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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt
Autoren: Heinrich Hanf
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absolute Gegenteil dessen, was einst damit bezweckt worden war. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, werden Sie das vollkommen verstehen. Im Augenblick macht es auch wenig Sinn, mit Worten lehren zu wollen. Was Sie oder mich nun unmittelbar beschäftigen sollte, ist jenes biblische Motiv, das schon Generationen von Dramatikern und Religions-Philosophen fasziniert hat. Sie wissen wovon ich spreche, nicht wahr?«
    Telly stützte sich auf die Reling und spuckte ziemlich unpriesterlich in hohem Bogen ins Wasser.
    »Ich nehme an, Sie beziehen sich auf die herausragende Rolle des Judas?«
    »Ganz recht«, sagte Hieronymus und nickte ernst mit dem Kopf. »Wir müssen Zenghi über das Wesen des Klons aufklären und ihn umgehend über dessen Reiseziel unterrichten! Ich weiß zwar nicht wirklich, was der Mutant in Jerusalem vorhat, aber ich kann eine Art dunkler Macht spüren, die jener des Klons durchaus verwandt ist. Es scheint mir so, als wolle er sich irgendwie dieses obskuren Feldes bedienen, das offenbar mit diesem Ort verbunden ist! Wir haben nicht mehr viel Zeit und deshalb ist alles, was wir jetzt noch tun können, diesem Kerl sofort die gesamte islamische Welt auf den Hals zu hetzen; in der Hoffnung, dass sie ihn rechtzeitig erwischen und umbringen werden. Wenn Sie also stark genug sind, sich außer Ihren albernen Schuldgefühlen auch noch mit einem ordentlichen Judassyndrom herumzuschlagen, dann sollten Sie jetzt mit mir zu Herrn Attabek Zenghi gehen und diesem Herrn die einmalige Gelegenheit bieten, sich auf spektakuläre Weise um die immens gewachsenen Rachegelüste Allahs verdient zu machen!«
    Sprach’s, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zielstrebig in Richtung Kommandobrücke, denn er vermutete, den beleibten Imam am ehesten dort anzutreffen.
    Reverend Suntide zögerte keine Sekunde und beeilte sich, mit dem Alten Schritt zu halten.

High Noon
    Der private Airbus des wohlwollenden Sultans von Oman befand sich nach einem Direktflug von Riga in Lettland zur Insel Zypern bereits im Landeanflug auf das Rollfeld des Flughafens von Larnaka, als der dicke Imam Zenghi aus seinem unruhigen Schlaf geweckt wurde. Die Maschine war noch gar nicht richtig ausgerollt, da fuhr schon der schwarze Mercedes des iranischen Botschafters auf die Piste. Ohne jede ernsthafte Zollformalität wechselten Zenghi und einige seiner Männer vom Flugzeug in die Limousine und rasten damit unverzüglich zum nahe gelegenen Hafen, wo schon seit einer Stunde die superschnelle Motoryacht eines wohlgesonnenen Prinzen aus Riad auf sie wartete.
    Als die 4000-PS-Maschine endlich unter Vollgas röhrte und der Rumpf des eleganten Bootes nur mehr mit drei Punkten die unter ihm dahin rasende Wasserfläche berührte, fühlte Attabek zum ersten Mal die Gewissheit, doch noch zur rechten Zeit am rechten Platz einzutreffen. Seine Enttäuschung und Wut waren groß gewesen, als er nach der Eroberung der Insel ›Nazaret‹ feststellen musste, dass die christliche Teufelsbrut das Nest längst mit unbekanntem Ziel verlassen hatte. Einzig durch Allahs Fügung konnte es dann geschehen, dass er doch noch in Erfahrung bringen konnte, wohin sich dieser unsägliche Nathan Brock mit dem geklonten Teufel auf den Weg gemacht hatte. Er war stolz und glücklich, die beiden Fremdlinge namens Meyrink und Suntide klugerweise nicht nur am Leben gelassen zu haben, sondern dass jene zu seiner Überraschung auch noch Glaubensbrüder waren.
    Er hatte schon gar nicht mehr davon zu träumen gewagt, dass seine lang gehegten und sorgsam gehüteten Pläne doch noch in Erfüllung gehen könnten! Allein schon bei dem Gedanken an das dämliche Gesicht des überheblichen und blasierten Imam Abd el-Khaliq Madrasi empfand Attabek Zenghi größte Genugtuung. Mit einem Mal war der tragbare, nukleare Sprengsatz, den er bereits vor Jahren in den unbekannten und halbverschütteten Gängen und Gewölben tief im Inneren des Tempelberges von Jerusalem versteckt hatte, wieder zu einem Faustpfand von unschätzbarem Wert geworden. Pakistanische Gotteskrieger hatten in den Wirren des Grenzkrieges durch absoluten Zufall einen indischen Atomsprengkopf erbeutet, der auf Umwegen in die Hände des Imam Zenghi geraten war. Attabek hatte den Gefechtskopf in Nordkorea auf ein anderes Zündsystem umrüsten lassen, bevor die Bombe von Hamas-Aktivisten auf sein Geheiß in den Katakomben versteckt worden war. Die Funktion und ständige Bereitschaft des Zünders war durch den heimlichen Anschluss an das
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