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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels
Autoren: Uwe Gardein
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Dadurch war ihm, als wäre sein Weg hier noch nicht zu Ende. Was sollte er tun, wenn sie tot daliegen blieben und nie mehr aufstehen würden? Er dachte an Amanda. Sie würde, wenn es denn so gewollt war, von sich aus nicht zweifeln. Aber wieso zweifelte er? Hatte er nicht vorher noch an das Leben, an ihr weiteres Leben gedacht? War er nicht vollständig davon überzeugt gewesen? Er schaute auf dieses schmale, ein wenig runde Gesicht mit der schlanken Nase und den breiten, blassen Lippen. Sie wirkte wie tot. Lag es daran, dass sie kaum Zeichen trugen? Nein, das konnte es nicht erklären. Die Götter hatten sie vor dem Tod bewahrt und den Zwerg sterben lassen. Ahnte sie, was ihn bewegte und er vorhatte?
    Ekuos erhob sich und kehrte um. Er würde mit ihnen in die Berge reiten und in der Höhe einen Platz finden, auf dem sie siedeln konnten. Ganz hoch oben im Berg, wo die Sonne zum Greifen nahe war. Dort konnten sie wieder freier atmen und sich dem einfachen Leben weihen.
    Matu sprach mit sich selbst, während er niederkniete und die gefangenen Hasen von ihren Fesseln befreite. Ekuos hörte seine Stimme, aber nichts an Worten. Vielleicht setzte Matu gar keine Wörter aneinander, sondern sprach einen Liedtext oder irgendetwas zu seiner Beruhigung? Ekuos hätte ihn fragen können, aber er sah, wie schwer es Matu fiel, die Tiere in seiner Lage berühren zu müssen. Er durchschnitt mit einem kleinen Messer die Fangschlingen. Seine inneren Fesseln schnürten ihm unsichtbar die Atemluft ab. Ihm war, als würde ein Riese mit kräftigen Armen den Oberkörper zerquetschen. Wenn der getötete Zwerg zu den Wächtern der Schätze im Boden der Großen Mutter Erde gehört hatte, dann würde er nie mehr Frieden finden.
    Ekuos erkannte die inneren Qualen von Matu. Er dachte, auch die Furcht kann einen mächtigen Körper so fest binden, dass er keine Bewegungen mehr machen kann. Dann schaute er auf Atles.
    »Die Herren fuhren in ihren Wagen einfach an dem alten Mann vorbei und ließen ihn, vom hoch geworfenen Schmutz ihrer Räder verunstaltet, hinter sich. Sie lachten ihn nur deshalb nicht aus, weil sie seinen Fluch fürchteten. Aber ihre Welt war nicht mehr jene unserer Sippen. Wir gruben das Salz aus den Bergen und sie lachten über uns. Nun folgte die Strafe und sie werden mit den Fingern auf andere zeigen, weil sie nicht daran Schuld tragen wollen.« Atles sprach zu Werena.
    Amanda war aus einem solchen Haus und der Zwerg war ihr Sklave gewesen, wenngleich er kein wirklicher Sklave war. Vielleicht trug ihre Familie auch eine Schuld und Ekuos war eine Geisel, die so lange bleiben musste, bis die Schuld an die Götter zurückgezahlt war? Aber Amanda glaubte nicht, dass Atles sie gemeint hatte. Er kannte sie ja gar nicht als Tochter der Kij.
    Sie mussten weiter. Ekuos ritt durch ein Tal und dem Tal folgte ein weiteres, bis er einen Bachlauf und einen Fluss fand, denen er in den Berg folgte. In der Höhe fand er ein Wäldchen und eine Quelle, die er als den rechten Ort zum Siedeln betrachtete. Sie waren sehr hoch gestiegen und hatten die Pferde zunächst einmal in einer Höhle zurückgelassen. Wie sich schnell zeigte, waren sie nicht allein. An einer günstigen Stelle am Berg hatte Rosmerta Tücher zwischen zwei Bäume gespannt, unter denen sie ihr Lager aufgeschlagen hatte. Sie war mit einem Mädchen zusammen.
    »Dala wird mir einmal nachfolgen«, sagte sie.
    Das Mädchen war voller Brandwunden und es sprach nicht. Rosmerta hatte sie unter Sträuchern versteckt entdeckt, so wie sie kleine Vögel entdeckte, die aus dem Nest gefallen waren und um die sie sich kümmerte. Sie nannte das Mädchen Dala, weil es einen Namen brauchte, denn schon nach wenigen Tagen bemerkte sie, wie geschickt die Kleine mit den zu schneidenden Kräutern umging. Vielleicht hatte sie in ihrem vorherigen Leben bereits bei einer weisen Frau lernen dürfen. Rosmerta wollte ihr alles Wissen über die Pflanzen beibringen, denn nur so konnte die Lehre von den Kräutern unter den auserwählten Frauen erhalten bleiben.
    So weit oben am Berg konnten sie nicht wohnen. Um sich feste Häuser bauen zu können, mussten sie also wieder hinab. Matu und Atles fanden genug umgestürzte Bäume, die sie zum Bauen nutzen konnten und Werena half ihnen bei der Arbeit. Als die beiden Häuser Tag um Tag nur langsam wuchsen, arbeiteten auch Rosmerta und Dala mit. Ekuos verlangte, dass die Hütten nicht zu dicht zusammenstanden, damit sie im Falle eines Unglücks nicht gleichzeitig
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