben und einen Verlagsvertrag über ihre Memoiren geschlossen.
    «Ich war die Ärztin von Uskos erster Frau und habe sie behandelt, als sie schwer erkrankte. Nach ihrem Tod brach Usko zusammen und suchte meine Unterstützung. Ohne mich wäre er dem Alkohol verfallen, aber ich habe ihm wieder auf die Beine geholfen. Und das ist nun der Dank nach all den Jahren.» Julia hatte über die Stories nur gelacht und Satu im konkurrierenden Boulevardblatt empfohlen, mindestens zehn Kilo abzuspecken und sich die hängenden Augenlider liften zu lassen. Bis auf weiteres fochten die beiden ihren Kampf nur in den Medien aus.
    Usko Syrjänen hatte in Långvik bei Kirkkonummi eine Villa am Meer gemietet, doch das hatte Julia nicht gereicht. Die Datscha sei viel zu weit vom Helsinkier Zentrum entfernt. Also kaufte Syrjänen eine Zweitwohnung am Bulevardi in der Innenstadt. In der Neunzimmerwohnung war auch für Trankow und mich Platz; wir teilten uns das für das Personal reservierte Bad mit Hanna. Juri fühlte sich allerdings in Långvik am wohlsten, kam aber immer nach Helsinki, wenn Syrjänen ihn brauchte.
    Julia bat mich, den Kellner an unseren Tisch zu winken. Sie wollte noch einen Mojito. Für mich bestellte ich einen doppelten Espresso. Offenbar hatte Julia vor, in der Bar auf ihren Vater zu warten. Wir wohnten im besten Hotel von Leysin, das Julias Ansprüchen jedoch nicht genügte. Die Toilettenartikel seien Billigprodukte, und die Champagnerauswahl
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