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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels
Autoren: Uwe Gardein
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verstört das grelle Licht.«
    Wie sollte es nun weitergehen? Wenn es keinen Weg zu geben scheint, helfen die Erinnerungen. Ekuos wollte sich erinnern, denn vielleicht fand er dadurch zu einer Lösung. Kida die Wölfin war nur eine Möglichkeit, die andere lag in ihm selbst. Ekuos schloss die Augen und wartete. Es gab die unangenehme Aussicht, dass er den Traum mit Atles noch einmal erleben musste, dann aber als tatsächliches Geschehen. So etwas war bereits häufig passiert, nachdem er das zweite Gesicht gehabt hatte. Aber es musste nicht sein und darauf hoffte Ekuos. Viele Menschen beneideten ihn um diese von den Göttern gereichte Gabe, aber für ihn war das anders. Es machte ihm zu schaffen, besonders dann, wenn der Tod seine Finger im Spiel hatte.
    Er hatte das Feuer am Himmel gesehen und später das Licht. Kurz danach sang kein Vogel. Doch der Himmel hatte ihm noch nichts erzählt. Was könnte das mit dem Verschwinden von Atles zu tun haben?
    Ekuos suchte am Himmel die Stelle, an der er vor wenigen Nächten das Feuer gesehen hatte. Für ihn hielt der Himmel auch am hellen Tag einen Stern bereit, an dem er sich orientieren konnte. Nun fand er ihn nicht. Hielten die Götter ihre Hände nicht mehr über ihn, weil er Atles suchte und seinen Platz verlassen hatte?
    Vom Wald her hörte Ekuos einen kaum wahrnehmbaren Laut und drehte sich um. Kurz darauf erschien die Wölfin erneut zwischen den Bäumen und schaute ihn aus ihren gelben Augen an. Sie blieb ruhig stehen und fixierte ihn nur. Kida steckte ihre Nase in das Fell und drehte sich nach Norden. Ekuos stand bei einer Eiche und erkannte die Himmelrichtung an der Bemoosung des Stammes. Der häufigste Regen kam von Westen, also war diese Stelle wiederholt feucht und auch grüner. So konnte er sich orientieren.
    Ekuos, hörte er eine Stimme nach ihm rufen. Ekuos, wo bist du?
    Atles rief nach ihm und er hatte die Gabe es zu hören. Ihr Götter, nehmt eure Augen nicht von mir. Ekuos berührte seine Augen. Er verneigte sich aus Dankbarkeit für den geschenkten Tag. Ich will ihn nützlich verbringen, damit ihr zufrieden seid mit mir. Gebt mir das Licht, damit ich sehen kann. Zeigt mir den Weg, den ich gehen soll.
    Nichts ist so endlos wie ein angefangener Gedanke. Ekuos schloss die Augen und öffnete sie dann ganz langsam, damit er besser und schärfer sehen konnte.
    Wenn man seine Augen öffnet, dann ist das wie mit dem Licht eines neuen Tages. Das geöffnete Auge ist wie eine neue Hoffnung auf das Leben.
    Er öffnete sie nicht ganz, ließ sie zu kleinen Sehschlitzen sich öffnen, damit das Licht ihn nicht blenden konnte. Am Himmel fragte kein einziger Vogel mehr nach dem Weg, wo noch den ganzen Tag ein frisches Geschnäbel und Gezwitscher zu hören gewesen war. Keine Vögel weit und breit? Aber der Himmel war der Himmel, da hatte sich nichts geändert.
    Ekuos nahm nun die Eberesche vorsichtig in Augenschein und schloss sogleich wieder die Augen. Er brauchte nichts mehr zu sehen, denn nun war ihm die Wahrheit über die Stille an diesem Ort klar geworden. In dem Baum hing ein Mensch. In den Baum hatten andere Menschen einen Menschen hineingeflochten, festgebunden, eingehängt, an starken Ästen befestigt. Ekuos blieb mit geschlossenen Augen in der gleichen Sitzstellung und versuchte, ruhig zu bleiben. Die Tiere blieben in seiner Nähe, drückten ihre Leiber dicht an dicht. Der Tod war dort drüben, lagerte in der Nähe des Baumes, deshalb waren keine Lebewesen in der Luft oder auf der Erde. Wo der Tod war, dort mochte niemand sonst sein. Ekuos stöhnte leise auf, ohne dass es seine Absicht war. Leise begann er zu klagen, ohne dass es seine Eingebung war. Er konnte nichts tun, sich nicht bewegen und schon gar nicht konnte er einfach aufstehen und davongehen. Er blieb liegen und dachte an sein Dorf.
    »Atles ist im Baum!«, rief Ekuos.
    Ekuos stellte sich vor, wie ihn der Tod begleitete und ihn zu Atles führen würde, damit er ihn retten konnte. Er hatte den Tod bereits als Knabe getroffen, als der Vater nicht mehr kam und der Tod sagte ihm, ›klage nicht, denn die Seele bleibt unsterblich‹. Also wird ihm der Tod keine Hilfe sein.
    Die Eberesche ist der Baum des Lebens, dachte Ekuos. Daraus folgerte er, dass auch Atles noch lebte, sich aber in großer Gefahr befand. Er griff nach dem kleinen Behältnis, das er am Altar der Großen Mutter an sich genommen hatte, öffnete es und roch daran. Es enthielt roten Wein, das Blut des mächtigen Sonnengottes. Ekuos wollte sich
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