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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels
Autoren: Uwe Gardein
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zerstört wurden. Dann verließ er den Ort und stieg den Berg hinauf. Er wollte auf die Spitze gelangen und den Göttern lauschen. Der Geruch von nassen Steinen und ein Wind aus fernen Himmeln berührten ihn. Ekuos erklomm die letzten Felsen und schaute zum Firmament hinauf. Als er seinen Kopf umwandte und auf die andere Seite der Berge schaute, da sah er es und mit einem Mal war in ihm nur noch Schweigen. Das Land in der Ferne lag unter einer dichten Schicht aus schwarzen Wolken, die weit hinaufreichten und alles Licht vernichtet hatten. Er war den ganzen Weg zurückgeritten, um dieses Elend zu sehen. Unter ihm lag das zerstörte Land seiner Sippe und die Erde seines Lebens als Hirte. Nun erkannte er es nicht mehr wieder. Jetzt war es das Land, in dem selbst die Steine gebrannt hatten. Alles war schwarz. Es gab keine Bäume mehr, nur noch abgebrannte Stümpfe. So weit das Auge reichte, hatte das große Feuer gewütet und noch immer brannte und qualmte es an einigen Stellen. Zu hören war nichts. Es war so still, dass es ihn schmerzte. Wo war der große See des Bedaius, wo waren die Dörfer und großen Orte geblieben? Ekuos stieg zurück über die Bergspitze auf die gute Seite und fand Amanda, die dort auf ihn gewartet hatte. Hier oben gab es Ziegen, die aus den Herden der Menschen im Tal entkommen waren und wieder verwilderten. Sie würden den neuen Siedlern noch nützlich sein, dachte Ekuos. Für Werena, Atles, Matu, Rosmerta und Dala hielten die Götter ein Weiterleben bereit. Noch einmal würden sie Gelegenheit bekommen, um sich zu bewähren und die Erde im Sinne der Götter zu hegen und zu pflegen. Die Götter konnten den Himmel immer wieder herabstürzen lassen, wenn sich die Menschen nicht ändern würden.
    Rosmerta war mit Dala zum Kräuterpflücken unterwegs gewesen, als sie an der Entwicklung der Pflanzen erkannte, dass es Zeit war, Beltane zu feiern. Es konnte nur ein bescheidenes Fest werden im Angesicht der schrecklichen Dinge, die sie alle erlebt hatten. Aber sie wollte einen Baum in die Mitte zwischen die Häuser stellen und ein Feuer machen, um die Asche später über die Erde zu verteilen. Wie bereits beim Bau der Häuser fehlten auch beim Kochen der Speisen fast alle nötigen Utensilien. Sie besaßen keine Schmelzöfen, also hatten sie keine Gegenstände aus Eisen. Sie brieten Hasen auf Holzspießen und sonst bot sich nicht viel mehr zum Verzehr an. Atles hatte nicht gedacht, dass er Salz einmal vermissen würde. Rosmerta fand Felder mit Pflanzen, die sich zur Ölgewinnung eigneten, aber für die Ernte war es noch zu früh. Sie hatte Matu hinunter an den Fluss geschickt, um Fische zu fangen, doch er kam schnell wieder zurück. Er war in das Wasser gefallen und gefangen hatte er nichts. Niemand von ihnen sprach es aus, aber das Leben vor dem Ereignis des Feuers und der Finsternis war doch ein schönes und voller guter Dinge gewesen, die jeder auf seine Weise nun vermisste.
    »Tod und Leben«, riefen die Frauen und warfen Asche in die Luft.
    Die Nacht vor dem Fest gehörte den Menschen aus der Anderswelt. Sie kamen zu Besuch und die Frauen und Männer waren froh, als sie wieder fort waren. Man fürchtete sich, weil niemand die Menschen der Anderswelt sehen konnte.
    »Hohes Feuer«, riefen sie gemeinsam am Morgen. »Beltane. Beltane.«
    Sie baten die Götter um ein glücklicheres Leben. Nun war die Zeit des Sommers angebrochen und Paare durften sich finden. Wie es der Brauch zum Beltanefest war, entschied Rosmerta, dass Dala und Matu in eine Hütte zogen, während Werena und Atles das zweite Haus für sich nahmen. Rosmerta behielt ihren eigenen Platz am oberen Felsüberhang. Erst in diesem Moment wurde ihnen bewusst, dass Ekuos und Amanda nicht mehr bei ihnen waren. Als sie etwas verlegen am Baum des Gottes Beltane zusammenkamen, da war Ekuos bereits fort. Sie suchten ihn an der nahen Quelle, doch er hatte bereits die Bergspitze weit hinter sich gelassen und war in das Tal hinabgestiegen auf dem Weg in die Zerstörung und Finsternis. Amanda war ihm gefolgt. Aber sie musste dort bleiben, wo das Licht war. Unmissverständlich zeigte ihr Ekuos an, dass sie ihm nicht weiter folgen durfte. Sie standen voreinander und sahen sich stumm an. Er hatte die Warnungen des Himmels nicht erkannt und nun waren seine Leute und das Land tot. Er war Ekuos der Hirte und Seher, er hatte die Verantwortung zu tragen, also ging er hinüber in die ewige Finsternis. Er musste sich für die Lebenden opfern. Amanda blieb. Sie
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